[Links nur für registrierte Nutzer]Dass die Türkische Gemeinde in Deutschland, aber auch die Grünen das Urteil des EuGH begrüßen, der entschied, dass Sprachtests für nach Deutschland nachziehende türkische Ehepartner gegen europäisches Recht verstoßen, überrascht nicht. Dass aber auch viele deutsche Medien die Entscheidung positiv bewerten, macht deutlich, dass vielen Journalisten nicht bewusst ist, welche Folgen die Zementierung von Parallelgesellschaften hat. Dabei betonen nicht nur Politiker in Sonntagsreden, dass „Sprache der Schlüssel zur Integration“ sei, auch in zahlreichen Zeitungskommentaren taucht der Satz regelmäßig auf, aber offenbar nur, wenn er gerade passt. Bezüglich des EuGH-Urteils ist es nun offenbar angebracht, Mitleid mit den armen, von der deutschen Bürokratie zu Sprachtests genötigten Ehegatten türkischstämmiger Deutscher zu haben. Dass es aber in deren eigenem Interesse ist, zumindest über geringe Deutschkenntnisse zu verfügen, kommt vielen Bejublern der EuGH-Entscheidung gar nicht in den Sinn. Wie sollen sich diese Nachzügler aber in ihrer neuen Heimat zurechtfinden, wenn sie selber nicht einmal beim Arzt deutlich machen können, worunter sie leiden, und es häufig schon daran hapert, dass sie die Praxis nicht finden, weil sie nicht nach dem Weg fragen können?
Wie gut, dass es in Deutschland schon Stadtteile gibt, in denen sich solche Menschen auch ohne Deutschkenntnisse bewegen können, könnte man jetzt zynisch anführen. Zudem sind jene nachgezogenen Ehegatten bestimmt auch viel fügsamer innerhalb ihrer neuen Familie, wenn sie sich aufgrund fehlender Sprachkenntnisse kein eigenes Bild von ihrer neuen Heimat machen oder gar ein eigenes Umfeld aufbauen können.
Wobei es durchaus mysteriös ist, dass offenbar noch so viele junge, in Deutschland geborene Türken einen Partner heiraten, der im Land ihrer Ahnen das Licht der Welt erblickte. Schon erstaunlich, wie viele Urlaubslieben da entstehen, wenn die Großeltern in der Türkei in den Ferien besucht werden. Angesichts von 350000 Familiennachzügen aus der Türkei von 2005 bis 2013 könnte es aber auch sein, dass so manche Ehe nichts mit Liebe zu tun hat, sondern ein Arrangement ist. Aber derartige Gedanken kommen wohl keinem der EuGH-Urteilsbefürworter, obwohl viele immer betonen, wie wichtig es ist, dass Menschen selber frei über ihr Leben entscheiden.
Aber wir wollen an dieser Stelle nicht auf so etwas wie Menschenrechten herumreiten. Sonst käme man vielleicht noch auf die Idee, auch das Thema Meinungsfreiheit anzusprechen. Dann wiederum könnte man folgenden Satz erwähnen: „Anmerkung der Redaktion: Aufgrund einer Vielzahl fremdenfeindlicher und extremistischer Äußerungen haben wir die Kommentarfunktion zu diesem Artikel abgeschaltet.“ Dieser Satz stammt aus der Internet-Ausgabe der „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ („WAZ“) und stand unter einem Artikel, in dem es um eine Online-Petition ging, die sich für einen verpflichtenden bundesweiten Gebetsaufruf für Muslime einsetzt. Noch Fragen? Bel
Der Artikel ist gut geschrieben und enthält genau die Punkte, um die es geht, nämlich um die Selbstbestimmtheit derer, die ohne Kenntnisse der Sprache hier auch hilflos sind und damit in Schach gehalten werden können.
Ich wünschte mir solche Aussagen auch einmal in den türkischen Zeitungen, die zu den Bejublern der Entscheidung aus Brüssel gehören. Auch die Minister mit Migrationshintergrund jubeln. Was anderes kann man denn von ihnen erwarten ?