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Thema: Gerechtigkeit

  1. #1
    Toxisch Benutzerbild von John Donne
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    Da ich beim Lesen von Diskussionsbeiträgen immer wieder feststelle, daß er nicht beachtet wird, möchte ich auf folgendes hinweisen:

    Es ist ein rechtsstaatlicher Grundsatz, daß es im Unrecht keine Gleichheit gibt. Das heißt etwas überspitzt, es gilt die Implikation
    A wird bestraft => A hat eine Verfehlung begangen
    und es gilt nicht
    A hat eine Verfehlung begangen => A wird bestraft.
    Es liegt also insbesondere keine Äquivalenz vor. Selbst dann nicht, wenn unter "A hat eine Verfehlung begangen" verstanden wird "A hat eine Verfehlung begangen, die nachgewiesen werden kann" (Denn nur solche können nach rechtsstaatlichem Verständnis bestraft werden.)
    Das mag alles sehr abstrakt klingen, hat aber große konkrete Bedeutung:
    - Man hat keinen Rechtsanspruch auf Duldung des eigenen Vergehens, nur weil etliche andere damit durchgekommen sind.
    - Die Tatsache, daß etliche andere ebenfalls Verfehlungen begangen haben exkulpiert in keiner Weise. (Vielmehr gewinnt man bei solchen Versuchen eher den Eindruck, derjenige sollte sich das Sprichwort "Ein jeder kehr vor seiner Tür, er find't wohl Kot genug dafür." nocheinmal zu Gemüte führen.)

    Den ersten Punkt kennt jeder, der schonmal geblitzt wurde - und er wird vielfach als ungerecht empfunden. Genau deshalb werden schwerere Vergehen wohl von Amts wegen verfolgt und nicht erst, wenn sie angezeigt oder quasi "zufällig" von Ermittlungsbehörden beobachtet werden: Ungleichheit im Unrecht bedeutet nicht Willkür! Was die Deckungsgleichheit vom Gerechtigkeit und Recht sowie den Vorwurf der Willkür angeht, wird also schon eine gewisse Gleichheit auch im Unrecht angestrebt. Sie vollends zu verwirklichen fehlt den Behörden allerdings wohl das, was neudeutsch manpower heißt, - und der Bevölkerung verständlicherweise die Lust auf einen derartigen Polizeistaat. Ich halte es allerdings für verfehlt, sich ungerecht behandelt zu fühlen, weil man selbst, vielleicht nur zufällig, beim Versicherungsbetrug oder der Steuerhinterziehung - beides moderne Volkssportarten und damit nach Ansicht etlicher reine Kavaliersdelikte - erwischt wurde. Die Ansicht der etlichen ist zurecht falsch. Müßte es stets Gleichheit auch im Unrecht geben, könnten Krebsgeschwüre wie Schwarzarbeit, Steuerhintzerziehung und Versicherungsbetrug nie angegangen werden, da man immer irgendwo anfangen muß und naturgemäß die, gegen die nicht zuerst ermittelt wurde, bevorteilt sind.

    Der zweite Punkt berührt insbesondere auch größere und größte, politische und historisch bedeutsame Verfehlungen wie Völkermord, Krieg und Diktatorendasein: Die Tatsache(!), daß der Kommunismus weiltweit bedeutend mehr Menschen das Leben kostete als der vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselte zweite Weltkrieg in Europa, bedeutet nicht, daß der Nationalsozialismus dadurch nur einen Hauch seiner Schuld verliert oder als Ideologie "besser" wäre. (Die Anführungszeichen deshalb, weil ich für solche Dimensionen die Verwendung des Wortes gut für maßlos euphemistisch und unangebracht halte).
    Wer - um ein politisches Beispiel zu geben - rechts- oder linksextremistich motivierte Straftaten begeht und bestraft wird, wird zurecht bestraft und sollte dem Staat nicht vorwerfen, auf dem anderen Auge blind zu sein. Und selbstverständlich hängt die Strafwürdigkeit eines Vergehens nicht davon ab, ob sie politisch motiviert war oder nicht. Daß die Strafen manchmal dennoch höher ausfallen liegt meines Erachtens auch daran, daß politisch motivierte Straftäter selten Reue zeigen, weil sie sich zu Unrecht im Recht wähnen.

    Grüße
    John

  2. #2
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    Hallo John!!

    Im großen und ganzen gebe ich dir schon irgendwie recht.
    Fakt ist, daß die Mentalität sich in eine verantwortungslose Richtung bewegt, wie du schon in deinem Beitrag schreibst.

    Allerdings stellt sich mir die Frage warum ist das so?
    Man sollte doch meinen, daß in einem Rechtsstaat, in dem "Gerechtigkeit" waltet es zu so einer Entwicklung gar nicht kommen dürfte oder liege ich da falsch??

    Meines erachtens leben wir zwar in einem Rechtsstaat, der sich allerdings nicht auf Gerechtigkeit beruht. Es gibt eine ganze Menge Beispiele, die beweißen das wir alle gleich sind, doch mancher gleicher.
    Da mußt du mir doch recht geben oder??

  3. #3
    Göttlicher User Benutzerbild von subba
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    In Ansätzen ist deine Überlegung richtig: Der Rechtsstaat ist ungerecht.

    Leider ist die Haltung wie du an deine Überlegungen ran gehst meiner Meinung nach nicht richtig.

    Die Frage lautet nicht: "Ich wurde bestraft, warum dann ein Anderer nicht ??". Die Frage ist vielmehr: "Wer hat das Recht zu entscheiden was ich nicht tun darf".

    Sei lieber froh dass man eine Chance hat nicht erwischt zu werden. Die Grenzen die der Staat zieht sind zu eng und es ist gut, dass man sie bisweilen überschreiten kann.

    Das Blitzen ist da ein hervorragendes Beispiel: Warum sollten für eine 90 jährige Oma im Winter bei Schneefall und Glatteis und das um 3 Uhr Nachts die selben Geschwindigkeitsbeschränkungen gelten wie für mich mit meinen 21 Jahren, bei Sommer und strahlendem Sonnenschein ?? Da sieht man doch eindeutig dass diese Regeln so gemacht sind, dass sie zur Abzocke verkommen. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung zu berichten dass auf der Landstraße ganz locker 160 km/h fahrbar sind ohne dass das auch nur Ansatzweise so gefährlich ist wie die 60 km/h einer alten Oma am selben Ort zur selben Zeit. Deshalb sollten Geschwindigkeitsregelungen durch reaktionstests und dergleichen an den Fahrer angepasst werden. Gleiches gilt für Strafen denn für den einen ist eine Geld oder Haftstrafe schlimmer als für den anderen. Wer also entscheidet ob man für eine bestimmte Tat nun 5 Jahre oder 5 Jahre und einen Monat in den Knast geht ??

    Da das aber alles nicht realisierbar ist gibt es für mich nur eine Konsequenz: Scheiß aufs Gesetz und versuche dich nicht erwischen zu lassen.
    I am unable to accept the idea that I should be an obedient subject of a gang of corrupt, unprincipled thugs who pontificate about freedom while enslaving the population.
    --John Pugsley, JPJ Nov 96

    Big government is cancerous. Like a cancer, it hurts the body and tends to spread, doing more and more harm as it grows. It is time for some radical surgery.
    --George C. Leef, director of FEE’s Freeman Society Discussion Clubs

  4. #4

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    Original von subba
    ....
    Da das aber alles nicht realisierbar ist gibt es für mich nur eine Konsequenz: Scheiß aufs Gesetz und versuche dich nicht erwischen zu lassen.
    Ist das nicht ein wenig egoistisch?
    Ich glaube, wenn man die höhe der Bussen, Strafen usw. personenbezogen festlegen würde, dann wäre das Gefühl Ungerechtigkeit zu empfinden noch viel grösser. Die alte Oma würde sich gegen Dir über ungerechtigt behandelt fühlen.

    Ich bin mit dem Motto "Vor dem Gesetz sind alle gleich" zufrieden.

  5. #5
    Göttlicher User Benutzerbild von subba
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    Naja im STV mach ich eh was mir passt. Und ich werde eher das Nummernschild abschrauben als mir das verbieten zu lassen !

    Und ansonsten gilt eben das Prinzip: Lass dich nicht erwischen !
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    --John Pugsley, JPJ Nov 96

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  6. #6
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    Original von subba
    Da das aber alles nicht realisierbar ist gibt es für mich nur eine Konsequenz: Scheiß aufs Gesetz und versuche dich nicht erwischen zu lassen.
    Und genau diese Einstellung, die ich zwar nachvollziehen kann, ist nicht gut. Denn durch solches denken verändert sich der Rechtsstaat in eine unverantwortbaren Richtung und gibt radikalen Politikern recht und macht.

    Nimm als beispiel New York. Nachdem die Kriminalität enorm wuchs, wurde von Giuliani die Zero Tolerance eingefürt (leider habe ich keinen Link dazu). Das geht in die Richtung Polizeistaat. Und das hatte ganz bittere Auswirkung. Er konnte dieses aber nur durchsetzen weil man im Anlaß dazu gab.

    Außerdem finde ich das Beispiel mit dem Blitzen etwas zu einfach. Es ist doch klar, das man auch 160 km/h (ich hab den selben Fahrstill) auf einer Landstraße fahren kann. Das kannst vielleicht du und Tausend andere auch. Das Problem ist aber, daß das Millionen nicht können und es denoch Versuchen würden, wenn es keine Regelung geben würde. Uns Menschen wurde das Denken abgesprochen. Dadurch wiederum kann sich der Rechtstaat in einer beliebigen Form entwickel. Und das hat er meiner Meinung nach auch, nur nicht in Richtung Gerechtigkeit.

  7. #7
    Göttlicher User Benutzerbild von subba
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    Ja, der Staat entwickelt sich in eine Scheiß Richtung aber nur weil Millionen behinderte Arschlöcher sind heisst das nicht, dass ich nicht trotzdem 160 auf der Landstraße fahren kann und werde !! Soll der Staat doch zero Tolerance einführen !! Es gibt jede Menge EU Länder in die ich locker flockig auswandern kann ohne dass es auch nur jemand merkt ! Der Staat kann mich solangsam eh mal am Arsch lecken.

    Sorry aber verarschen kann ich mich selber !
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    --John Pugsley, JPJ Nov 96

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  8. #8
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    Findest du das nicht etwas zu einfach...??

  9. #9
    Göttlicher User Benutzerbild von subba
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    Original von Shervus
    Findest du das nicht etwas zu einfach...??
    Nein !

    Es gibt keine Alternativen...
    I am unable to accept the idea that I should be an obedient subject of a gang of corrupt, unprincipled thugs who pontificate about freedom while enslaving the population.
    --John Pugsley, JPJ Nov 96

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  10. #10
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    Original von subba
    Nein !

    Es gibt keine Alternativen...
    Die gibt es. Sind nur komplezierter als Auswandern. Weißt du ich denke das die Menscheit sich selbst aufgegeben hat und nur noch hirnlos folgt.
    Wir haben glaub ich vergessen, das die macht beim Volk liegt und nicht beim Staat. Nur dazu müssen alle am selben Seil ziehen.

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