Blühende Landschaft des Tages: Detroit
Der Kapitalismus produziert
blühende Landschaften. Wer das nicht glaubt, sollte nach Detroit schauen. Das einst florierende Zentrum der US-Autoindustrie liegt weitgehend in Trümmern.
Auf Fabrik- und Häuserruinen wuchert das
Unkraut.
Mark Spitznagel –
berühmt-berüchtigter Zocker an der Wall Street – hat das auf eine Idee gebracht:
Er will diesen Sommer bis zu
60 Ziegen in Brightmoor, dem heruntergekommensten der Detroiter Stadtteile, grasen lassen.
Sie sollen Pflanzen von den Gebäuderesten knabbern und so die Stadt verschönern. Betreut werden sollen die weidenden Hornträger von Erwerbslosen.
Am Ende des Jahres will Spitznagel sie schlachten lassen – die Ziegen – und die Erlöse der Stadt spenden.
Das ist doch mal eine Idee zum Umgang mit den destruktiven Folgen kapitalistischen Wirtschaftens, die auch hierzulande Anhänger finden könnte. Wie wäre es mit weidenden Pferden in Frankfurt an der Oder? Entlassenen Opel-Arbeitern, die in Bochum Kühe melken? Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Tatsächlich macht sich der Hedgefonds-Manager und vermeintliche Wohltäter Spitznagel freilich lustig über die Opfer seiner Zockerei und die seiner Wall-Street-Kollegen. Denn investiert wird dort, wo das schnelle Geld lockt. Und das sind die Börsen, der Derivatehandel, die Spekulation mit Währungen und Nahrungsmitteln. Auch die verbleibenden Industriebetriebe werden gnadenlos auf Effizienz getrimmt, massenhafte Jobvernichtung läßt die Anleger jubilieren. Das zeigt auch die »Erfolgsgeschichte« der wiederauferstandenen US-Autoindustrie. Bezahlt wurde diese mit Steuergeldern und Dutzenden Fabrikschließungen in der Krise von 2008/2009. Spitznagel, der in dieser Zeit »ein Vermögen« (Wall Street Journal) gemacht haben soll, kann sich ein paar Ziegen für einen zynischen PR-Gag also locker leisten. (dab)
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Ist das nicht eine grandiose Idee und so grosszuegig von ihm?