Je höher die Qualifikation, desto stärker die Diskriminierungserfahrung
Die Diskrimierung bei hochqualifizierten Türkeistämmigen ist subtiler und ihre Wahrnehmung ist bewusster. Quantitative Studien belegen: je höher die Qualifikation, desto stärker auch die Diskriminierungserfahrung. Das heißt, Hochqualifizierte haben ein höheres Bewusstsein für Diskriminierung, nehmen sie eher wahr und gehen damit offen um.
In keinem OECD-Land schaffen es weniger Migranten in den öffentlichen Dienst als in Deutschland. Die Arbeitslosenquote bei Akademikern mit Migrationshintergrund liegt bei 12,5 Prozent, bei Akademikern ohne Migrationshintergrund liegt sie bei 4,4 Prozent. Dagegen haben niedrigqualifizierte Migranten auf dem Arbeitsmarkt ähnliche Chancen wie Nichtmigranten mit vergleichbarer Bildung. Die Signalwirkung ist verheerend. Laut einer Untersuchung des Futureorg-Instituts wollen 38 Prozent der Hochqualifizierten mit Migrationshintergrund auswandern.
Statt geringfügige kulturelle Unterschiede zu akzeptieren und als Bereicherung zu empfinden, wie es bei Spaniern, Engländern oder Franzosen geschieht, wird den Türkeistämmigen oft eine problembehaftete Generalidentität, seit dem 11. September mitunter sogar eine bedrohliche muslimische Identität übergestülpt. Dass dies aber umgekehrt gerade erst eine türkische oder muslimische Selbstwahrnehmung forciert, wird übersehen. Das ständige Gefühl, doch nicht dazuzugehören, prägt stark. Deutschland kann es sich nicht leisten, auf ihre Potenziale zu verzichten.
Es gilt Ihre Herzen zu erobern. Viele Türkeistämmige sind bereit, sich umfassend auf allen Ebenen in Deutschland zu beteiligen und auch Verantwortung zu übernehmen. Allerdings müssen die Türkeistämmigen sehen, dass sie in diesem Land etwas werden können. Wenn die bildungsmäßigen Voraussetzungen stimmen, spricht alles für eine Minderheitenquote.
Darüber hinaus würde sich langfristig so auch die Wahrnehmung der Mehrheitsbevölkerung über gefühlte Ausländern ändern.
Wir fordern daher eine Minderheitenquote von 20 % für den Öffentlichen Dienst im Bund. Auf Länderebene fordern wir eine dem Bevölkerungsanteil entsprechende Flexi-Quote d.h. für Baden-Württemberg z.B.: eine Minderheitenquote von 30 %. In Zusammenarbeit mit allen Migrantenverbänden wollen die wir den Druck auf die Politik massiv erhöhen. Das letzte Jahr zeigte welche Möglichkeiten immer noch ungenutzt bleiben. Rund 25.000 Erdoğan-Sympathisanten reisten aus dem gesamten Bundesgebiet in die Hauptstadt des Landes Nordrhein-Westfalen, um sich ab dem Nachmittag im Rheinpark zu versammeln. Würde die türkische Minderheit Ihre Schlagkraft bündeln und Ihre Antennen mehr in Richtung Berlin ausrichten, könnte sie selbst zum aktiven Gestalter werden.