Richtig ist: Ich mache einen Unterschied zwischen den USA und Russland. Warum erkläre ich sogleich. Vorweg: In einer Allianz mit Russland wäre der Einfluss auf die restlichen europäischen Nationen eben nicht massiv größer als dass das jetzt durch die USA der Fall ist! Auch das werde ich erklären ...
Und wie das mit den Hauptwerten, dem Wertebündel und der Rechtsstaatlichkeit aussieht, ergibt sich aus meinen folgenden Ausführungen.
1. Ich sehe es als unstrittig an, dass die USA in der "westlichen Welt" - und Europa ist zwar nicht geografisch, jedoch ideologisch ein Teil dieser "westlichen Welt" - die Vorherrschaft bzw. "Meinungsführerschaft" hat; das betrifft den Lebensstil, die mediale Dominanz hinsichtlich der Inhalte und schieren "Unterhaltungs-Quantität" (Stichwort: Fabrik "Hollywood"), aber auch die Essgewohnheiten (Fastfood, Coca Cola) sowie das generelle Konsumverhalten.
2. Die USA bestimmen mehr oder weniger subtil, aber zumeist ganz offen das nordatlantische Militärbündnis. Sie dominieren die politischen Entscheidungen bezüglich der Rüstungsgüter und auch die Entscheidungen über die Stationierungen von Truppenkontingenten.
3. Wenn man nun den Einfluss der USA nicht nur eindämmen, sondern geradezu begrenzen wollte, entstünde selbstverständlich zunächst ein diesbezügliches Vakuum. Jetzt käme der Einfluss eines freundschaftlich assoziierten Russlands in Spiel. Zur Bevölkerung: die EU hat 300 Millionen Einwohner mehr als Russland! Zur Ökonomie: das BIP (ohne GB) beträgt 13,3 Billionen Euro, das BIP Russlands 1,3 Billionen Euro, d.h. die summierte Wirtschaftskraft aller EU-Mitgliedsstaaten ist rund zehnmal größer als die Russlands!
4. Wenn du die Befürchtung hegst, Russlands Einfluss würde nach dem Eindämmen des US-amerikanischen Einflusses massiv größer als der der USA dann kannst du nur meinen, dass sich ein potentieller russischer Einfluss ausschließlich mittels Gewalt durchsetzen würde. Das wiederum kann aber nicht sein, da von einer freundschaftlichen Assoziation Russlands die Rede ist. Der US-amerikanische Einfluss in Europa ist dem verlorenen Krieg geschuldet und dem damit verbundenen Einzug der USA in fast alle Lebensbereiche. Welches Szenario ist aber heute denkbar, wo das jetzige Europa noch einmal ein derartige Dominanz eines einzelnen Staates zuließe?
5. Zu den Werten. Auffällig ist, dass unter den Werten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - die im Übrigen, wenn man so will, Werte der Französischen Revolution sind und ganz sicher nicht US-amerikanisch initiierte darstellen! - der Wert Gerechtigkeit fehlt. Warum eigentlich? Weil man den Maßstab "Gerechtigkeit" besser nicht an die kapitalistische Ideologie anlegen sollte? "Weil man unter dem Aspekt "Gerechtigkeit" vielleicht lieber doch nicht das Prinzip "One man, one vote" betrachten sollte?
Weil man dank der USA inzwischen den Begriff "Freiheit" mit "Maßlosigkeit" gleichsetzt? Weil das westliche Wertesystem die Losung "America first" einfach zu akzeptieren hat?
Ich bin fest davon überzeugt, dass aus o. g. Gründen (und noch vielen anderen mehr!) Russland niemals einen derart dominanten Einfluss auf ein noch zu bildendes Großeuropa haben wird, wie es heute durch die USA der Fall ist.
Ich bin fest davon überzeugt, dass ohne den Einfluss der USA Russlands Außenseiterrolle für uns Europäer endlich beendet sein wird. Und erst damit enden auch die letzten "Nachkriegsfolgen" und der Kalte Krieg.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es uns Europäern gelingt, eine eigenes Wertebündel "zu schnüren" mit einer eigenen Interpretation von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Ich bin fest davon überzeugt, dass diese neu zu formende, europäische Wertegemeinschaft in all ihren Ausprägungen gerechter sein wird als es die beiden globalen ideologischen Konkurrenten der kapitalistisch-konsumorientierten US-Gesellschaft und die autoritär geführte, "gesichtslose" Massengesellschaft Chinas sind!