Totalitäre Moderne: “Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” und die “Uni ohne Vorurteile”
12. November 2013
Auch demokratische Systeme können totalitäre Züge annehmen. Der Soziologe Seymour Martin Lipset hatte solche Entwicklungen in den 1950er Jahren unter dem Begriff des “Extremismus der Mitte” beschrieben. Totalitäre Tendenzen in Demokratien seien etwa in Form eines Antipluralismus möglich, der die “Verengung des politischen Marktes” durch die moralische Stigmatisierung oppositioneller Positionen bewirke. Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend für die Situation in der Bundesrepublik, daß das Konzept des “Extremismus der Mitte” hier fast immer bewußt falsch verwendet wird, nämlich genau zu der Stigmatisierung von Positionen, vor der Lipset warnte.
Ein Beispiel dafür ist die Universität Bielefeld, die ein Programm mit dem Namen “Uni ohne Vorurteile” bzw. “Uni ohne Nazis” ins Leben gerufen hat, das sich nicht gegen “Nazis” richtet, sondern gegen Studenten mit Standpunkten, die als “gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” klassifiziert werden. Für diese Einstufung reicht es bereits aus, von biologischen Unterschieden zwischen den Geschlechtern auszugehen und darauf beruhend unterschiedliche Geschlechterrollen anzunehmen (“Sexismus”), das Welt- und Menschenbild des Islams abzulehnen (“Islamophobie”), Deutschland als Heimat der Deutschen zu betrachten (“Etabliertenvorrechte”) oder die Ehe als Verbindung von Mann und Frau anzusehen (“Homophobie”).
Einschlägig aktive Professoren an der Universität unterstützen in diesem Zusammenhang linksradikale Gruppierungen, die “Rechte” an der Universität “outen” sollen, und die Universität führt vorläufig noch freiwillige Schulungen zum “Umgang mit Vorurteilen” durch und verteilt Anstecker, die “als Bekenntnis an der Kleidung getragen werden” sollen.
Es ist davon auszugehen, daß im nächsten Schritt des antirassistischen Umbaus der Universitäten wie beim staatlich geförderten Programm “Schule ohne Rassismus” von Studenten und Dozenten “freiwillige Selbstverpflichtungen” im Sinne entsprechender ideologischer Vorgaben gefordert und “menschenfeindliche” Personen entweder umerzogen oder der Universität verwiesen werden.
Auch die Wissenschaft selbst dürfte im Rahmen des Vorgehens gegen “Menschenfeindlichkeit” künftig stärker bekämpft werden. Forschung vor allen in den Naturwissenschaften, deren Ergebnisse als “menschenfeindlich” gedeutet werden könnten, wird bereits jetzt in vorauseilendem Gehorsam nicht nur in Deutschland häufig unterlassen, dürfte aber auch künftig stärker reglementiert werden, etwa mit Verweisen auf eine “soziale Verantwortung der Wissenschaft”. Zudem man beim Vorgehen gegen kritische Wissenschaftler auf den Mob der aufgehetzten “Zivilgesellschaft”, wie der an der Universität Marburg tätige Psychologieprofessor Detlef H. Rost bemerkte:
Ob es Unterschiede zwischen Ethnien gibt, ist ein weithin erforschtes Feld. Aber ich werde hier nicht einmal fremde Ergebnisse wiedergeben, geschweige denn meine Meinung sagen. Sonst müsste ich fürchten, dass ich in der Vorlesung mit Eiern beworfen werde.
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