Bei Sahra Wagenknecht weiß man nicht, wo man anfangen soll. Vielleicht beim grundsätzlichen Unverständnis für alles, was sie so gerne vertreten möchte, sie, das "kommunistische" Aushängeschild der sogenannten Linkspartei? Oder bei ihrem zielsicheren Instinkt, unpassende Symbole zu wählen?
Grundsätzliches Unverständnis für alles, wofür Engels und Marx stehen zeigt sich bereits im ersten Satz, mit dem sie für ihr letztes Buch wirbt: "Der Kapitalismus versagt vor seinen eigenen Ansprüchen." Locker unter den Top 10 der dümmsten Sätze des Jahres. Für Gewäsch wie dieses oder postmodernes Geplapper vom "kreativen" Sozialismus wird sie natürlich von den konservativen, wirtschaftsfreundlichen Blättern wie FAZ oder Handelsblatt in den Himmel gelobt - und das kommt ihr nicht komisch vor, sondern sie stellt das auch noch stolz auf ihre Homepage. Vermutlich, weil sie an die "freie", unvoreingenommene Presse in der besten aller Welten glaubt. Gut, daß man das Parlament als Tribüne nutzen muß, auch wenn man politisch dort nichts erreichen kann (Sozialismus durch Wahl ist nicht möglich, der 11.09.73 läßt grüßen), ist durchaus richtig, aber warum wählt sie dafür ausgerechnet das Europaparlament? Fünf Jahre hat es gedauert, bis sie zu der Erkenntnis kam, daß Debatten dort schon alleine wegen der Sprachbarrieren sinnlos sind. Daß sie Lenins fortschrittliche Gesetzgebung inklusive der sofortigen Schließung der Standesämter mit einer Heirat "ganz in weiß" parodiert ist fast so erbärmlich wie ihre Rosa-Frisur oder das selbstgefällige Posieren (nebst ihren ebenso ahnungslosen Mitstreiter_innen) mit der Maske des katholischen Terroristen Guy Fawkes oder des Comic-Terroristen "V", beide Anknüpfungspunkte sind so "links" wie Konrad Adenauer.
Daß alles steigerungsfähig ist, beweist der Wahlkampf 2013. Breite Schichten der Bevölkerung verarmen, ein Land nach dem anderen gerät unter die imperialistische Militärwalze der USA, deutsche Kampftruppen stehen unter Bruch der Verfassung auf fremdem Territorium, wofür steht jetzt die Linkspartei? Man streitet darüber, ob die working poor mit 8,50 oder 10,-- Mindestlohn vegetieren sollen, man kämpft auf der billigsten Neidschiene für noch mehr Steuern und die endgültige Zerstörung des Gesundheitssystems, und damit es nicht so auffällt, salbadert man ein wenig vom Frieden (vgl. dazu aber, abseits der Wahlplakate, Bisky selig zu Libyen und Ramelow zu Afghanistan).
Zwei Wochen vor der Wahl läuft die "Frontfrau der Kommunistischen Plattform" (taz) final amok und posiert im drittklassigen Klatschblättchen Gala - als Frida Kahlo. Als würde es nicht reichen, öffentlich die Rosa Luxemburg zu mimen. Mit ihrem üblichen, gerade in dieser Maske völlig unpassenden Grinsen, einer Mischung aus Hohn und Selbstzufriedenheit, schlüpft die Ikone des Opportunismus, das von keinerlei linker politischer Theorie belastete Sprech- und Anziehpüppchen schlecht getarnter Sozialdemokratie, nun auch noch in die Rolle der Künstlerin, sie setzt somit auch auf eine weitere beeindruckende Frau der Geschichte die übelriechende Duftmarke des geistigen Verfalls.
Lange habe ich gestern mit Freunden über geeignete Bezeichnungen für den Fall Wagenknecht diskutiert. Von den druckbaren Wörtern erschien uns nur eines geeignet:
Sahra Wagenknecht ist obszön.