Ich weiß auch nicht, wie man es besser machen könnte. Der aktuelle Weg ist aber ganz offensichtlich problematisch.
Du hast weiter oben geschrieben, dass es die Meinung der SPD wäre, dass man mit dem Geld aus Exportüberschüssen weniger anfangen könne als mit den Waren aus Kreditgeschäften. Also erstmal muss man festhalten, dass der Überschuss gerade Ausdruck der Tatsache ist, dass man nicht mit allem Geld etwas anfangen konnte. Beispiel: wir Verkaufen Waren im Wert von 100 Mrd. Euro ins Ausland und kaufen Waren für 80 Mrd. Euro von dort. Für 20 Mrd. Euro haben wir Guthaben ggü. dem Ausland bzw. dieses hat einen Warenwert zu einem späteren Zeitpunkt zugesagt. Salopp gesagt verzichten wir heute auf Konsum, den wir morgen nachholen können. Da ist meine erste Frage: wann soll dieses "morgen" sein? Wir gehen diesen Weg nämlich schon seit Gründung der BRD und laufen seit dem Euro sogar noch schneller.
Weiterhin werden diese Gewinne und "Ersparnisse" aus dem Export nicht wirklich auf die eigentlichen Produzenten aufgeteilt. Soll heißen, satte Gewinne und Überschüsse aus Exportgeschäften streichen Shareholder, Händler und Banken ein während Arbeitnehmer auf Löhne verzichten sollen bzw. über Jahre keine relativen Steigerungen mehr erhalten. Genau genommen bedingt sich das sogar gegenseitig, denn die Produzenten müssen ja auf einen Teil verzichten, der gegen Kreditversprechen (also ohne Warengegenleistung) verkauft wird. Eine Lohnsteigerung bei den Arbeitnehmern hätte zur Folge, dass mehr Wertschöpfungsergebnis beim Produzenten verbleibt bzw. beim Kauf von ausländischen Proukten ein geringerer Teil gegen Kreditversprechen verkauft werden.
Dabei ist es unerheblich, ob sich der Konsument den dritten Fernseher oder das zweite Auto in 4 Jahren kauft. Sinn solcher Anschaffungen hin oder her, wir haben freie Marktwirtschaft und jeder soll sich kaufen was er will. Zu sagen, Arbeitnehmer kaufen sich von dem Geld doch eh nichts sinnvolles, ist zynisch und dient nur der Vorenthaltung von Löhnen. Als Gegenfrage muss dann gestellt werden, was eigentlich Shareholder und Händler mit dem Geld wollen oder für was "Deutschland" Guthaben ggü. anderen Ländern braucht.
Dieses Getue vonwegen "Deutschland" hat Überschüsse verschleiert sehr erfolgreich, dass es Konzerne und Shareholder sind, die dieses Geld halten. Sie sind es, die sich im Ausland politischen Einfluss damit verschaffen und ihre Interessen durchsetzen. Und das Gleiche tun sie auch mit Hilfe deutscher Politiker seit Deutschland als Staat die maroden Verbindlichkeiten übernommen hat.
Und das ist das Perfideste an der ganzen Sache. Jahrelang haben Unternehmen Güter gegen Zahlungsversprechungen geliefert, kräftig unterstützt durch Banken und staatliche Bürgschaften. Und jetzt wo die Sache zu krachen beginnt, werden erst die ausländischen Staaten zur Garantie der privaten Verbindlichkeiten gezwungen und seit diese straucheln werden gleich alle EU Staaten in Haftung genommen. Das muss man sich mal vorstellen: der dt. Steuerzahler haftet für griechische Verbindlichkeiten bei dt. Unternehmen. Die Korrumpierung dt. Politiker hat sich mal wieder bewährt, auf CDU und SPD ist in Sachen "Wirtschaftsfreundlichkeit" Verlass!
Noch als Anmerkung zum Abschluss: oft hört man, "wir" würden "jetzt" Geld in diese Länder pumpen und deshalb geht es "uns" jetzt schlecht. Tatsache ist aber, dass wir über Jahre hinweg Güter z.B. nach Griechenland geliefert haben ohne eine Gegenleistung (also nur Kredit) zu erhalten. Ging es "uns" da schlecht? Also ich meine jetzt nicht die gürtelbeengten Arbeitnehmer oder die demografiegeschädigten Rentner, sondern "uns" ausgedrückt durch Medienecho aus Industriekreisen und Unternehmenslobbyisten. Ging es "uns" schlecht? Und jetzt können diese Länder keine weiteren Kredite mehr aufnehmen. Zuerst werden irische oder griechische Steuerzahler zur Garantie und Übernahme der Verbindlichkeiten ihrer Privatmänner gezwungen (also zusätzliche Kredite aufnehmen) und als diese nicht mehr zahlen können, werden euopäische Steuerzahler zur Übernahme der Verbindlichkeiten gezwungen und müssen Kredite aufnehmen. "Jetzt" reißt der Strom der Neuverschuldung ab, "jetzt" geht es nur noch darum wer für neue Kredite sorgt. "Jetzt" wo aus Irland oder Griechenland nichts mehr kommt, gehts "uns" schlecht. Obwohl die Handelsbilanz (Export minus Import) komplett eingebrochen ist und wir nicht mehr in so großem Maßstab Waren dorthin liefern.
Die dt. Medien haben wirklich ganze Arbeit geleistet. "Uns" unterliegt einem stetigen Wandel. "Wir" sind vom erfolgreichen Unternehmer mit Kunden in aller Herren Länder zum armen Staat mit maroden Guthaben in gönnerhaft zu "rettenden" Ländern mutiert. Und keiner hats gemerkt. Die dt. Unternehmen sind schon recht innovativ
P.s.: das wäscht natürlich nicht die Länder vom übermäßigen Konsum rein und ändert nichts daran, dass diese über ihre Verhältnisse gelebt haben. Es zeigt nur, wer jetzt die Zeche zahlen darf und wessen Verbindlichkeiten dank Politik und Medien selbst in der schlimmsten Krise auf jeden Fall gesichert sind. Ach, könnten sich Rentner doch nur so auf Frau Merkel verlassen wie es ein Herr Ackermann kann...