Zitat von
Ausonius
Da so viel über die Gemeinsamkeiten mit dem Christentum geschrieben wurde, sollte man auch mal die Unterschiede betonen.
Erstens war der Mithraskult strikt auf Männer beschränkt. Auch gehörte eine gewisse Geheimniskrämerei dazu, soweit ich weiß, standen die Tempel nur den Kultangehörigen hoffen, und "Nicht-Eingeweihte" konnten nicht mal erfahren, wie es dort aussieht.
Dies führt zum zweitens für mich faszinierendsten Aspekt des Mithraskults, nämlich den, dass bewusst eine gewisse Dunkelheit in den Kultanlagen angestrebt wurde. Die Mithrastempel lagen in Höhlen oder kellerartigen Gebäuden ohne Fenster.
Die beiden erst genannten Elemente dürften sehr stark dazu beigetragen haben, dass der Mithraskult insgesamt nicht lange - nur für etwa 100 Jahre - seine Blütezeit erlebte. Ich denke, dass er in seiner Bedeutung oft überschätzt wird, obwohl (!) man so viele Mithräen gefunden hat. Denn die meisten Mithras-Kultstätten waren klein bis sehr klein. Insgesamt war wohl von den Eingeweihten eine starke Exklusivität des Kultes angestrebt.
Drittens wies der Mithraskult zwar in die Richtung des Monotheismus, war aber keine explizit monotheistische Religion. Es gab den Stier als Antagonisten, außerdem tauchen in den meisten Kultstätten auch noch die beiden Fackelträger Cautes und Cautopates auf. Gut, hier kann man argumentieren, dass je nach Konfession - am stärksten sicher im Katholizismus - das Christentum ebenfalls mehr oder minder polytheistische Elemente haben kann.
Viertens war der Mithraskult wohl keine Schriftreligion. Er hatte stattdessen eine ausgeprägte und sicher zu einem Grad kanonische Ikonographie. Diese beschränkte sich nicht auf das wichtigste Element, die Tötung des Stiers, auch wenn diese bisweilen das einzige Altarbild sein konnte. Viele Kultbilder enthalten zahlreiche weitere Szenen, häufig so ca. 15.
Fünftens hat der Mithraskult eine starke astrologische Komponente, die im Christentum - von wenigen Ausnahmen wie dem Kometen von Bethlehem abgesehen - wenig ins Gewicht fällt.
Und noch eine Ergänzung: auch wenn dies oft behauptet wird, so glaube ich nicht, dass der Mithraskult eine typische "Soldatenreligion" war. Mithräen treten im 3. Jahrhundert gleichermaßen an Militärstandorten wie rein zivilen Siedlungen auf.