CLEVELAND, MÜNCHEN. Erstmals sollen noch im Oktober in Cleveland (USA) mehreren durch Unfälle oder Krebs entstellten Patienten neue Gesichter von toten Menschen transplantiert werden.
Für den Eingriff habe ein US-Ärzteteam der Cleveland Clinic Fundation mehrere Menschen mit schweren Gesichtsverletzungen ausgewählt, berichtete die neue Präsidentin der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen, Marita Eisenmann-Klein, im Rahmen eines Kongresses der deutschen und österreichischen Fachgesellschaften in München.
Unter den Patienten sei eine junge Frau aus dem Irak, die bei einem Bombenattentat vollkommen entstellt wurde, sagte Eisenmann-Klein, die stellvertretende Generalsekretärin des Weltverbandes Plastische Chirurgie ist. Derzeit warte man auf einen geeigneten Spender. Das wichtigste Kriterium sei die Gewebeverträglichkeit. Transplantiert werden Kopfhaut, Haut von Gesicht und Hals sowie die Hautmuskeln. Wegen der zahlreichen Nerven und Gefäße, die verbunden werden müssen, werde die Operation zwischen 24 und 36 Stunden dauern.
Bei den ausgewählten Menschen handle es sich um Patienten, denen anders nicht geholfen werden könne. Sie hätten keine Haare, keine Nasen und Ohren mehr. "Von ihrem Gesicht ist nichts übrig als Augen und Zähne", berichtete Eisenmann-Klein. "Beim Anblick dieser Patienten bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es vertretbar ist, diesen Versuch zu machen."
Größtes Problem: Abstoßung
Die größte Sorge ist laut Eisenmann-Klein die Gefahr der Abstoßung. "Erfreulicherweise war die Abstoßungsreaktion im Tierversuch geringer gewesen, als erwartet." Vertrage der Patient das Spendergewebe nicht, müsse das Gesicht unter Umständen wieder abgenommen werden. In jedem Fall muss nach Transplantationen das Immunsystem der Patienten lebenslang mit Medikamenten unterdrückt werden.
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