Frankreichs Antwort auf die kalte Schulter Washingtons hat nicht lange auf sich warten lassen: Nach der Androhung von Konsequenzen wegen der Haltung von Paris im Irak-Krieg und der öffentlichen Ungnade-Erklärung von US-Präsident Bush hat Frankreich offenbar einen neuen starken Partner im Auge: Im Anschluss an ein Treffen in Moskau erklärten Russland und Frankreich, sie wollten ihre militärische Zusammenarbeit stärken. Außerdem sei geplant, gemeinsam Waffen zu entwickeln, die an dritte Länder verkauft werden sollten. Auch gemeinsame Manöver seien vereinbart worden, sagten die französische Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie und ihr russischer Kollegen Sergej Iwanow.
Alliot-Marie sprach von einer Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens und großer Herzlichkeit. Frankreich und Russland könnten auf eine lange Geschichte der militärischen Zusammenarbeit verweisen. Dies könne helfen, die Beziehungen im 21. Jahrhundert zu verbessern. Iwanow sagte vor dem Treffen, die französisch-russischen Beziehungen stellten eines der wichtigsten Elemente für die Stabilität in Europa dar. Russland und Frankreich hatten beide den Krieg gegen den Irak strikt abgelehnt und waren dadurch in Konfrontation zu den USA geraten.
Während das Verhältnis zwischen Frankreich und Russland offenbar eine neue Dimension erreicht, herrscht in den amerikanisch-französischen Beziehungen weiter Eiszeit: US-Präsident George W. Bush erklärte öffentlich, er werde den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac vorerst nicht auf seine Ranch nach Crawford in Texas einladen.
"Ich glaube nicht, dass Chirac in nächster Zeit auf die Ranch kommt", sagte Bush im US-Fernsehsender NBC. Es gebe da einige Probleme im Verhältnis USA-Frankreich. Auch seien einige Leute in Washington und im ganzen Lande der Ansicht, die Position Frankreichs sei "anti-amerikanisch". Wie aus Washington verlautet, wird auch darüber nachgedacht, Frankreich von einigen Nato-Entscheidungen und von US-Treffen mit Verbündeten auszuschließen.
Das Verhältnis zwischen Frankreich und Großbritannien ist ebenfalls gespannt: Nach US-Außenminister Colin Powell hat auch sein britischer Kollege Jack Straw mögliche Konsequenzen für die französische Irak-Politik angedeutet. Die von Frankreich "und einigen unserer kontinentalen Kollegen" vertretenen Standpunkte vor dem Krieg seien für die meisten Amerikaner schlicht unerklärlich gewesen, sagte Straw dem britischen Rundfunksender BBC. Frankreich habe sich zudem als "separater Pol" etablieren wollen.