Ohne Leibwächter oder gepanzerte Fahrzeuge ist Dirk Niebel in eine Stadt im Norden des Krisenlands Mali gereist. Warnungen des Bundeskriminalamts ignorierte der Minister - und brüstete sich damit, er habe sich lange nicht mehr so sicher gefühlt.
Bamako - Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ist während seines Besuchs in Mali am Samstag ohne Personenschutz in die Stadt Mopti gefahren. Das Bundeskriminalamt hatte zuvor entschieden, die eigens für die Ministerreise in die Hauptstadt Bamako entsandten 15 Personenschützer nicht nach Mopti zu schicken, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.
Niebel ließ sich jedoch nicht abhalten und flog mitsamt seiner Delegation in einer Transall-Maschine in die Stadt, die an der Schnittstelle zum unruhigen Norden Malis liegt. "Ich habe mich in einem Konfliktland lange nicht mehr so sicher gefühlt wie heute in Mopti", sagte er kurz vor dem Rückflug am Flughafen der Savannen-Stadt. Ein Sprecher des FDP-Politikers legt Wert auf die Feststellung, Niebel habe sich zu keinem Zeitpunkt mit solchen Aussagen "gebrüstet".
In Mopti sprach Niebel mit lokalen Vertretern und besuchte ein Flüchtlingslager. Aus dem Umfeld des Ministers hieß es, das BKA setze für einen Einsatz bestimmte Mindeststandards an, dazu zählen etwa gepanzerte Fahrzeugen und Evakuierungsmöglichkeiten. Diese Anforderungen seien in Mopti offenbar nicht erfüllt gewesen. Der Minister treffe jedoch selbst die Entscheidung, wohin er fahre. Vor kurzem sagte der Minister noch auf dem FDP-Parteitag: "Ich bin, wie ich bin. Ich bin laut, manchmal vorlaut, aber niemals kleinlaut."
Ursprünglich war für Samstag ein Besuch der historischen Wüstenstadt Timbuktu mit Personenschutz geplant. Dieser wurde jedoch aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt, weil sich dort erst am Donnerstag islamistische Kämpfer schwere Gefechte mit französischen Truppen geliefert hatten.
In Mali hat Niebel die Wiederaufnahme der deutschen Entwicklungshilfe für den westafrikanischen Krisenstaat bekräftigt. "Voraussetzung für ein volles Kooperationsangebot ist die freie und faire Durchführung der für Juli angekündigten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen", sagte Niebel nach Angaben seines Ministeriums. Deutschland hatte die Regierungszusammenarbeit mit Mali nach dem Putsch vom 22. März 2012 eingefroren.
Der Norden von Mali war bis zum militärischen Eingreifen der Franzosen im Januar von islamistischen Rebellen beherrscht. Der Bundestag hatte Anfang März den Einsatz von bis zu 330 deutschen Soldaten in dem westafrikanischen Krisenland beschlossen.