Sowohl die Geschichtswissenschaft als auch die Literaturwissenschaft haben Methoden entwickelt, solche Probleme zu diskutieren.
Diese Diskussion fand in obiger "Beweisführung" aber nicht statt.
Wie gesagt, wäre es die Hausarbeit eines Studierenden an einer Universität, würde sie als "nicht bestanden" bewertet.
Nehmen wir mal den Begriff "Islam": Was meint Goethe damit?
Meint er tatsächlich den Islam als Religion?
Woher wissen wir das?
Könnte er etwas anderes meinen?
Welches Islamverständnis hatte er?
Welches Islamwissen hatte er?
Und warum hat er darüber an Freunde geschrieben?
Welchen Zweck hatten die Briefe insgesamt?
Welche Themen wurden in den Briefen besprochen?
Stehen diese Themen in einem Verhältnis zum Begriff "Islam"? In welchem?
Wann wurden sie geschrieben?
An wen wurden sie geschrieben?
Wie standen die Leute, an die er schrieb, zum Islam?
Wie standen sie zum Christentum?
Wie standen sie zu noch anderen Religionen und zum Atheismus?
Wie stand Goethe zum Atheismus und zu Religionen allgemein?
Usw. usw.
Wenn man mit diesen Fragen Goethes Gesamtwerk abgearbeitet hat, und wenn man dabei streng darauf achtet, sowohl pro als auch contra zu diskutieren, dann kann man sich leisten, eine begründete Meinung zu haben zu der Frage, ob der Herr Goethe ein Moslem (oder sonstwas) gewesen sein mag.
Überzeugen ist unfruchtbar.
Walter Benjamin
(1892 - 1940)
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