[Links nur für registrierte Nutzer]Politik & Archäologie Der Antikenstreit eskaliert
10.03.2013 19:59 Uhrvon [Links nur für registrierte Nutzer][Links nur für registrierte Nutzer]Der türkische Kulturminister Ömer Celik fordert fünf antike Schätze aus Berlin zurück und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie gegen deutsche Archäologen.
"Ein oberster deutscher Museumshüter, der der Türkei „fast schon chauvinistisches“ Verhalten vorwirft, ein türkischer Kulturminister, der eine Entschuldigung fordert – und vor allem die Rückgabe antiker Schätze: Der Streit zwischen Deutschland und der Türkei in Sachen Antikenrückgabe und Archäologie eskaliert. Im „Spiegel“-Interview fordert Kulturminister Ömer Çelik die Rückgabe von fünf Objekten aus Berlin, die nach seiner Auffassung illegal aus der Türkei ausgeführt wurden: den Torso des „Fischers von Aphrodisias“ aus dem Alten Museum, den Sarkophag des Haci-Ibrahim-Veli-Grabmals aus dem Museum für Islamische Kunst, eine Gebetsnische aus dem 13. Jahrhundert sowie einen Fensterflügel aus der BeyhekimMoschee und die Iznik-Kacheln aus der Piyale-Pasha-Moschee.
Bei drei Objekten – dem Torso, dem Sarkophag und der Gebetsnische – hatte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, bereits im Dezember jeden Anspruch zurückgewiesen. Sie seien legal nach Deutschland gekommen, sagte er damals dem „Spiegel“. Gleichzeitig hatte er zur Verweigerung von Grabungslizenzen für deutsche und französische Archäologen und zur geringen Kooperationsbereitschaft des türkischen Staats gesagt: „Wie sich die Türkei jetzt verhält, das kommt mir manchmal fast schon chauvinistisch vor.“ Çelik fordert eine Entschuldigung für diesen Satz. Gegenüber dem Tagesspiegel wollte sich Parzinger am Sonntag nicht äußern, weder zu dieser Forderung, noch zu den teils neuen Ansprüchen auf Berliner Objekte.
Çelik erhebt nicht nur schwere Vorwürfe gegen die Staatlichen Museen Berlins, sondern auch an die Archäologen. Viele Deutsche in der Türkei würden die Standards nicht einhalten und die Stätten als „wüste Landschaft“ zurücklassen. Als Beispiel nennt er unter anderen die deutsche Grabungsstätte in Milet. Dort werde seit 114 Jahren gearbeitet, „doch ist bis heute nicht einmal für den Wasserabfluss gesorgt“, weshalb Teile eines Weltkulturerbes unter Wasser stünden...."
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Dazu ein Leserkommentar:
"Wie der Name "Aphrodisias" schon deutlich macht, handelt es sich bei der Skulptur um einen Kunstgegenstand aus einer hellenistischen, sprich griechischen Stadt.
Diese Stadt und Gegend wurde zwar im 14. Jahrhundert dem Osmanischen Reich eingegliedert, die letzten Griechen wurden jedoch erst 1922 aus dem westlichen Kleinasien vertrieben.
Wenn also eine Restitution des „Fischers von Aphrodisias“ angestrebt würde, sollte das Kunstwerk dem Volk zurückgegeben werden, das es schuf: den Griechen."