jep, ich kenne mich mit solchen Dingen in der Tat sehr gut aus. Allerdings kenne ich nicht jedes einzelne Nischenprodukt. In Deinem Fall jedoch kenne ich vermeintlich positiv wirken sollenden sog. Polyphenole. Das ist eine Substanzklasse, die in Naturprodukten häufiger vorkommt und die man in China auch als Pulver bei pharmazeut. Firmen, die Naturextrakte anbieten, jederzeit preiswert bestellen kann.
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Wenn Du genauer hinsiehst, kommen Polyphenole haufenweise vor - u.a. im Grünen Tee oder auch im chinesischen Heiltee namens Jiaogulan (sog. "Tee der Unsterblichkeit"). Mit dem von Dir angesprochenen konkreten Produkt kenne ich mich nicht aus. Ich weiß nicht, wie hoch die Polyphenolkonzentration pro Gramm Extrakt ist. Wenn das Zeug allerdings als sog. Nahrungsergänzungsmittel im Verkehr ist, dann muss es unwirksam niedrig konzentriert sein, sonst zieht es die Lebensmittelüberwachung sehr schnell vom Markt. Beim Jiaogulan-Tee war das leider auch der Fall. Der Tee ist in China als hundsnormaler grüner Heiltee frei verkäuflich und wird in Süd-China verstärkt getrunken. Er wird auch in Thailand oder Japan angebaut sowie in Indonesien. In Europa gibt's diesen Tee, dessen therapeutische Hauptkomponenten allerdings Gypenoside und Saponine sind, seit etwa dem Jahr 2000 verstärkt im Handel. Da der Jiaogulan-Tee aber leider nun mal gut wirksam ist und sogar nachweislich gegen Krebs vorbeugt und noch dazu sehr billig ist, ist er eine kräftige Konkurrenz für die Pharmabranche geworden, die lieber giftige Chemotherapeutika verkauft, weil man damit mehr Zaster scheffeln kann.
Ergo hat ein dümmlicher Lebensmittelbürokart in der NRW-Landesverwaltung wohlfeil eine Außerverkehrnahme von Jiagulantee angeordnet mit der scheinheiligen Begründung, er müsse als Novel-Food zugelassen werden, weil er nicht vor 1997 in relevanten Mengen im EU-Handel gewesen sei. Bisher konnte niemand beweisen, dass Jiaogulan-Tee schon vor 1997 im Handel war, weil die Importstatistiken der EU-Länder jeweils nur eine einzige Importsteuerzentralnummer für alle Heiltees ausreichen. Insofern wird Jiaogulan genauso wie Salbeitee mit der gleichen Importnummer versehen und nachträglich kann keiner mehr Unterscheiden, was von welchem Tee in welcher Menge importiert wurde, weil alles pauschal als "Heiltee" betrachtet wird. Die Novel-Food-Zulassung wird allerdings IMHO scheitern, weil in deren Rahmen der Jiaogulan-Tee seine Unwirksamkeit beweisen müsste. Das kann er aber nicht, weil er ja gerade wirksam ist. Ergo fliegt Jiagulan-Tee raus und jeder, der in importieren will, macht sich derzeit des illegalen Imports von Arzneimitteln schuldig und kann verknastet werden.
Die alten Heiltee-Importeure freuen sich, weil ihre unwirksamen Heiltees schon vor 1997 im Handel waren und damit Altbestandsschutz geniesen. Insofern ist ein nützlicher fernöstlicher Konkorrent höchst legal vom Markt geschossen worden.
In Deinem Fall des Granatapfel-Elexiers würde ich Dir empfehlen, beim Hersteller anzurufen und dreist zu fragen, wieviel Wirksubstanz denn pro Gramm Produkt wirklich enthalten ist und ob Du bitte den Analyse-Laborzettel kopiert bekommen könntest bzw. eine herstellerseitige Produktinformation mit Konzentrationsangaben der Inhaltsstoffe erhalten könntest. Kann das der Händler nicht, kannst Du davon ausgehen, dass er lügt. Dann würde ich das Produkt nicht kaufen. Lass Dir auch genau sagen, ab welcher Tagesdosis des Händlers Meinung nach die Wirkschwelle des Produkts erreicht sei. Diese muss (!) überhalb der maximalen Tagesverzehrsempfehlung liegen, sonst macht sich der Händler des Verstosses gegen die EU-Arzneimittel-Gesetzgebung und das Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes schuldig.
Ich würde mir persönlich von den Polyphenolen jetzt keine Wunder erwarten. Am Beispiel des Jiagulan-Tees, den ich selbst auch gerne trinke, weil ich noch eine legale Bezugsquelle habe, die das Zeug als Dekorationsprodukt (also zum Herumstreuseln z.B. beim Verhübschen der Teekanne von innen) und nicht als Lebensmittel anpreist, kann ich Dir sagen, dass man schon größere Mengen einnehmen muss, um einen Effekt zu verspüren. Beim ebenfalls polyphenolhaltigen Jiaogulantee (bedenke, wirklich wirksam sind hierbei die Gypenoside und Saponine, die man z.T. auch im medizin. Ginseng findet) muss man täglich etwa 2 vollle Esslöffel in einen Beutel geben und mit 80-Grad-Wasser übergießen und etwa 10 Minuten ziehen lassen. Es sollte ungefähr 1-1,5 Liter Tee entstehen, den man über den Tag verteilt trinkt. Man kann auch den Teebeutel mit weniger Wasser überschütten und es dann mehrmals täglich tun, weil der Beutel 1-2 Mal verwendet werden kann, bis die Substanzen herausgelöst sind.
Aber auch dann ist das keine Wundergranate, sondern lediglich ein leichtes Stimulanz mit einer leicht krebsprotektiven Wirkung. Es keinesfalls ein Heilmittel gegen Krebs. Dafür sind solche Dinge viel zu schwach.
Noch ein Rat: wenn die Monatsdosis eines solchen Produkts teurer als 40 Euro ist, kannst Du davon ausgehen, dass es pure Abzocke ist.