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Thema: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

  1. #1
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    Standard Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

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    Von Simone Rau. Aktualisiert am 31.12.2012 [Links nur für registrierte Nutzer]



    Seit 2004 gibt es in der Schweiz professionell ausgebildete Sexualassistentinnen, auch Berührerinnen genannt. Jetzt soll eine neue Ausbildung die grosse Nachfrage abdecken – inklusive Geschlechtsverkehr.
    Oskarkandidaten: Helen Hunt und John Hawkes im Film «The Sessions». (Bild: PD)

    Bald zehn Jahre ist es her, seit der TA titelte: «Erotik gegen Geld – Behinderte sollen Angebote bekommen». Sexualität sollten alle leben dürfen, so der Artikel, darum lasse Pro Infirmis für behinderte Menschen Berührerinnen und Berührer ausbilden. Gesucht würden «couragierte Frauen und Männer», die bereit seien, «körperlich oder geistig behinderten Menschen durch Zärtlichkeit, Körperkontakt und Anleitung zur Selbstbefriedigung zu helfen, ihren Körper zu geniessen». Sie sollten Massagen, Streicheln, Umarmen anbieten, nicht aber Geschlechts- und Oralverkehr.

    Was folgte, waren Dutzende von Medienberichten, rund 300 Bewerbungsschreiben von Interessierten bei Pro Infirmis – und eine Protestlawine eben dort. Obwohl die Organisation beteuerte, keine Spendengelder für die Ausbildung zu verwenden, brachen die Spenden nach eigenen Angaben um rund 400'000 Franken ein. Pro Infirmis stieg aus dem Projekt aus; es übernahm die neu gegründete (und mittlerweile wieder geschlossene) Fachstelle Behinderung und Sexualität (Fabs) unter der Leitung der 2011 verstorbenen Aiha Zemp, eine Pionierin der politischen Behindertenbewegung in der Schweiz. Im Juni 2004 schlossen sechs Frauen und vier Männer die Ausbildung ab – unter dem weniger verfänglichen Namen «Sexualassistenten». 2007 wurden weitere acht Personen zertifiziert.


    Behinderte kaufen Zeit statt Akt



    Jetzt nimmt das Institut zur Selbst-Bestimmung Behinderter (ISBB) Zürich einen neuen Anlauf: Ab Mitte März 2013 sollen rund 10 Personen während eines halben Jahres zu Sexualbegleitern ausgebildet werden. Im Unterschied zu Sexualassistenten oder Berührern sollen sie eine sexuell aktivere Rolle einnehmen. «Sexualbegleitung bietet eine Ersatzpartnerschaft», sagt Erich Hassler, Leiter des ISBB Zürich. «Für eine begrenzte Zeit gehen Sexualbegleiter und Behinderte eine emotionale Partnerschaft ein wie im richtigen Leben.» Dazu gehörten auch körperlich-sexuelle Erfahrungen, einschliesslich Geschlechtsverkehr, wenn dieser beidseitig erwünscht sei.
    Die Behinderten können laut Hassler jedoch keine speziellen sexuellen Akte kaufen, die dann auch noch unterschiedliche Preise hätten, sondern lediglich «Zeiten der Begegnung». Ein Date beim ISBB Trebel in Deutschland, wo Sexualbegleitung bereits seit einigen Jahren angeboten wird, kostet pro Stunde etwa immer 90 Euro. Was die Sexualbegleiter und die Behinderten in dieser Zeit miteinander erleben, kommt auf die jeweiligen Bedürfnisse an. «Wenn der Behinderte Geschlechtsverkehr möchte, soll er das auch dürfen – sofern die Sexualbegleiterin offen ist dafür», sagt Hassler. «Wie im richtigen Leben gibt es aber auch in der Sexualbegleitung kein Recht auf Sexualität – weder auf der einen noch auf der anderen Seite.»


    Ist Sexualbegleitung nicht nur ein verharmlosendes Wort für Prostitution? Die Abgrenzung sei in der Tat unscharf, sagt Hassler. Bezahlt werde im Unterschied zur Prostitution zwar die zwischenmenschliche Begegnung, nicht der sexuelle Akt. Doch die Sexualbegleitung sei ebenfalls eine Dienstleistung, die offen für Sexualität sei. «Also ist sie für uns eine Form von Prostitution.»


    «Jede Begegnung ist anders»



    Ähnlich äussert sich Verena Gattiker, die seit fünf Jahren «sinnlich-erotische Begegnungen» anbietet, wie sie es nennt. Zwei Drittel ihrer rund 40 Stammkunden sind körperlich oder geistig behindert, der Rest ist gesund. IV-Bezüger bezahlen 250 Franken pro Stunde, die anderen 350. «Jede Begegnung ist anders. Manche wollen nur kuscheln, andere an intimen Stellen gestreichelt werden oder aber mich berühren. Wenn es passt, gehe ich mit Männern bis zur Vereinigung.» Das Bedürfnis von Behinderten nach Geschlechtsverkehr sei unbestritten vorhanden – gleichzeitig aber «nicht das Wichtigste». Für sie als Sexualbegleiterin sei entscheidend, dass «der Akt möglich sein könnte und nicht kategorisch ausgeschlossen wird». Eben dies sähen klassische Berührerinnen anders.


    Als Prostituierte sieht sich Gattiker dennoch nicht; sie verspreche nichts. Zudem hätten ihre Kunden ein Bedürfnis nach «längeren, emotionaleren, wärmeren Beziehungen», auf das sie einzugehen versuche. Eine Prostituierte könne und wolle das nicht. Aus diesem Grund hofft Gattiker, dass sich für die neue Ausbildung möglichst viele Frauen anmelden, die Sexualität als etwas Lustvolles empfänden – auch für sich selbst. «Wer die Arbeit nur der Behinderten wegen macht, läuft Gefahr, ins Moralische abzudriften. Man soll auch sich selbst etwas Gutes tun wollen, statt nur als Assistentin zu dienen.» Das Ziel sei, authentisch zu bleiben. Überhaupt hoffe sie auf Frauenüberzahl in der Ausbildung, sagt Gattiker. Die überwiegende Mehrheit der am Angebot Interessierten seien Männer.


    Angst vor Konkurrenz hat die Sexualbegleiterin nicht – im Gegenteil: «Ich finde es sehr sinnvoll, dass neue Sexualbegleiterinnen ausgebildet werden. Die Nachfrage ist viel grösser als das Angebot.» Ebendies würden auch ihre Kolleginnen bestätigen, die eine der beiden Fabs-Ausbildung absolviert hätten. Die einstige Leiterin einer anthroposophischen Behindertenwerkstatt ist über die Tantra-Bewegung zur Sexualbegleitung gekommen, hat die bisher in der Schweiz angebotenen Ausbildungen jedoch interessiert mitverfolgt, wie sie sagt.


    «Manche wollen nur kuscheln»



    Auch Michelle Gut, die die Fabs-Ausbildung 2004 abgeschlossen hat und heute ein Massagestudio für behinderte und nicht behinderte Menschen in Zürich führt, findet es «gut, wenn in dieser Richtung wieder etwas läuft». Sie habe in ihrem Studio täglich Besuch von Behinderten, und viele Heimleiter und Betreuer würden sich gerade «Hilfe suchend» an sie wenden. Oft seien die Pflegenden mit sexuellen Bedürfnissen der Behinderten konfrontiert, umso mehr würden ihre Besuche in den Heimen geschätzt.


    Als problematisch erachtet Gut den «Kampf um die Finanzen», sprich: die Tatsache, dass viele Behinderte nicht selbst über ihr Budget verfügen können. «Zum Teil müssen sich meine ‹Schützlinge› recht bemühen, dass ihnen ihr Vormund beispielsweise alle sechs Wochen 100 Franken für einen Besuch bei mir freigibt.» ISBB-Leiter Hassler bestätigt das Problem. Es komme leider noch immer häufig vor, dass die gesetzlichen Vertreter der Behinderten die eigenen moralischen Vorbehalte über deren Bedürfnisse stellen würden. «Damit missachten sie das Recht der Behinderten auf Selbstbestimmung.» Eine allfällige Übernahme der sexuellen Dienstleistungen durch die Krankenkasse lehnt Hassler trotzdem ab. Sexualität sei keine Krankheit, ebenso wenig ihr «Nicht-ausleben-Können aufgrund einer Behinderung». Vielmehr würde man den Behinderten-Organisationen empfehlen, sexuelle Dienstleistungen konsequent in das persönliche Budget der Behinderten mit einzubeziehen.


    Für mehr Selbstbestimmung der Behinderten plädiert auch Pro-Infirmis-Sprecher Mark Zumbühl. Die geplante Ausbildung sei «absolut im Sinn der Betroffenen», überhaupt begrüsse er jede Initiative zur Weiterführung der Idee. Das Berührerinnen-Projekt habe man im Jahr 2003 nur ungern an Aiha Zemp abgegeben. «Das Bedürfnis der Behinderten nach Sexualität ist genauso gross wie bei nicht behinderten Menschen», sagt Zumbühl. Dazu gehöre im Sinne der Selbstbestimmung eben auch Geschlechtsverkehr.

    Kein Wunder wenn die Kassen blank sind. Das ganze Geld wurde verwixt.

  2. #2
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Ich bin der Meinung dass jeder Behindi genauso ein Recht auf Sex hat wie ein Gesunder.
    Er kann sich eine suchen die in fickt, oder er erarbeitet sich das Geld und kauft sich eine.
    Das ist dann Gleichberechtigung.
    Für eine Trennung von Kulturen und Religionen.

  3. #3
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Zitat Zitat von SAMURAI Beitrag anzeigen
    Kein Wunder wenn die Kassen blank sind. Das ganze Geld wurde verwixt.
    Liest du deine eingestellten Artikel auch durch?
    Dort steht die KK werden nicht involviert.

    Ist also für alle eine win/win Situation wenn das so kanalisiert werden kann.
    Der Kluge ärgert sich über Dummheiten, der Weise belächelt sie.
    Curt Goetz






  4. #4
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Zitat Zitat von schastar Beitrag anzeigen
    Ich bin der Meinung dass jeder Behindi genauso ein Recht auf Sex hat wie ein Gesunder.
    Er kann sich eine suchen die in fickt, oder er erarbeitet sich das Geld und kauft sich eine.
    Das ist dann Gleichberechtigung.
    /sign.

    Ich denke es ist eine gute Sache. Aber findest du die stelle im Artikel aus der man entnehmen kann das Steuergelder verwendet werden dafür?

  5. #5
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Zitat Zitat von AdRem Beitrag anzeigen
    Liest du deine eingestellten Artikel auch durch?
    Dort steht die KK werden nicht involviert.

    Ist also für alle eine win/win Situation wenn das so kanalisiert werden kann.
    Ich suche gerade die stelle im Artikel aus der man entnehmen kann das Steuergelder verwendet werden dafür....bin ich Blind?

  6. #6
    Helvetier Benutzerbild von AdRem
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Zitat Zitat von Alfred Beitrag anzeigen
    Ich suche gerade die stelle im Artikel aus der man entnehmen kann das Steuergelder verwendet werden dafür....bin ich Blind?
    Nö, die Stelle gibts nicht.

    Die betroffenen Behinderten müssen es selbst finanzieren und die Ausbildung wird durch das Institut finanziert.
    Der Kluge ärgert sich über Dummheiten, der Weise belächelt sie.
    Curt Goetz






  7. #7
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Zitat Zitat von AdRem Beitrag anzeigen
    Nö, die Stelle gibts nicht.

    Die betroffenen Behinderten müssen es selbst finanzieren.
    Weshalb dann dieser Zwergenaufstand des Strangerstellers? Ich finde die Arbeit der Sexualbegleiter jedenfalls sehr gut und sehr ehrenhaft.

  8. #8
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Darf ich vorstellen: Frau Faust, Sexualbegleiterin Muhahahaha!

  9. #9
    verteilt Lollis Benutzerbild von Reilinger
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Und wieso gibt es nur SexualassistenINNEN und keine Sexualassistenten? Haben weibliche Behinderte kein Recht auf körperliche Zuwendung?

  10. #10
    Helvetier Benutzerbild von AdRem
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    Standard AW: Ein neuer Job wird creiert -Sexualbegleiterin.

    Zitat Zitat von Alfred Beitrag anzeigen
    Weshalb dann dieser Zwergenaufstand des Strangerstellers? Ich finde die Arbeit der Sexualbegleiter jedenfalls sehr gut und sehr ehrenhaft.
    Absolut. Die Bedürfnisse sind vorhanden wie bei jedem anderen Menschen auch und können nicht einfach weiterhin ignoriert werden.
    Das Pflegepersonal weiss dies zu schätzen wenn sie weniger belästigt werden.
    Der Kluge ärgert sich über Dummheiten, der Weise belächelt sie.
    Curt Goetz






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