Wolfram Huke: Ich bin 31 und hatte noch nie Sex
Wolfram Huke (31) ist Dokumentarfilmer, Sprecher, Journalist – und „Love Alien“, wie er es nennt: Er hatte noch nie eine Freundin, hat noch nie mit einer Frau geschlafen. Über sein Leben, seine Einsamkeit und seine Anstrengungen bei der Suche nach Liebe hat der Münchner einen Dokumentarfilm gedreht, sehr berührend, mit witzigen und todtraurigen Momenten: „Love Alien“
MOPO am Sonntag: Herr Huke, Ihr Film beginnt mit Ihrem 29. Geburtstag, den Sie traurig und ganz alleine verbringen. Sind Sie so furchtbar einsam?
Wolfram Huke: Nein, ich habe schon Freunde, aber meinen Geburtstag feiere ich schon lange nicht mehr. Geburtstag und Silvester sind die Tage, an denen einem klar wird, dass man schon wieder ein Jahr lang keine Frau gefunden hat. Das ist deprimierend.
MOPO am Sonntag: Haben Sie sich den Begriff „Love Alien“ ausgedacht?
Wolfram Huke: Ja. Wenn man nicht weiß, wie das geht mit der Liebe, dann fühlt man sich wie ein Alien. Ein Alien vom Stern ohne Liebe.
MOPO am Sonntag: Seit wann ist das so?
Wolfram Huke: Mit 15 hab’ ich noch gedacht: In einem Jahr hast du bestimmt eine Freundin, in einem Jahr hast du das erste Mal geknutscht. So mit 20 hat sich der Blick gedreht. Mit Anfang 20 war die Zeit der größten Verzweiflung. Inzwischen bin ich lockerer.
MOPO am Sonntag: Im Film sieht man Sie mit platonischen Freundinnen, mit denen Sie ganz unbefangen umgehen. Wieso wird da nicht mehr draus?
Wolfram Huke: Keine Ahnung. Ich habe schon aktiv Frauen angesprochen, aber ab einem bestimmten Punkt der Annäherung bin ich sehr unsicher, weil ich einfach nicht weiß, wie aus zwei Menschen ein Paar wird. Ich weiß nicht, wie das ist, nebeneinander einzuschlafen und aufzuwachen. Andere Männer scheinen intuitiv zu wissen, wann sie eine Frau berühren sollen. Ich bekomme konsternierte Reaktionen und werde noch unsicherer.
MOPO am Sonntag: Ihre Freundin Johanna, die auch im Film auftaucht, ist sehr hübsch und hatte auch noch nie einen Freund.
Wolfram Huke: Ja, und natürlich fragt sich jeder warum. Weil man glaubt, Menschen, die noch nie eine Beziehung hatten, tragen das vor sich her. Man sieht es ihnen aber nicht an. Allerdings muss man schon sagen, dass lange Einsamkeit auch Spuren hinterlässt. Man wird ein bisschen schrullig.
MOPO am Sonntag: Was war der schwierigste Moment für Sie beim Film?
Wolfram Huke: Am aufregendsten für mich war, mit meiner Mutter zu sprechen, vor der Kamera. Wir haben zum ersten Mal darüber gesprochen, dass ich noch nie eine Freundin hatte. Das stand vorher immer irgendwie im Raum.
MOPO am Sonntag: Im Film rät Ihnen eine Bekannte, doch mal zu einer Prostituierten zu gehen.
Wolfram Huke: Das ist nicht das, was ich suche, das löst mein Problem nicht. Ich habe es sogar einmal versucht, im Urlaub. Ich bin dann aber wieder gegangen, ohne dass etwas passiert ist.
MOPO am Sonntag: Hat der Film die Suche nach Liebe für Sie eher erleichtert oder erschwert?
Wolfram Huke: Erschwert, denke ich. Ich habe in dem Film ja etwas wahnsinnig Uncooles von mir preisgegeben. Seit der Film auf den Hofer Filmtagen gelaufen ist und Zeitungen berichtet haben, wissen einfach viele Menschen, was mit mir los ist. Da muss erst mal eine Frau kommen, der es egal ist, dass sich noch nie eine andere Frau für mich interessiert hat.
MOPO am Sonntag: Der Film endet mit Ihrem wieder sehr einsamen 30. Geburtstag. Was ist seitdem passiert?
Wolfram Huke: Meinen 31. habe ich auch nicht groß gefeiert. Aber ich habe angefangen, Swing zu tanzen. Nicht um Frauen kennenzulernen, sondern als Hobby.[...]