Gartz? Nie gehört, sagen wohl die meisten Deutschen. Viele Polen dagegen haben ein Auge auf den Landstrich in Nordbrandenburg geworfen - und den kleinen Amtsbezirk überregional bekanntgemacht.
Ohne die Polen sähe es nicht gut aus. So denken manche Leute in Gartz, im äußersten Nordosten Brandenburgs. Hier endet die Bundesrepublik, jenseits der Oder liegt das Nachbarland. Viele Einheimische ziehen weg und der Arbeit hinterher. Auswärtige wollen den nahen Nationalpark sehen und machen lediglich Kurzurlaub.
Familie Popiela dagegen hat hier einen Neuanfang gewagt: Sie kehrte der gut 400.000 Einwohner großen Stadt Stettin (Sczcecin) den Rücken und ließ sich diesseits der Oder nieder, in Rosow, das zum Amt Gartz in der Uckermark gehört. Hier leben rund 7000 Menschen, etwa 500 von ihnen sind Polen und haben eine ähnliche Geschichte wie die Popielas.
Häuser günstiger als Wohnungen in Stettin
Nach Gartz kommen vor allem arbeitende junge Familien mit Kindern. Der Nachwuchs geht in die Kita, später in die Grundschule. Die Eltern kaufen neue Häuser, die günstiger sind als Wohnungen in der Großstadt Stettin, oder retten alte Gebäude mit Renovierungen vor dem Verfall. Manche Einheimische sprechen von der neuen Mittelschicht, die für einen Aufschwung in einer schrumpfenden Gegend sorgt.
Amtsdirektor Gotzmann sagt, dass zum ersten Mal seit langer Zeit die Grundschule wieder zwei erste Klassen anbieten könne. Demnächst solle es einen muttersprachlichen Unterricht für polnische Kinder geben. Für Erwachsene würden zehn Deutschkurse angeboten, einige wenige Deutsche lernten zudem Polnisch. Wer hier in der Provinz aufwächst, spricht nicht selten beide Sprachen und ist damit bestens für den Arbeitsmarkt gerüstet. Auch wenn die Mehrheit der Neubürger weiterhin in Stettin arbeite, hätten sich einige wenige auch beruflich in Deutschland niedergelassen, sagt Gotzmann.
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