20.08.2012 / Inland / Seite 5Inhalt
»Schutzengel« für deutsche Einsatztruppe
Bundeswehr indoktriniert Erstkläßler.
Lehrerin erklärt Kindern den Sinn des Afghanistan-Einsatzes
Von Christian Stache
Die Bundeswehr erschließt für ihre Kriegspropaganda und die zivilmilitärische Kooperation stetig neues Terrain. Einem Bericht auf der Internetseite der Luftwaffe vom 13. Juli ist zu entnehmen, daß die Luftwaffenunterstützungsgruppe in Köln-Wahn seit 2011 mit einer Klasse der Gemeinschaftsgrundschule Bernberg in Gummersbach (Nordrhein-Westfalen) in dem Projekt »Schutzengel für Afghanistan« zusammenarbeitet. Dieses geht auf eine Initiative der Lehrerin Mechthild Sülzer zurück, die von einem Radiobeitrag über die deutschen Soldaten am Hindukusch, die zu Weihnachten nicht bei ihren Familien sein können, gerührt war. Umgehend hielt sie ihre Schüler dazu an, »Schutzengel« zu basteln – eben nicht für das kriegsgebeutelte Land und seine Bürger, sondern für »unsere« Soldaten der sogenannten ISAF-Schutztruppe. Die Engel wurden ins Camp Marmal in Masar-i-Scharif geschickt.
Die Resonanz, wird auf luftwaffe.de berichtet, sei »überwältigend« gewesen, und so begann Frau Sülzer, »aktuelle Informationen zum deutschen Einsatz am Hindukusch in den Schulalltag« ihrer neuen ersten Klasse zu integrieren. »Jeden Morgen wird seither bei Unterrichtsbeginn die aktuelle Uhrzeit im Einsatzland und das dortige Wetter verkündet.« Außerdem wird die Einsatztruppe »täglich ins morgendliche Gebet« eingeschlossen....
Schließlich trat die Bundeswehr im Juli an die Lehrerin heran und vereinbarte mit ihr, das Projekt »aktiv« bis 2014 zu fördern. Besuche der Schüler bei Veranstaltungen der Bundeswehr sind laut luftwaffe.de »in der Planungsphase«. Brief- und Paketsendungen der Klasse sollen künftig »durch die Zentrale Post- und Kurierstelle der Luftwaffenkaserne Wahn (…) koordiniert« werden. An einem Gottesdienst mit Militärgeistlichen sollen zwei Klassen der Bernberger Schule bereits im Juni teilgenommen haben....
Die Kooperation mit der Bundeswehr sei »bedenklich und instrumentalisiert die Grundschüler«. Markus Gross, ein Sprecher des »Netzwerks Schule ohne Bundeswehr NRW«, äußerte seine Kritik noch deutlicher: Das Projekt sei »ein erschreckendes Beispiel für die ideologische Mobilmachung an der Heimatfront«. »Die Bundeswehr verliert offensichtlich jegliche Skrupel, wenn sie schon an Erstklässler herantritt, um den Soldaten im Krieg Unterstützung vorzutäuschen.
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