Auf die Frage nach der Ursache des Konflikts zwischen Chodorkowski und Putin, aus beider Sicht, muss ich passen. Ich vermute, Putin war chodorkowskis Plänen im Weg, und er kam auf die Kühne Idee, gegen den KGB-Zaren "anstinken" zu können. Ein Irrtum, wie sich gezeigt hat.
Ich hoffe, du willst nicht ernsthaft den Mangel an Moral in der hohen Politik kritisieren. Damit machst du ein Thema auf, das gar kein Ende finden kann. Putin bedient sich sicherlich etwas offener und umfangreicher, aber sich die eigenen Taschen zu füllen, an wessen Eigentum auch immer, ist ja nun kein Putin-Special. Auch die Frage nach der moralischen Eignung zum Präsidenten stellt sich gar nicht wirklich, weil er faktisch Präsident ist, und weil Moral daran nichts ändern wird. Zumal, so unverständlich es im Westen erscheinen mag, die Russen damit in der Masse gar nicht unglücklich sind. Und sei es nur, weil sie traditionell gewohnt sind, von Moskau - und früher von St. Petersburg - aus mit kräftiger bis harter Hand regiert zu werden, und sich gar nicht an etwas anderes gewöhnen wollen. Vergiss nicht, Russland fehlen 250-300 Jahre Aufklärung und gesellschaftlicher Wandel.
Die anderen Oligarchen, ja, die spielen "im richtigen Team", aus Putins Sicht. Und sei es nur, weil sie - und da erschließt sich der Sinn des ganzen Chodorkowski-Themas - gesehen haben, dass Reichtum, selbst märchenhafter Reichtum, und auch gute "West-Kontakte", einen nicht vor dem Zugriff der Staatsmacht schützen.