Bei unbefugtem Betreten wird gezielt geschossen
Nach dem Bau der umstrittenen Sperranlage im Westjordanland will Israel jetzt auch noch so genannte Sicherheitszonen um jüdischen Siedlungen in dem Gebiet schaffen, die kein Palästinenser betreten darf. Wie die Tageszeitung "Haaretz" am Freitag berichtete, sollen diese "Zonen" 400 Meter breit sein und per Radar überwacht werden. Wer das Gebiet unangekündigt betrete, müsse mit seiner Erschießung rechnen. Die radikal-islamische Organisation Hamas kündigte inzwischen bewaffneten Widerstand gegen den israelischen Sperrzaun an. In der Nacht zu Freitag töteten Soldaten im Gazastreifen einen 60 Jahre alten palästinensischen Zivilisten.
Insgesamt haben bereits 100 der nach internationalem Recht illegalen Siedlungen eine "Sicherheitszone" beantragt, berichtet die Zeitung. Drei seien bereits angelegt und weitere 17 von der Armee genehmigt worden. Die israelischen Pläne dürften scharfe Proteste der Palästinensischen Autonomiebehörde provozieren, da durch die Maßnahme tausende Hektar palästinensischen Landes konfisziert werden müssten.
Nach Angaben der Zeitung "Haaretz" geht das Militär davon aus, dass militante Palästinenser wegen des Baus der umstrittenen Sperranlage im Westjordanland verstärkt Angriffe und Attentate auf jüdische Siedlungen vornehmen werden.
Israel hatte mit seiner Entscheidung, den Bau der Sperranlage fortzusetzen, wütende Proteste der Palästinenser ausgelöst. Palästinenserführer Jassir Arafat nannte den bereits mehr als 130 Kilometer langen Sperrwall aus Mauern, elektronisch überwachten Zäunen und Gräben am Donnerstag eine "rassistische Nazi-Mauer", durch die alle Hoffnung auf eine friedliche Beendigung des Konflikts zerstört werde. Scharf kritisierte die Autonomiebehörde auch israelische Pläne, weitere 600 Häuser in jüdischen Siedlungen im Westjordanland zu bauen.
Die Hamas drohte am Freitag, sie werde sich durch die Sperranlage im Westjordanland nicht von weiteren Anschlägen auf Israelis abhalten lassen. "Die Mauer wird das Zionistische Gebilde nicht schützen, und der Tag wird kommen, da diese Mauern einstürzen wird wie die Berliner Mauer", hieß es in einer am Freitag in Gaza verbreiteten Erklärung.
Nach dem Nahostfriedensplan sollte Israel in der ersten Phase der Umsetzung des Plans alle Baumaßnahmen an Siedlungen stoppen. Israel hat dies abgelehnt. US-Außenminister Colin Powell sagte am Donnerstag, die USA seien "besorgt" über die Pläne Israels. Die Sperranlage, die zum Teil bis zu 32 Kilometer tief auf palästinensischem Land gebaut wird, nannte er "ein Problem".
Washington fordert, dass die Sperrwall nicht die künftigen Grenzen zwischen Israel und den Palästinensern vorwegnehmen dürfe. Israel erklärte nach der Entscheidung über den Weiterbau der künftige etwa 450 Kilometer langen Sperranlage, diese sei zum Schutz von Israelis vor Terroranschlägen gedacht und stelle keine künftige Grenze dar.
Der 60 Jahre alte Palästinenser wurde von israelischen Soldaten in Rafah im Süden des Gazastreifens erschossen. Weitere wurden verletzt. Nach Augenzeugenberichten hatten Soldaten das Feuer auf ein Wohngebiet eröffnet. Beim Versuch zu fliehen seien der 60-Jährige, zwei Frauen und ein junger Mann getroffen worden. Militante Palästinenser feuerten daraufhin am Freitagmorgen drei Mörsergranaten auf die jüdische Siedlung Gusch Katif im Süden des Gazastreifens.
In Dschenin verletzten Soldaten am Morgen drei Palästinenser. Sie drangen auf der Suche nach Militanten in ein Café ein und eröffneten das Feuer. Sie nahmen zwölf Männer fest. Die gesuchten Extremisten seien dagegen entkommen. Bei weiteren Aktionen wurden im Westjordanland über 30 Palästinenser von Soldaten festgenommen.