Sex, Lügen und schwangere Teenies
Kondome schützen nicht vor Aids, Berührungen lösen Schwangerschaften aus, Schweiß und Tränen übertragen HIV: Der christlichen Rechten ist kein Argument zu peinlich, um Teenagern den Appetit auf Sex zu verderben. Nur die Teenager spielen nicht mit.
"Kondome versagen in 31 Prozent der Fälle, wenn es darum geht, eine HIV-Infektion zu verhindern." Dieser Satz steht nicht etwa in einem Desinformationsblättchen konservativer Eiferer, sondern in einer Broschüre für den Sexualkunde-Unterricht, herausgegeben von den Centers for Disease Control and Prevention im US-Gesundheitsministerium - derselben US-Behörde, die in wissenschaftlichen Studien herausgefunden hatte, dass Latexkondome bei der Verhütung einer HIV-Infektion 98-prozentige Sicherheit bieten könnten.
(...) Politisch und weltanschaulich motivierte, frei erfundene Behauptungen sind fester Bestandteil einer konzertierten Kampagne der extremen christlichen Rechten in den USA. Ihr erklärtes Ziel: amerikanischen Teenagern den Appetit auf vorehelichen Sex austreiben, und zwar nachhaltig. An vielen Schulen ist es Lehrern untersagt, trotz der Aids-Gefahr das Wort "Kondom" auszusprechen. (...)
Die Kampagne, die ausschließlich auf der Forderung nach sexueller Enthaltsamkeit basiert - Motto: "Just wait" - wird von der Regierung großzügig finanziell gefördert. 135 Millionen Dollar haben Bush und seine Getreuen allein im Jahr 2002/2003 bereitgestellt, 33 Millionen mehr als im Jahr davor. Für 2005 ist ein Betrag 170 Millionen bereits fest eingeplant.
(...) Die Effizienz der stramm ideologisch ausgerichteten Informations-Programme, an denen in den vergangenen Jahren mehrere Millionen junge Amerikaner teilgenommen haben, wurde von der Regierung Bush nie untersucht.
Der Mangel an jeglicher Kontrolle motivierte den demokratischen Abgeordneten Henry Waxman, eine Untersuchung der Inhalte der am häufigsten verwendeten Programme durchführen zu lassen. Die Analyse, die kürzlich vorgestellt wurde, brachte es schnell an den Tag: Elf der 13 untersuchten Programme enthielten Behauptungen, die zwar den Moralvorstellungen der christlichen Hardliner, nicht aber dem Stand der Wissenschaft entsprachen. So wird Mädchen etwa weis gemacht, dass schwanger wird, wer einem Jungen zwischen die Beine greife - oder dass HIV durch Schweiß und Tränen übertragen werden könne.