… dann würde ich …
Als Backfrisch war ich voller Ideale. Am liebsten wäre ich wie ein Engel auf einer Wolke gesessen, um auf Erden keinen Schaden anzurichten. So mitfühlend war ich mit allen Kriechtieren, daß mir das lustige Tanzen auf der Wiese verging. Mir wurde von den fernen Tibetern berichtet, die eher selbst sterben würden, als beim Umgraben des Gartens ein Kriechtierchen mit dem Spaten zu spalten. Die Wörter „Unkraut“ und „Ungeziefer“ hielt ich für Schimpfwörter boshafter Menschen, die ich dieser Schimpfwörter wegen für boshafte Unmenschen hielt. Ihnen, so empfand ich damals, mangelte es nicht bloß an Mitleid, sondern auch an Schönheitssinn. Jeder Wurm und jedes Häuschenschneckchen kam mir schützens- und bewundernswert vor. Ich bildete mir ein, von den Tieren besser als von den Menschen verstanden zu werden, wenn ich zu ihnen sprach.
Heute bin ich eine desillusionierte alte Frau, die noch immer Ideale hat, aber andere. Was an mir noch blüht und erst mit meinem Tod verwelkt, ist meine fruchtlose Phantasie, die nicht wenige meiner Zeitgenossen für eine besondere Geisteskrankheit halten, für eine, die der Untersuchung noch harrt.
In diesem Strang würde ich von Euch gerne erfahren, was Ihr erstens, zweitens und drittens veranlassen würdet, wenn Ihr Diktatoren wärt. Ich möchte jedoch nicht als erste mit der Nennung ihrer drei Punkte beginnen.
Gruß von Leila,
die einen Diktator persönlich kannte und von einem andern floh.