So heisst die Aufführung des Zürcher Spiegeltheaters, welche am 2. März in der Limmatstadt Premiere feiert. Das Stück zeigt Szenen aus dem Alltag, in denen die Kulturen aufeinanderprallen – und stellt Fragen, die heute viele Leute stellen. Insgeheim oder ganz offen.
Ihre deutsche Pflegerin weiss nicht, was sie meint, als sie sagt, sie sei keis Tüpfi mehr. Die Ansage «Jetzt mal ein bisschen zackig» quittiert sie mit der Frage: «Wänn gönd die eigetli hei?» Der Arzt muss vermitteln. «Sie verstaht keis Wort», zetert die Alte. «Tüütschi kommandiered nur ume.» Doch der Mediziner heisst Schröder und kommt ebenfalls aus dem Norden. Grosis Alternativen? Es gäbe da noch serbische Pflegerinnen!
Nicht zuletzt im Ensemble bricht der Kampf der Kulturen aus: Der Streit entzündet sich nach einer vielsagenden Szene, in der Utz Bodamer gleichzeitig den lebensmüden Adolf Hitler und einen General Guisan spielt, der sich selbst kasteit. «Ich wollte nie einen deutschen Regisseur», empört sich Darstellerin Evelyne Gugolz auf der Bühne und fragt: «Wo sind unsere Wurzeln? Wer sind wir?»
Wenn der Zugang zur Herkunft verloren gehe, münde das in Instinktlosigkeit. Kollegin Sascha Lara Bleuler sagt: «Ich will läbe ohni Lüt, wo mir d' Arbet wegnehmed.» Die Einwände von Alberto Ruano, dass die Schweizer Unternehmen ohne Ausländer bluten würden, wischt die sinnsuchende Gugolz beiseite. «Warum reded ihr alli über Wirtschaftswachstum?» Der Blick müsse nach innen gerichtet werden: «Da flüsst keltischs Bluet.»
Was sind also die Alternativen? Ausländische Unternehmen ausweisen? Mehr Kartoffel- und Weizenäcker? Mehr grüne Energie? Vom Tourismus leben? Die Alten loswerden? «Jede Krankheit ist auch ein Zeichen genetischer Schwäche», heisst die neue Devise. Denn die Frage stellt sich: «Wollt Ihr die totale Unabhängigkeit?» Die «NSIP», die Neue Schweizer Identitätspartei, könnte es zukünftig richten. Bis auch der letzte Deutsche, der nicht Mundart spricht, seinen finalen Eid leistet.
«Das Stück will ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Deutschen-Thematik nur ein Symptom ist», so Grünthal. «Die Ursachen für den Konflikt liegen viel tiefer: Es geht um Ausgrenzung anderer zum Wohle der inneren Sicherheit. Es geht um eine Angst vor dem Hintergrund einer vernetzten, globalen Welt.»
«Die neue Schweizer Welle – Läbe ohni Dütschi» ist dem Nigerianer Joseph gewidmet, der am 17. März 2010 im Alter von 29 Jahren bei seiner Abschiebung am Flughafen Zürich starb. Die Premiere am 2. März ist ausverkauft. Weitere Aufführungstermine im Zürcher Theater Stok sind am 3., 4., 28., 29., 30. und 31. März. Im Kleintheater Luzern spielt die Truppe am 18. Mai. Weitere Informationen gibt es hier: [Links nur für registrierte Nutzer]
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