In der Krise sind die Roma zu Europas Sündenböcken geworden. Durch ihre Ausgrenzung verschwendet die EU Potenzial und Ressourcen.
Millionen von Europäern empfinden heute Angst und Frustration angesichts von Arbeitslosigkeit, dem Verlust von Ersparnissen und Rentenansprüchen, radikal gekürzten Sozialleistungen und anderen wirtschaftlichen Nöten. Ihre Ängste sind begründet, denn die aktuelle Finanzkrise untergräbt genau jene Union, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begründet wurde, um Europas Wunden zu heilen.
Eine Gruppe jedoch wird inmitten des allgemeinen Leids ignoriert: die Roma. Die Roma – eine Volksgruppe so groß wie die Bevölkerung Griechenlands – sind Europas größte und am stärksten benachteiligte Minderheit. Millionen von Roma sind heute in äußerster Armut und Unwissenheit gefangen, die durch weit verbreitete Diskriminierung noch verschlimmert wird.
Tatsächlich wurde in der Erhebung der Europäischen Union zu Minderheiten und zur Diskriminierung 2009 festgestellt, dass die Roma stärker diskriminiert werden als jede andere ethnische Minderheit in Europa
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Sündenböcke der EU
Das Programm bietet eine Blaupause dafür, wie sich Integration und Gleichstellung erreichen lassen und wie unrechtmäßige Diskriminierung verhindert werden kann. Doch diese Ziele sind nur erreichbar, wenn die EU ihre Finanzkrise löst, eine nachhaltige Erholung einleitet und vor allem eine stärker integrative Volkswirtschaft wird. Andernfalls werden die Roma unweigerlich als die bequemen Sündenböcke der EU dienen.
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Verbesserung der Chancen für die Roma
Indem sie Roma-Kinder weiterhin in „Sonderschulen“ stecken, wo die Erwartungen niedrig und die Ergebnisse noch schlechter sind, verschwenden die EU-Mitgliedsstaaten jährlich hunderte von Millionen Euros an Produktivität und Steuereinnahmen.
Die Botschaft ist simpel: Die Verbesserung der Chancen für die Roma ist moralisch richtig und wirtschaftlich vernünftig.
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Diskriminierung schadet Europa
Ich selbst, der in einer Familie aufgewachsen war, die kämpfte, um den Aufstieg aus der Armut in die Mittelschicht zu schaffen, studierte Rechtswissenschaften und schloss ein Schulungsprogramm für NGO-Manager an der Universität Harvard ab. Tausende von Roma haben einen ähnlichen Werdegang hinter sich. Und Hundertausende haben die Fähigkeiten dazu.
Europa kann nicht damit fortfahren, weiter eine seiner Minderheiten zu marginalisieren; Roma-feindliche Vorurteile und ungesetzliche Diskriminierung dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Der Status quo beeinträchtigt das Leben von Millionen von Roma, aber er schadet auch Europa wirtschaftlich und moralisch. Europas Größe – es ist eine historische Binsenweisheit – wird danach beurteilt werden, wie es seine schwächsten Mitglieder behandelt.
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