Sie schweigt zu allem. So heißt es, seitdem Beate Zschäpe sich im November 2011 den Behörden stellte und in Köln im Gefängnis sitzt. Sie schweigt offiziell. Zugleich hatte sie offenbar den dringlichen Wunsch, ihrer schwer kranken Oma mehr zu sagen, als in den Zeitungen steht.
Erfurt. Sie wollte der Oma, die 89 Jahre alt ist und die sie liebt, erklären, warum das alles so gekommen ist, warum sie 14 Jahre aus dem Leben der Großmutter sang- und klanglos verschwunden war. Sie wollte sich bei der Oma, bei der sie lange aufwuchs, entschuldigen.Das wurde gestattet. Bereits am 25. Juni dieses Jahres holten Beamte des Bundeskriminalamtes Beate Zschäpe frühmorgens im Kölner Gefängnis ab und fuhren sie in die Haftanstalt Gera, wo die Großmutter sie besuchen konnte. Davon berichtet in dieser Woche die "Süddeutsche Zeitung" und verweist auf einen Fünf-Minuten-Film, der die Reise dokumentiert.
Beate Zschäpe trug Hand- und Fußfesseln.Auf der langen Autobahnfahrt sprach sie mit den Begleitern. Davon verfassten die Beamten einen angeblich zwölf Seiten langen Bericht, aus dem die "Süddeutsche Zeitung" zitiert. Es geht "um Wetterphänomene, Fernsehgewohnheiten, fröhliche Rheinländer, Karneval, sanierte Statdtkerne im Osten, Rauchgewohnheiten, von denen man im Gefängnis ablassen kann, und das Essen im Knast." Gesprochen wurde offenbar auch darüber, dass sich
Beate Zschäpe als einziges noch lebendes Mitglied des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) der Polizei vor allem stellte, um zu sprechen.Doch seitdem schweigt sie. Dazu rät ihr Anwalt
Wolfgang Heer, "weil es in der Verteidigungsstrategie angesichts der auf zahlreichen reinen Vermutungen basierenden Anklagevorwürfe keine Alternative gibt". Den Vorwurf der Mittäterschaft Zschäpes hatte Anwalt
Heer zurückgewiesen. Es gab Gerüchte, dass Zschäpe einen anderen Anwalt sucht.Gespräche auf der Fahrt von Köln nach Gera sollen auch die Vermutung nähren, dass sie vielleicht doch eines Tages spricht.Die Familien der zehn NSU Opfer haben erst am Wochenende darum gebeten.