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[Links nur für registrierte Nutzer] (22.08.2012)
„Dönermorde“ hieß das Unwort des Jahres 2011, zu Recht. Aber viele wissen schon gar nicht mehr, worum es dabei ging. Viele Jahre lang war ein Nazi-Trio raubend und mordend durchs Land gezogen, unerkannt und unbehelligt. Sie hatten zehn Menschen regelrecht hingerichtet, acht türkischer Herkunft, einen mit griechischen Wurzeln und eine Polizistin. Ihr Motiv war rechtsextrem, germanisch-rassistisch! „Taten statt Worte!“ Jahrelang wurde ermittelt. Das Bundeskriminalamt, Sonderkommissionen, zahlreiche Landespolizeien, der Bundesnachrichtendienst waren aktiv, der Verfassungsschutz von Bund und Ländern, selbst der Militärische Abschirmdienst war dabei und immer wieder gab es einschlägige Lageeinschätzungen im Bundeskanzleramt. Folgenlos.
Die Mordserie flog am 4. November 2011 auf, nach einem weiteren Banküberfall, diesmal in Eisenach. Die örtliche Polizei kreiste die Räuber ein. Die brachten sich in ihrem Wohnwagen um. Die Dritte im Bunde steckte danach den gemeinsamen Zwickauer Unterschlupf in Brand. Das amtliche Erschrecken war so groß, wie das Versagen zuvor. Die Statements klangen kleinlaut.
So liest sich die offizielle Geschichte, wenn man alle Fragezeichen ausblendet. Aber sie sind nicht ausgeräumt. War der „Nationalsozialistische Untergrund“, NSU, wie sich die Nazi-Bande selbst nannte, wirklich nur ein Trio? Agierten sie tatsächlich mehr als zwölf Jahre lang unerkannt, und wenn nicht, warum dann unbehelligt? Wie viele V-Leute der Polizei und der Geheimdienste waren bei alledem präsent, passiv oder aktiv? Woher erfuhr Beate Zschäpe in Zwickau von der Tötung ihrer Kumpane Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt in Eisenach und war es wirklich Selbstmord? Wieso hielt sich ein VS-Beamter – interner Spitzname „kleiner Adolf“ – in Niedersachsen ausgerechnet zur Tatzeit am NSU-Tatort auf? Wurde er von einem CDU-Ministerpräsidenten vor polizeilichen Ermittlungen geschützt? Wenn ja, mit welchem Kalkül, mit welchem Recht? Warum wurden im Bundesamt für Verfassungsschutz Akten vernichtet – und nicht nur dort – nachdem diese Nazi-Mordserie publik wurde? Die Liste der Ungereimtheiten ist viel länger. Es mangelt nicht an Angeboten für Verschwörungstheorien.