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Zufälle gibts. Dem erwähnten Bundesinnenministerium steht übrigens derselbe Bundesinnenminister Friedrich (CSU) vor, der jetzt schonungslos mit allen den Pannen und Affären aufräumen will.Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat eine weitere Vernichtung von Akten über Nachforschungen im rechten Milieu eingestanden. In einem neuen Bericht des Geheimdienstes wird eingeräumt, dass durch einen Erlass des Bundesinnenministeriums vom 14. November 2011 sechs Dossiers mit Protokollen über klandestine Abhöraktionen in rechtsradikalen Zirkeln gelöscht worden seien. Der Erlass kam nur wenige Tage nach dem Auffliegen der rechten Terrorzelle des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU).
Ebenso eigenmächtig wie die hier erwähnte Schredderaktion? Der Dienst steht übrigens nicht Kopf, weil er vorher so chaotisch organisiert war, sondern weil er auf einmal alle Hände voll zu tun hatte, die Affäre um die Eigenkreation namens "Nationalsozialistischer Untergrund" und den Tod der beiden Mitarbeiter Mundlos und Böhnhard zu vertuschen, die außer Kontrolle und an die Öffentlichkeit zu geraten drohte.Seitdem herausgekommen war, dass ein Referatsleiter kurz nach der Entdeckung des NSU-Trios im November 2011 mehrere Dossiers über V-Leute in der rechten Szene eigenmächtig geschreddert hatte, steht der Dienst Kopf.
Na klar. Wenn der Verfassungsschutz es doch so sagt. Dem glaube ich mittlerweile jedes Wort. Angefangen von den Behauptungen kurz nach dem 04.11., von den Mitgliedern des "TRIOs" noch nie etwas gehört zu habe, über die zahlreichen Dementis der Zusammenarbeit zwischen VS und den Mitglieder, wie auch den Versicherungen, hier seien keine relevanten Daten und Akten vernichtet worden.Die neue Löschaktion, so jedenfalls die Auskunft des Verfassungsschutzes, soll indes nicht die Relevanz der ersten Vernichtung haben. Laut gleich drei Berichten des Dienstes, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, sollen sich in den vernichteten Akten keine Hinweise auf das rechte Killer-Trio der NSU finden. Vielmehr habe es sich um andere Recherchen im rechten Milieu gehandelt.
So langsam müßten sich das Bundesinnenministerium inklusive der Verfassungsschutz mal eine neue Begründung einfallen lassen als der zufälligen Entdeckung, daß hier Löschfristen überschritten wurden. Oder hat man gemerkt, daß Öffentlichkeit und Medien inzwischen auch die dümmlichste Ausrede ohne Widerspruch hinnehmen?Das zuständige Innenministerium bezeichnete den Vorgang als Routinemaßnahme und rechtfertigte die Aktenvernichtung mit einer "fristgerechten Sammelanordnung für Löschungsfälle nach Ablauf der Speicherfrist". Der Vorgang sei in der Sache gerechtfertigt. Die zeitliche Nähe zum Aufdecken der NSU-Zelle sei Zufall. Tatsächlich hatte das Ministerium den Untersuchungsausschuss Anfang der Woche ohne Nachfrage detailliert über den Vorfall informiert.
Noch einmal zum ersten Absatz meines Kommentars. Der gleiche Minister, der die Vernichtung von Unterlagen angeordnet hat, verspricht die vollständige Ausleuchtung dieser Krise?Dort soll der von Innenminister Hans-Peter Friedrich für die Klärung der Aktenlöschungen des Geheimdienstes eingesetzte Sonderermittler die Parlamentarier auf den neuesten Stand bringen.
Friedrich hatte am Mittwoch erneut bekräftigt, dass er die Vorgänge, die den Dienst in die schwerste Krise seiner Geschichte manövriert haben, vollständig ausleuchten und dann Konsequenzen ziehen will.
Irgendwann muß es doch selbst dem schafgeduldigen deutschen Michel aufstoßen.