16.40
Nächster Zeuge: Martin Wichmann, 33 Jahre alt, Journalist bei Wichmann-TV, Er war am 4.11.2011 vor Ort und filmte.
16.41
Als Journalist hat der Zeuge auch weitergehende Auskunftsverweigerungsrechte, z.B. was Quellen anbelangt. Doch er möchte vor dem Ausschuss auf Fragen antworten.
16.43
Frage: Wann und wie erfuhren sie von den Vorgängen am 4.11. in Eisenach?
Herr Wichmann von
Wichmann-TV: „Wir waren zufällig beruflich in Eisenach und haben dann davon mitgekriegt, dass es da einen Polizeieinsatz gibt”. Man sei dann beim qualmenden Wohnmobil angekommen habe das aber für unrelevant gehaltne „wem sollte ich das anbieten“, er habe dann dennoch draufgehalten und gefilmt.
Zu sehen waren Beamte in schusssicheren Westen, er habe sich da schon gefragt warum ist das so bei einem brennenden Wohnmobil. Die Polizei hätte dann so
abgesperrt, dass kein Blick mehr da drauf möglich war. Dann sei mitgeteilt worden, dass der Pressesprecher der Polizei kommt. Er habe schätzungsweise
3-4 Minuten drehen können, danach hätte er noch gedreht, wie das Absperrband gezogen wurde, wie der Hubschrauber dazu kam und ein paar Einsatzmaßnahmen. Nach dem Interview mit dem Pressesprecher ist er wieder abgereist. Im Interview habe man mitgeteilt, dass ein Zusammenhang mit Banküberfall stehen könnte und dass im Wohnmobil zwei Leichen sind. “Die 3-4 Minuten die ich da hatte hab ich gesehen, dass die Tür da offen stand [...] der Brand war eigentlich schon gelöscht,
dass war alles schon sehr entspannt hatte ich den Eindruck”, so der Zeuge.
16.45
Die Vors. Abg. Marx fragt auch ober vom Polizeisprecher informiert wurde, was sonst noch im Wohnmobil war. Der verneint; nur dass es eine Verbindung zwischen Wohnmobil, Leichen und Banküberfall gab. Bei dem Interview war das Mobil wegen der Absperrung schon nicht mehr erkennbar. Vermutungen über die Toten wurden noch nicht geäußert. Äußerungen über Todesursachen gab es auch noch nicht “er hatte darauf hingewiesen, dass die Ermittlungen laufen und er dazu keine Angaben machen kann”. Auf Nachfrage nach anderen Behörden gibt er an,
dass Feuerwehr und Polizei in schusssicherer Weste da waren. Ob es noch schlagartig mehr Pressevertreter wurden? “Es war noch ein Fotograf da”.
16.47
Auf Nachfrage des Abg. Kellners wieso er denn in Eisenach war, gibt der Zeuge an: „Ich war einkaufen“. Kellner: Sie waren mit Kamera und Team einkaufen? Wichmann: Ja. Die Abg. König fragt in dessen Richtung: “Es kann ja jederzeit etwas passieren, richtig?“, Herr Wichmann bestätigt das. Erst waren sie bei der Sparkasse, da hätte man aber nichts mehr filmen können. Dann habe man die Redaktion informiert und sei einkaufen gefahren. Die Uhrzeit weiß er nicht mehr. Dann sind sie nach Stregda gefahren. Bei der Ankunft des Sprechers Herrn Ehrenreich habe der den Polizeidirektor Herrn Menzel nicht gesehen.
16.50
Weitere Fragen zielen auf die Distanz, in der der mit der Kamera zum Wohnmobil stand. Wie viel Meter? Wird er gefragt. Zeuge: „Ein Steinwurf“, König: “Ich weiß nicht wie weit sie Steine schmeissen können”, 40-50-100 Meter? 100 Meter seien es wohl gewesen. König fragt weiter, wie er denn durch den Brand erfahren habe. Durch einen Tippgeber oder vielleicht durch Abhören des Polizeifunks?
Wichmann erklärt, dass er erst einkaufen war und dann der Feuerwehr hinterherfuhr. Ob es nicht ein Widerspruch zwischen „alles entspannt“ und „Polizisten in schusssicheren Westen“ gibt? Nein, es war alles ein entspannter Einsatz, so der Zeuge.
Ihm seien nur 2 Polizisten mit Westen aufgefallen. Der Fotograf der mit anwesend war habe für die Thüringer Allgemeine fotografiert.
16.54
Innerhalb der Absperrung des Wohnmobils in Eisenach hätten sich Passanten frei bewegen können, berichtet der Zeuge Wichmann. Die Abg. König fragt nach wie nah sie rankamen? Wichmann: “Was heiß ran, es hat jetzt niemand die Leute weggeschickt”. Beim Anschauen des Rohmaterials seiner Aufnahmen hat sich das bestätigt, innerhalb der Absperrungen haben sich Passanten bewegt.
16.57
Die Abg. König fragt zu seinem Pressegespräch mit Herrn Ehrenreich und möchte wissen, wie informiert dieser erschien. Der Zeuge machte Nachfragen zur Beute und zu Verletzten, da gab es keine weiteren Auskünfte. “Wir haben ihn gefragt ob die Polizei nach Zeugen sucht, nach der zweiten Frage hat er dann geantwortet, dass wenn Zeugen Beobachtungen an der Sparkasse gemacht haben, können sie sich bei der Polizei [in Gotha] melden”, die Frage musste wiederholt werden, da sie im ersten Anlauf nicht verwertbar war. Die Abg. König fragt nach: Der Zeugenaufruf galt explizit nur für Zeugen zum Vorfall bei der Sparkasse nicht für den Vorfall am Wohnmobil? Herr Wichmann bestätigt das.
16.59
Die Abg. König möchte wissen, ob Polizeibeamte denn jemals Interesse an dem von ihm gedrehten Material in Eisenach hatten. Wichmann: “Nein, bis heute nicht”. Es gab keinerlei Anfragen. Die einzigen, die damit gearbeitet haben, waren er und die Kollegen von anderen TV-Sendern; die das Material komplett kauften bzw. dann in Ausschnitten verwerteten.
17.04
Zu den Polizisten vor Ort äußert der Zeuge. “Ich glaub das waren Bereitschaftskräfte, die uns da weggeschickt haben.” Die Abg. Pelke: Also ein ganz normaler Vorgang. Zeuge. “Natürlich nicht normal bei einem brennenden Wohnmobil”, da sei man stutzig geworden. “Es war ein qualmendes Wohnmobil…
ich hätte eigentlich beinahe nicht gefilmt, aber ich habe gelernt wenn man ein mal da ist soll man draufhalten” so der Zeuge.
17.06
Der Abg. Untermann fragt wie denn der Zeuge von Erfurt nach Eisenach kam bzw. was der Anlass war. “Wir Journalisten leben von Informanten, dass ist die Grundlage unseres Berufes“ berichtet der Zeuge, der keine Quellen nennen möchte. Untermann: “Okay, wenn sie es nicht sagen wollen”. Untermann hakt nach: Er habe das anderen TV Sendern gegeben? Ja allen. Und das könne man sich nochmal anschauen? „Na klar“ entgegnet der Zeuge.
17.06
Der Abg. Adams fragt ob der Zeuge das Rohmaterial auch dem Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss zur Verfügung stellen würde. “Wenn sie mich so danach fragen sage ich ja”. Die Abg. König fragt ob er vielleicht auch zufällig in Arnstadt bei dem Überfall dabei war und drehte. Doch der Zeuge muss das leider verneinen. Ein paar Tage später habe man in Eisenach nochmal versucht Passanten zu interviewen, Montag oder Dienstag.
Am Freitag selbst war man in Eile, weil „Brisant“ etwas dazu senden wollte.
17.09
Es gibt keine weiteren Fragen an den Zeugen. Er ist entlassen.