Auch “Reisende Familien” wurden von der Polizei befragt. Sie hielten sich mit “mehreren Gespannen auf der Theresienwiese” auf.“
Bisherigen Ermittlungen zufolge hielten sich zur Tatzeit, am 25.04.2007 16 Angehörige Reisender Familien mit mehreren Gespannen auf der Theresienwiese auf. Da nicht alle dieser Angehörigen Reisender Familien unmittelbar nach der Tat vernommen werden konnten, wurden diesbezüglich Nachvernehmungen durchgeführt.”
(S. 201)
Auf Grundlage der (neuen?) Aussagen des Zeugen Josef Peter L. beschloss das Amtgericht Heilbronn am 19. Mai 2009 “Reisende Familien” erneut polizeilich zu beobachten.
2009 erging der Beschluss vom “gegen die gleichen Personen”, “eine erneute Ausschreibung zur Beobachtung” (Abschlussbericht NSU-Ausschuss, Bundestag, S. 643)Tatsächlich sagte die “reisende” Zeugin Roza S. aus, dass sie ein Wm gesehen hätte. Es gehörte einem gewissen Mijodrag P. Auch diese Zeugin machte die Aussage erst 2009 und drei Monate nachdem der Zeuge L. das verdächtige WM überhaupt erwähnte!
“Herauszuheben ist jedoch die Vernehmung der Roza S. vom 25.06.2009. Frau S. gab an, dass sie von Jela D. erfahren habe, dass der P. mit seiner Ehefrau Olivera R. mit einem Wohnwagen, oder Wohnmobil am Tattag auf der Theresienwiese in Heilbronn gewesen sei.
Bis zum heutigen Tag konnte die Jela D. nicht vernommen werden. Die Ehefrau des P., Olivera R.C befindet sich seit mehreren Monaten in Serbien und konnte bislang ebenfalls nicht vernommen werden.”
Der Aussage wurde nachgegangen. Das serbische Innenministerium gab die Information, dass …“… ein “hinreichender Verdacht gegen eine größere Anzahl von Personen aus Serbien [bestünde], die Betrügereien (Rip Deals) in Deutschland und Italien zum Nachteil deutscher Staatsangehöriger begehen. Anführer dieser kriminellen Gruppierung soll M. M. [...] (hier geführt als Mijodrag P. [...] sein.
Konkret wurde vom serbischen Innenministerium mitgeteilt, dass M. unter dem Arbeitsnamen David KRONENBERG im Jahr 2008 sechs Betrugsstraftaten (sog. Rip Deals) zum Nachteil folgender deutscher Staatsbürger organisiert und weitere Mitglieder der Gruppierung mit der Durchführung der Taten in Italien beauftragt hat:” (S. 202)
Die Ermittlungen versandeten jedoch. Jela D. wurde eingeschüchtert.“
Die eigentliche von ihr benannte Auskunftsperson, Jela D. entzog sich bewusst einer eingehenden Befragung. Im Vorgespräch wurde ihr mehrfach von ihrem Ehemann „der Mund verboten”, so dass durchaus davon ausgegangen werden kann, dass sie und ihr Ehemann sachdienliche Angaben machen könnten.
”Mijodrag P. widersprach der Aussage der Zeugin Roza S.: “Sicher ist, dass ich seit 20 Jahren nicht mehr in Stuttgart war.” Erschwerend kam hinzu, dass ein “Sonderstaatsanwalt in Belgrad (…) mit Dienstsitz beim Justizministerium in Belgrad” festlegte, Mijodrag P. wegen der …” … in Deutschland begangenen Rip Deal Straftaten bei seiner Behörde in Belgrad anzuklagen, da eine Auslieferung des Beschuldigten, Mijodrag P., nicht in Frage kommt. (…) In Absprache mit dem Sonderstaatsanwalt werden Kollegen der Soko Parkplatz an den Durchsuchungen und Vernehmungen teilnehmen dürfen.”
Die Befragungen fanden in Serbien statt. Mijodrag P. negierte die Behauptung der Zeugin. Ein serbischer Psychologe unternahm einen Lügentetektor-Test, der abgebrochen werden musste.“Vor diesem Gespräch wurde dem Psychologen der Fall in Heilbronn kurz vorgestellt.
Danach führte der Psychologe ein erklärendes Gespräch mit PETROVIC über den Ablauf mit dem Lügendetektor und setzte dann das Gespräch mit Hilfe des Detektors fort. Die Befragung am Detektor dauerte von 18:10 bis 18:55 Uhr. Danach musste das Gespräch abgebrochen werden, da laut dem Psychologen die physische Verfassung des PETROVIC instabil war. Die Anspannung sei für ihn zu groß gewesen.”
Sein Partner war ein Ratko S., gegen den wegen “Rip Deal Straftaten” auch ein EU-Haftbefehl erlassen wurde. Er wurde von deutschen Ermittlern in Serbien verhört und behauptete, dass “er noch nie von einem Mord an einer Polizistin in Deutschland gehört habe.”
“Der vereinbarte Lügendetektor-Test wurde am 30.07.2009 zwischen 15.00 und 17.00 Uhr durchgeführt. Nach dem Test erklärten uns die verantwortlichen forensischen Psychologen, dass S. ihrer Meinung nach mit der Tat nichts zu tun hat. Sie seien sich jedoch sicher, dass er entgegen seinen Behauptungen über die Tat Bescheid wisse, zumindest habe er von jemandem Einzelheiten über die Tat erfahren.”
“Die serbischen forensischen Psychologen schließen P. und S. als unmittelbare Täter aus. Sind sich jedoch sicher, dass beide mehr über die Tat wissen als sie vorspiegeln. Dieses Verhalten kann durch verschiedenste Motivlagen begründet sein.”