An dem Kontrollpunkt Oberstenfeld in Richtung Autobahn notierten Beamte am Tattag 20 Kennzeichen von auffälligen Fahrzeugen, darunter gegen 14.37 Uhr das Wohnmobil mit der Chemnitzer Nummer C-PW 87. Die Fahnder beabsichtigten daraufhin, die Fahrzeughalter zu ermitteln.
Aber dieser Schritt, so der Bericht, wurde "zurückgestellt" – und auch später nicht gegangen. Binninger bewertet das so: "Durch die Ringalarmfahndung war man den Tätern so nah wie noch nie." Aber man habe es versäumt, die notierten Kennzeichen umfassend und konsequent zu überprüfen. "Das war ein verhängnisvoller Fehler. Mit dieser Spur hätte man das Terrortrio schon 2007 identifizieren können."
Böhnhardt mietete Wohnmobil unter falschem NamenDas Wohnmobil C-PW87 hatte das NSU-Mitglied Böhnhardt in Chemnitz angemietet. Allerdings nicht unter eigenem Namen, sondern mit
Personaldokumenten, die auf den damals im Raum Hannover wohnenden Holger G. ausgestellt waren. Der frühere Rechtsextremist, der jetzt als Beschuldigter in Untersuchungshaft sitzt, war einst ebenso wie die NSU-Mitglieder im Neonazi-Netzwerk Thüringer Heimatschutz engagiert.
Hätten die Fahnder ihn im Jahr 2007 danach befragt, ob er am Tattag in Heilbronn war, wären Ungereimtheiten aufgefallen. Holger G. ging in Niedersachsen einer regelmäßigen Arbeit nach und konnte deshalb nicht gleichzeitig in Baden-Württemberg sein.
Ferner hätte die Polizei dem Autoverleiher Fotos von Holger G. vorlegen können und wohl spätestens dann erfahren, dass eine andere Person das Wohnmobil gemietet hatte.
Mehr noch, auf dem Vertrag für das Fahrzeug war die Handynummer 0160-98474372 vermerkt. Sie hätte die Fahnder vermutlich zum Zwickauer Unterschlupf der Neonazis geführt. Selten waren die Voraussetzungen für eine Festnahme des Trios so gut.