Sächsischer NSU-Untersuchungsausschuss ermittelt im »Blaulichtmilieu«
Der NSU-Untersuchungsausschuss des sächsischen Landtags ermittelt im Blaulichtmilieu. In fünf Tagen sind zehn Polizisten geladen. Als Zeugen.
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Die Abgeordneten wollen einfach nicht kapieren, dass es für die "1998er Bombenwerkstatt" des Trios gar keinen Haftbefehl gab, jedenfalls die ersten 5 Monate nicht, und sich kein Polizist für die dem anfänglichen Haftbefehl zugrunde liegende "Theater-Fakebombe" interessierte, die vom Kripo Chef Jena seinerzeit ohne "Sprengmittelteam" erst mit Fusstritten geprüft und dann im Kofferraum des Autos abtransportiert wurde.Dass die drei Jenaer Bombenbastler zunächst in Chemnitz untergetaucht sind, war den Zielfahndern des Thüringer Landeskriminalamtes nicht verborgen geblieben. Den Verdacht übermittelten sie den Chemnitzer Kollegen vom Staatsschutz. Stimmt, der Kollege Sven Wunderlich habe »mal angerufen und darum gebeten, die Augen offen zu halten«, erinnerte sich der damalige Chemnitzer Staatsschutz-Kommissiariatsleiter Ulrich Pester. Der - wenn er als Polizist so agierte, wie er am Freitag als Zeuge auftrat - eine völlige Fehlbesetzung gewesen sein muss.
Man nannte dem Zeugen ein Dutzend Namen führender Neonazis aus Chemnitz. Sie sind mehrfach auch in den Akten des Chemnitzer Staatsschutzes zu finden. Pester druckste herum, kannte dann immerhin fünf - vom Hörensagen. Fragten Abgeordnete nach Details zur militanten Blood&Honour-Bande, die als Unterstützernetzwerk des NSU agierte und in Chemnitz starke Bastionen hatte, erzählte der Ex-Staatsschützer etwas von »Musikszene«.
Dabei hatten die »Musikfreunde« Jan Werner und Thomas Starke bundes- und europaweite Kontakte. Werner sollte dem Trio Waffen verschaffen, Starke tat das erste NSU-Quartier in Chemnitz auf. Im November 2000 stellte das sächsische Landeskriminalamt (LKA) bei ihm auch ein Notizbuch sicher, in dem die Geburtstage von Zschäpe und Mundlos zu lesen waren. Was folgte daraus? Wenig. Zunächst ermittelte eine Staatsanwältin sehr engagiert gegen Blood&Honour. Dann wurde sie versetzt, ihr Nachfolger zeigte weniger Interesse. Dafür blieb das Berliner LKA am Ball. Es erhob Starke zur »Vertrauensperson«.
Diese Untergetauchten waren uninteressant, zumal sie ja "ins Ausland geflohen waren", so die Hinweise vom LfV und des BKA. Es gab nicht einmal einen schriftlichen Zielfahndungsauftrag, wozu auch?
Die Polizei ging damals davon aus, dass mindestens Einer des Trios V-Mann war, und die Schlapphüte auf die aufpassten. Verarschen lassen wollte sich die Polizei nicht.
Diese ganze künstliche Aufregung "mit dem Wissensstand von heute" (der lächerlich gering ist, was die Beweise angeht, man tut nur immer so als sei alles klar) ist einfach nur grotesk.
Aber eben nur fast.Fast hätten sie bin Laden gehabt