Ob die im Ländle mal nen PUA machen? Wird Zeit.
[Links nur für registrierte Nutzer]Das lange Protokoll der Fehlschläge
von Rüdiger Bäßler 10.09.2013
[Links nur für registrierte Nutzer] - Genau 1357 Seiten hat der Abschlussbericht des Ende August vorgelegten NSU-Untersuchungsausschusses. 25 Seiten dieses Protokolls widmen sich dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter am 25. April 2007 in [Links nur für registrierte Nutzer]. „Der Ausschuss hat aus der Beweisaufnahme den Eindruck gewonnen, dass in diesem Fall viele Fragen nicht abschließend geklärt sind“, schicken die Parlamentarier dem Kapitel vorweg. Die Bildung der Ermittlungsgruppe „Umfeld“ in diesem Jahr durch die Landesregierung Baden-Württemberg unterstreiche, „dass dies nicht nur der Ausschuss so sieht“.
"nicht abschliessend geklärt" ist eine himmerlschreiende Untertreibung: NICHTS ist da geklärt, gar nichts.
Ganz genau so zitierte ich das sinngemäss aus den Akten, seit Monaten.Der Ausschussbericht dokumentiert auch eine Auseinandersetzung zwischen dem Staatsanwalt und der Polizei über die Wertung von Zeugenaussagen und dem Umgang mit Spuren in Tatortnähe. Mehrere Zeugen hatten ausgesagt, in der Nähe der Heilbronner Festwiese blutverschmierte Personen gesehen zu haben. 14 Phantombilder waren angefertigt worden, die Sonderkommission „Parkplatz“ schlug der Staatsanwaltschaft damals die Veröffentlichung von drei Bildern vor. Doch Meyer-Manoras lehnte ab, und zwar, wie der Untersuchungsausschuss kritisiert, ohne schriftliche Begründung.
Verdacht: Er bekam Weisung, die Füsse still zu halten.Als Zeuge sagte der Staatsanwalt in Berlin, bei einer früheren schriftlichen Ablehnung einer Fahndungsmaßnahme sei es zu „Reibungen“ mit der Polizei gekommen. Er habe die „Beschreibungen unkontrollierter Fluchtversuche nicht als tatrelevant eingestuft“.
Personalausweis, Reisepass, wieder mal kein Klartext von Bässler.Mit derselben Begründung wurden auch fünf blutige Taschentücher, die zwei Tage nach der Tat in der Nähe des Festplatzes gefunden wurden, erst im Mai 2009 molekular-genetisch untersucht (es zeigte sich ein männliches und ein weibliches Profil). Als unwichtig wurde lange auch die Auswertung von Videoaufzeichnungen mehrerer Überwachungskameras in Tatortnähe qualifiziert. Bis 2010 ließen sich die baden-württembergischen Ermittler damit Zeit.
In Baden-Württemberg wird geprüft
Nicht tatrelevant, diese Formulierung wiederholt sich fortwährend, auch bei der Beschreibung der Ringalarmfahndung kurz nach den tödlichen Schüssen auf die Polizisten. Noch am 25. April 2007 fuhr das angemietete Wohnmobil der NSU-Terroristen Böhnhardt und Mundlos durch die Kontrollstelle Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg), das Chemnitzer Kennzeichen wurde als eines von 34 000 registriert. Hätten Ermittler nachgeforscht, wären sie beim Verleiher auf den Namen des im Münchner NSU-Prozess angeklagten Holger G. gestoßen, der im Mietvertrag eine nicht auf ihn ausgegebene Handynummer genannt hatte. Die Nummer gehörte zu einem Handy, das 2011 in der explodierten Zwickauer Wohnung von Beate Zschäpe sichergestellt wurde.
bla bla bla.So geht es im Bericht weiter, auch was die unterbliebene Auswertung des Yahoo-Accounts von Michèle Kiesewetter oder die zeitweise Zugehörigkeit ihres Böblinger Gruppenführers zum Ku-Klux-Klan anbelangt. Für das Innenministerium hat der Abschlussbericht dennoch einen „wertvollen politischen Beitrag“ zur Aufarbeitung der Mordserie geleistet.