Eine Wasserpistole neben dem Sturmgewehr, ein Malbuch neben der Beute aus dem letzten Banküberfall. Im verkohlten Campingbus der Killer-Nazi-Bande fanden die Ermittler auch Kinder-Spielzeug. Das gibt der Polizei Rätsel auf.
In den Trümmern des Nazi-Killer-Wohnmobils vom Typ „Sunlight Alkoven A 68“ lagen zwei Leichen, mehrere Waffen, Munition und Bargeld.
Auf dieser Seite zeigt BILD am SONNTAG Fotos aus dem Leben des Bösen. Aber die Ermittler entdeckten auch etwas, das sie sich bis heute nicht erklären können: einen Teddy, eine Wasserpistole,eine Plastikpuppe, ein „Winnie the Pooh“-Buch und einen Schuh in der Kindergröße 33.
Am 4. November 2011 hatten die Nazi-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos eine Sparkasse in Eisenach überfallen und waren mit dem Camper geflüchtet.
Als eine Polizeistreife auftauchte, erschoss Mundlos seinen Komplizen, setzte den Wohnwagen in Brand und tötete sich selbst. Es war das Ende einer Mordserie, der neun Migranten und eine Polizistin zum Opfer fielen.
Wie passt das Kinderspielzeug zu der beispiellosen Verbrechensserie? Hatte im Wohnmobil etwa ein Kind gespielt, bevor die Nazi-Terroristen zu ihrem letzten Raubzug aufbrachen? Nutzte das Trio ein Kind zur Tarnung? Wer sind die Eltern? Leidet es bis heute darunter, dass die „netten Onkels“ mit dem Campingwagen in Wahrheit Bankräuber und Mörder waren?
Bis heute können die Ermittler diese Fragen nicht beantworten.
Dabei hatte sich eine Mitarbeiterin des Caravan-Verleihs, bei dem das Wohnmobil ein paar Tage vor dem Überfall auf die Sparkasse gemietet worden war, ziemlich genau an ihre Kundschaft erinnert.
Laut ihrer Aussage hatte eine junge Familie den Camper ausgeliehen, die angeblich im Raum Berlin Urlaub machen wollte. Die Vermieterin identifizierte das Pärchen als Böhnhardt und Gefährtin Beate Zschäpe. Die beiden hätten ein vier bis fünf Jahre altes Mädchen mit längeren hellblonden Haaren dabei gehabt, heißt es.
Das Rätsel um das kleine Mädchen im Wohnmobil der Nazi-Terroristen bleibt womöglich ungelöst.....
Was haben die Ermittler im Wohmmobil gefunden? (Die Fotos zum Text wurden schon „geschreddert”)
- Die Ceska
Diese Pistole vom Typ VZOR 70, Kaliber 7,65 mm, lag auf dem Bett in der Schlafkabine.
Im Wohnmobil fand sich auch die Dienstwaffe von Michelle Kiesewetter. Die Polizistin war im Jahr 2007, vermutlich von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, in Heilbronn erschossen worden. - Funkgerät
Die Terroristen konnten den Funkverkehr der Polizei abhören.
Neben dem Funkgerät wurde auch eine Liste mit den Polizeifunkfrequenzen aus der Region Eisenach und Erfurt entdeckt. - Brille
Ein schwarzes dünnes Drahtgestell mit hellen ovalen Gläsern, heißt es im Polizei-Protokoll. Wem die Brille gehörte, ist nicht notiert. - Bahncards
Unter falschen Namen hatten sich Böhnhardt und Mundlos Bahncards beschafft.
Die Identitäten stammten von Unterstützern der Gruppe. - Kinderspielzeug
Diese bunte Plastikpuppe wurde auf der Beifahrerseite des Wohnmobils gefunden.
Möglicherweise haben Kinder von Freunden des Nazi-Trios sie dort zurückgelassen.
Vor allem Beate Zschäpe wurde von Zeugen als kinderlieb beschrieben. - Metal-Musik und Beatles
Auf dem Weg zum Banküberfall hörte die Nazi-Bande finnische Metal-Musik.
Zwei CDs lagen vorne beim Radio. Außer Nightwish noch eine CD mit Hits von z. B. den Beatles („Help“), The Killers („Human“), The Pretenders („Don’t Get Me Wrong“), Marius Müller-Westernhagen („Dicke“), U2 („With Or Without You“), The Cornells („´74-´75“), The Monkeys („I´m A Believer“), Queen („Radio Gaga“). - Wasserpistole
Diese Spielzeugwaffe mit anschraubbarem Wassertank lag vorne im Wohnmobil. Vermutlich ein Hinweis darauf, dass Kinder in dem Camper gespielt hatten.
Als Uwe Böhnhardt das Wohnmobil anmietete, war ein Mädchen im Vorschulalter dabei. - Schokoriegel
Diverse Süßigkeiten wurden neben dem Fahrersitz gefunden. Darunter Schokoriegel Nussini und Twix. - Maschinenpistole
Diese automatische Waffe vom Typ Pleter 91, 9 mm Luger, lag auf der rechten Sitzbank.
Sie war durchgeladen, aber nicht abgefeuert worden. Eine Patrone hatte sich verklemmt - Horror-Maske
Diese Sturmhaube verwendeten die beiden Nazi-Killer vermutlich bei ihren Banküberfällen. Die Polizei entdeckte die Maske in einem Fach unter dem Kühlschrank.
Dort befanden sich auch Kleidungs- stücke, Werkzeug und eine Handgranate. - Gefüllter Kühlschrank
Detalliert listeten die Fahnder auf, was die Terroristen alles im Kühlschrank hatten: Unter anderem Currywurst, Fruchtmilch, Fleischsalat, Joghurt, Wasabinüsse, Margarine, Schwarzwälder Schinken, Knusperflocken, Käse, Tomaten-Ketchup, Schokoriegel, Bockwürste und Senf. - Munition
Auf einer Ablagefläche neben der Spüle wurde eine Packung mit 16 Patronen, Kaliber 9 mm, gefunden. - Polizei-Skizze
Die Fahnder erstellten einen Grundriss des Wohnmobils und kennzeichneten detailliert den Fundort jedes Beweisstückes. Über der Fahrerkabine (rechts) sind zwei Schlafplätze.
Dahinter befindet sich der Aufenthaltsbereich mit zwei Sitzbänken, einem Tisch sowie einer Toilette, gegenüber die Küchenzeile. Ganz links gibt es einen weiteren Schlafbereich. - Die letzte Beute
Bei dem Überfall auf die Sparkasse Eisenach am Morgen des 4. November 2011 erbeuteten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos exakt 71 915 Euro. Die Geldscheine hatten sie in einer roten Einkaufstüte unter dem Spülbecken versteckt. - Versteckte Scheine
In einer Kakaopulver-Packung entdeckten die Ermittler weitere 5000 Euro in großen Scheinen. Auch in einer lila Süßigkeiten-Tüte waren 6000 Euro versteckt.
Das Geld stammt vermutlich aus früheren Überfällen. Insgesamt sollen Böhnhardt und Mundlos mehr als ein Dutzend Banken ausgeraubt haben. - Vorbereitung für Banküberfall
Mithilfe dieser Zeichnungen planten Böhnhardt und Mundlos den Überfall auf die Wartburg-Sparkasse in Eisenach. Die rechte Skizze zeigt den Innenraum der Filiale mit Eingang, Schalter und Tresorraum. Auf der linken Skizze ist ihr geplantes Fluchtziel zu sehen.
In der Straße „Am Gebräun“ wollten sie ihr Wohnmobil ursprünglich abstellen. Doch änderten sie ihren Plan und parkten rund drei Kilometer entfernt „Am Schafrain“. Dort entdeckte sie eine Polizeistreife und die Nazi-Killer brachten sich um. - Rosa Schlappen
Dieser einzelne Plastikschuh lag hinter dem Fahrersitz. Wahrscheinlich gehörte er einem Kind, weil es sich um Schuhgröße 33 handelt. Auch Herren- Adiletten (Größe 41) wurden in der Fahrerkabine entdeckt. - Scharfe Waffe
Dieser Revolver der Marke Melcher war mal eine Schreckschusspistole, wurde aber zu einer scharfen Waffe mit Kaliber „38 Special“ umgebaut. - Kinder-Malbuch
In der Fahrerkabine lag ein rußverschmierter Ringblock im Format DIN A5 der amerikanischen Kinder-Marke „Winnie the Pooh“.
In dem Malbuch fanden sich keinerlei Einträge. Es ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass zuvor ein Kind an Bord war. - Teddybär
Wem gehörte dieser aus dem verkohlten Wohnmobil geborgene Kuschel-Teddy? Auch er gibt den Ermittlern Rätsel auf. - Kleiderschrank
Ordentlich und aufgeräumt war der Kleiderschrank der Killer. Auf Bügeln hingen ein Kapuzenpullover und eine olivgrüne Jacke.
In den Fächern daneben lagen zwei Fahrradhelme. Zu den Morden und Banküberfällen waren sie stets mit ihren Mountainbikes gefahren.