BILD: Wie würden Sie diese Menschen bezeichnen, als „Türken“ oder als „Deutsche“?
Erdogan: „Wenn sie deutsche Staatsbürger sind, sind es natürlich Deutsche – alle anderen sind Türken. Die vielen deutschen Rentner, die bei uns leben, würde ich ja auch nicht als ,Türken‘ bezeichnen, sondern als ,Deutsche in allen Ehren und allen Rechten‘.“
Erdogan: „Die deutsche Politik müsste viel mehr für den EU-Beitritt der Türkei tun, weil er die Integration massiv vorantreiben würde. Weil wir Türken so viel Positives für Deutschland empfinden, fühlen wir uns gerade hier im Stich gelassen. Inzwischen haben wir ca. drei Millionen Türken und türkischstämmige Menschen, von denen 700 000 deutsche Staatsbürger sind. Natürlich würde ich es vorziehen, wenn alle drei Millionen doppelte Staatsbürger sein könnten. Wenn ein EU-Land wie Frankreich dies schafft, warum kann Deutschland es nicht?“
BILD: Was ist der größte Fehler, den die türkischstämmigen Zuwanderer machen?
Erdogan: „Sicher werden Fehler gemacht. Wir sollten gemeinsam mit der deutschen Regierung untersuchen, welche Faktoren die Integration behindern, wie die Bildung gefördert werden kann.“
BILD: Konkret?
Erdogan: „Wie ich schon sagte, müsste die deutsche Politik die zugezogenen Türken nicht als Gefahr, sondern als Bereicherung sehen. Und das ganze Thema mit dieser Mentalität anfassen.
Ein Beispiel: Wenn ein junger türkischer Mann ein Mädchen aus der Türkei liebt und heiraten möchte, wird dies als ein Fehler angesehen, denn die Bundesregierung verlangt, dass diese Frauen vorher Deutsch lernen müssen.
Aber ich bitte Sie, welche Sprache spricht die Liebe? Es kann doch nicht sein, dass die Liebe junger Menschen per Verordnung nur auf Deutsch funktionieren darf.