[Links nur für registrierte Nutzer] zeigt: wer keine Vorurteile ggü. Fremden hat, hat einen Gendefekt.
Oder, meine These, kann nicht richtig denken.
Genau diese Abgrenzung ist das Problem: Sie geht darauf zurück, dass Menschen grundsätzlich in Schubladen denken – ob sie wollen oder nicht. „Jeder teilt die Menschen in seiner Umgebung in Kategorien ein, ordnet sie zum Beispiel einer bestimmten Altersgruppe, einem Geschlecht oder einer Hautfarbe zu“, erklärt Zick. Das sei nötig, weil man sonst mit der Komplexität der Umwelt überfordert wäre. Man ordnet den Kategorien Merkmale zu, sodass Stereotype entstehen. Das machen bereits Kindergartenkinder – ein Zeichen dafür, dass die Neigung zum Kategorisieren angeboren ist.
Bis hierhin, betont Zick, handelt es sich um rein kognitive Prozesse. Erst wenn soziale Faktoren zu greifen beginnen und man sich selbst in eine Kategorie einordnen muss, kommt eine emotionale Komponente dazu. Als Folge entsteht eine Wertung. „Bei Kin-dern kann man relativ stabile Abwertungen von Kategorien schon im Alter von vier, fünf Jahren beobachten, zum Beispiel: ‚Mädchen sind doof‘ “, erklärt Zick. Indem man sich selbst einer Kategorie zuordnet, wird man vom Individuum zum Gruppenmitglied – und allein das verändert, wie man sich verhält und wie man sich und andere wahrnimmt.Wie bereits öfters hier erklärt ist "Fremdenfeindichkeit" Teil des Menschseins. Wer die Menschen umdressieren will, wer ihnen eintrichtern will, das es vollkommen egal ist, wer der Andere ist oder woher er kommt, richtet Schaden an: sozial wie individuell.Wie sehr eine derartige soziale Angst und Vorurteile miteinander verwoben sind, hat der Psychiater Andreas Meyer-Lindenberg, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, gezeigt: Er testete Vorurteile bei Kindern mit einer genetischen Störung namens Williams-Beuren-Syndrom. „Diese Kinder kennen keine soziale Angst“, erklärt der Arzt. „Wenn jemand zum Beispiel einen Raum betritt, kommen Williams-Kinder sofort angelaufen, auch wenn sie diese Person noch nie gesehen haben. Sie haben keine Scheu, wollen gleich Kontakt aufnehmen und jeden Fremden berühren.“ Auf Distanzsignale achten sie nicht.
Dazu legten er und seine Kollegen 20 Kindern mit Williams-Beuren-Syndrom einfache Zeichnungen vor und erzählten dazu kleine Geschichten. In jedem Durchgang sahen die Kinder zwei gleiche Darstellungen von Männern, Frauen oder Kindern, die sich nur durch die Hautfarbe unterschieden – auf der einen Zeichnung war sie rosa, auf der anderen mittelbraun. Die begleitenden Geschichten handelten immer von den Personen auf den Bildern, die entweder als clever, hübsch oder freundlich beschrieben waren oder als dumm, hässlich oder böse. Die Aufgabe der Kinder bestand darin, auf die Person zu zeigen, von der die Geschichte gehandelt hatte.
Gesunde Kinder neigen in diesem Test dazu, die positiven Eigenschaften den Menschen ihrer eigenen Hautfarbe zuzuschreiben und die negativen den anderen, sagt Meyer-Lindenberg. Nicht so die Williams-Kinder. „Es war unglaublich: Die Kinder hatten überhaupt keine Vorurteile. Sie ordneten den Zeichenfiguren die Eigenschaften dem Zufall nach zu.“ Meyer-Lindenberg hält diese Entdeckung für einen Durchbruch: „Das ist die erste Gruppe überhaupt, die in diesem Test keine ethnischen Vorurteile gezeigt hat.“