Kirsten Heisigs Modell der beschleunigten Verfahren für jugendliche Straftäter hat sich zum Exportschlager entwickelt. Auch in Oberfranken ist man begeistert.
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Backert hat nicht viel Zeit, wie immer. Seit einem Jahr ist er ein Reisender in Sachen schneller Strafverfolgung krimineller Jugendlicher. Gleich hat er wieder einen Termin mit einigen Polizeibeamten, denen er erklären will, welche Abläufe man verändern muss, um das hehre Ziel zu erreichen: einen straffälligen Jugendlichen bis spätestens vier Wochen nach der Tat zu verurteilen.
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Eine Strafe ist dann kaum noch wirkungsvoll. Und in der Zwischenzeit hat sich die kriminelle Karriere einiger Jugendlicher oft schon ihren Weg gebahnt.
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Dabei ist die Geschwindigkeit der Bestrafung bei Jugendlichen beinahe wichtiger als die Höhe der Strafe. Je schneller verurteilt wird, desto besser. Der Erwachsene hat ein Bewusstsein. Aber der Jugendliche hat seine Tat schnell wieder vergessen – umso schneller, wenn sie keine Reaktion hervorruft.
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So war es auch bei Victor*. Als er 14 Jahre alt und damit strafmündig wurde, hatte Victor schon jede Menge Grenzen überschritten. Mehrmals hatte er bei Schlägereien auf dem Schulhof Klassenkameraden leicht verletzt, war schwarz Bahn gefahren und hatte mehrfach kleine Dinge aus dem Baumarkt mitgehen lassen.
Kurz nach dem 14. Geburtstag entwendete Victor vor einem Seniorenheim einen Rollator und fuhr damit in der Gegend herum. Als Schäl seine Akte auf den Tisch bekam und von Victors Vorgeschichte las, zögerte er nicht lange. „Mir war klar, der brauchte einen Denkzettel“, sagt Schäl und verhängte eine Woche Dauerarrest.
Das war vor einem Jahr.
Während Victor früher nahezu im Wochentakt auffiel, ist es seit dem Arrest ruhig geworden um ihn.
„Beim Prozess war er total verblüfft, das nun auf einmal etwas passiert“, sagt Schäl.
„Und das Urteil hat Wirkung gezeigt. Wir haben seitdem nichts mehr von ihm gehört.“