Kassel. Nur wenige hundert Meter liegen zwischen dem SMA-Neubau an der Sandershäuser Straße und dem verwahrlosten Backsteinhaus. Doch von Rekordumsatz und Wirtschaftsboom spüren die Bewohner der Huthstraße 2 nichts.
140 Menschen aus Osteuropa leben hier auf zwei Etagen. Die meisten von ihnen Rumänen, die als Bauarbeiter arbeiten.
„Morgens kommt ein Bus und holt die Männer ab“, erzählt Waltraud Menger. Seit einem halben Jahr beobachtet die Rentnerin das Treiben über der leerstehenden Kneipe „Seven Days“. Besonders die Müllberge sind den Nachbarn ein Dorn im Auge. „
Das stinkt schon jetzt. Wir haben Angst, dass im Sommer die Ratten kommen“, sagt Sohn Olaf und zeigt auf den Hinterhof, wo sich Essensreste und Sperrmüll meterhoch türmen. „
Die schmeißen das einfach aus dem Fenster“, erzählt Mutter Waltraud.
Beschwerde beim Ordnungsamt
Bereits mehrfach haben die Nachbarn sich beim Ordnungsamt beschwert. Bisher ohne Erfolg. „Unser Außendienst war vor Ort und hat die Angelegenheit an das Umwelt- und Gartenamt weitergeleitet“, erklärt Lothar Pflüger vom Ordnungsamt der Stadt Kassel. Letztlich sei es Aufgabe des Hauseigentümers, die rund 30 Kubikmeter Müll zu beseitigen. „Ihn gilt es zu ermitteln“, so Pflüger.
Die Nachbarn fühlen sich allein gelassen. „Die sagen, es besteht keine Gesundheitsgefahr. Aber hier gibt es jetzt schon viel mehr Fliegen“, sagt Alexandra Menger. Mit den Bewohnern über das Problem zu sprechen sei schwierig: „Die sprechen ja kein Deutsch.“ Grundsätzlich haben sie nichts gegen Ausländer, sagen die Nachbarn. Die Männer seien stets freundlich, man lasse sich gegenseitig in Ruhe. „Uns geht es nur um den Müll“, betont Olaf Menger.
Ortsvorsteher: “Menschenunwürdige Verhältnisse”
Für Enrico Schäfer, Ortsvorsteher in Bettenhausen, ist es damit nicht getan. „Wenn dort tatsächlich über 100 Personen wohnen, ist das menschenunwürdig.“ Auch wenn die Rumänen legal gemeldet sind, müsse die Ordnungsbehörde die Verhältnisse kontrollieren, fordert der Ortsvorsteher. „Zumindest genügend sanitäre Anlagen muss es geben.“
Nachfrage bei der Stadt Kassel. „Wir beobachten die Situation. Solange alle Bewohner legal gemeldet sind, haben wir keine gesetzliche Handhabe“, erklärt Pressesprecher Hans-Jürgen Schweinsberg. Auch eine Überprüfung der hygienischen Zustände könne die Stadt Kassel nicht ohne weiteres vornehmen. „Dazu brauchen wir einen Hinweis aus dem Kreis der Bewohner“. Zwar hält auch er 140 Leute auf so engem Raum für zu viel. Allerding seien nie alle Bewohner zur gleichen Zeit zuhause. „Viele befinden sich wochenlang auf Montage oder in der Heimat“, so Schweinsberg.
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