Wenn ich hier und in anderen Foren stöbere, fällt mir immer wieder auf, daß einige der Deutschen User sehr wohl von einer Wiedervereinigung Deutschlands mit Pommern, Schlesien, Ostbrandenburg und Ostpreußen träumen, daß es aber im Gegenzug keinen Polen gibt, der davon träumt die polnischen Ostgebiete wieder Polen anzugliedern.
Warum ist das so?
Es gibt da mehrere Möglichkeiten:
1.) Polen hat sich mit dem Verlust seiner historischen Ostgebiete abgefunden
2.) Polen ist bewußt, daß diese Gebiete schon vor 1939 nicht ethnisch polnisch waren und nur durch Eroberungen zu Polen gelangt sind
3.) Polen will mit diesen heruntergewirtschafteten Gebieten nicts zu tun haben, da die ehemaligen deutschen Ostgebiete viel besser entwickelt sind
4.) Polen erkennt die Geschichtliche Notwendigkeit einer Aussöhnung mit seinen östlichen Nachbarn an.
5.) Polen hat Angst, daß bei einem Anspruch seinerseits an die Ukraine, Weißrußland und Litauen, Deutsche Ansprüche auf die Oder-Neiße Gebiete erhoben werden.
oder ist Polen
6. so realitätsbewußt, daß es weiß, daß die Grenzen auf ewig so bleiben?
Vielleicht noch etwas zum geschichtlichen Hintergrund:
1918 wurde Polen nach 123 Jahren wieder zu einem selbständigen Staat. Allerdings mit noch nicht festgelegten Grenzen.Die Grenzen von 1772 standen zwar zur Debatte, waren allerdings nicht zu realisieren. Nachdem man in Posen klarheiten geschaffen hatte und die Westgrenze Anfang 1920 so gut wie fest stand (mit Ausnahme von Schlesien) versuchte Polen 1920 angesichts der militärischen Schwäche Sowjetrusslands an der Ostgrenze vollendete Tatsachen zu schaffen und löste mit einer Offensive im April 1920 den Polnisch-Sowjetischen Krieg aus. Es lehnte die so genannte Curzon-Linie, die ungefähre Grenze geschlossener polnischer Siedlung am Bug, als polnische Ostgrenze ab. Im Frieden von Riga vom März 1921 wurde die polnisch-sowjetrussische Grenze rund 150 Kilometer östlich der Curzon-Linie festgelegt.Dadurch kamen Millionen Ukrainer und Weißrussen unter polnische Herrschaft.Die Polen stellten in diesem Gebiet die Oberschicht der Gutsbesitzer und Industriellen. Das Wilnaer Gebiet (Mittellitauen) kam im Jahre 1920 durch eine Militäraktion gegen den ebenfalls unabhängig gewordenen Staat Litauen zu Polen. Polen umfasste nunmehr ein Gebiet von rund 388000 Quadratkilometern mit über 27 Millionen Einwohnern, darunter jedoch nur 19 Millionen polnischer Volkszugehörigkeit.