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Thema: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

  1. #21
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von AnastasiaNatalja Beitrag anzeigen
    Beileibe ist das selbstverständlich nicht meine Meinung, aber nun trifft es sich, dass ich in den unendlichen Weiten des Internets auf jemanden gestoßen bin, der diese Meinung vertritt. Er meint, dass Preußen Deutschland verraten hat und deswegen zitiere ich ihn einfach mal :

    "Warum hat Preußen dann alleine (mit Italien) gegen Österreich, Sachsen, Hannover, Bayern, Württemberg, Hessen, Baden, sowie zahlrreiche andere Kleinstaaten kämpften ?Die Deutschen "Verbündeten" wurden durch Androhung von Annex"tion in den Krieg gepresst oder hatten selber keine Truppen.

    Man sieht also Preußen war selber gar nicht stark genug, sondern hat niederträchtig die Italiener gekauft und damit Österreich abgelenkt wird. Als der Verrat erfolg hatte, wurde Deutschland in Großpreußen, Österreich, Liechtenstein und Luxemburg gespalten. Diese Spaltung sorgte dafür, dass Deutschland insgesamt geschwächt wurde und von nun an unter der Vormundschaft der niederträchtigen Hohenzollern und ihrer Schlange Bismarck stand.
    Dies sorgte wahrscheinlich dafür, dass Preußen 1888 Friedrich III. genommen und die Verräter mit dem Krüppelkaiser verflucht wurde, der Deutschland in den Untergang von 1914 führte.

    Man sieht also: Den Preußen verdanken wir, dass Deutschland Republik wurde, dass der militaristische Beamtenstaat, sich daraufhin den Nazis unterwarft. Aber die Allierten haben glücklicherweise dieses Krebsgeschwür der Zwietracht und Herrschsucht von der Erde entfernt.
    Und wenn in Deutschland wieder der Glanz der Monarchie erstrahlt, dann wird Preußen nur noch eine unangenehme Erinnerung sein. "

    Kurz gefasst, er sieht das Übel im preußisch-österreichischen Krieg über die Vorherrschaft und gibt Preußen die Schuld an jenem Krieg.

    Was denkt ihr darüber ?
    Sei gegrüßt, Anastasia!

    Nun, da hast Du Dir einen dicken Brocken eingefangen, wie man sagt. Abgesehen davon, dass der scharfsinnige Geschichtsdeuter, wie mir scheint, ein wenig von persönlichen Motiven und Gefühlen affiziert worden ist, muss man einige grundsätzliche Fragen stellen:

    Wie wurde Deutschland denn durch die Reichseinigung zerstört?Welches "Deutschland"? War der Vorgang in den Jahren 1864-1871 eine Zerstörung? War die Reichseinigung unausweichlich? Welche Motive lagen zugrunde? Gibt es eine schlüssige Verbindung zwischen 1871 und 1914, die eine Zerstörung durch Preußen verifiziert?

    Die "Zerstörung" des Interpreten bezieht sich auf die kleindeutsche Gestalt des Reiches. Durch die Auflösung des deutschen Bundes wurde Österreich de facto aus den deutschen Angelegenheiten gedrängt und Luxemburg zugunsten der Schlange an der Themse 1867 neutral (dennoch Mitglied im Zollverein). An die Stelle des föderalen und lockeren Bundes tritt ein strafferer Staat, der sich deutsch nannte. Liegt hier eine Zerstörug vor? In ideologischer Hinsicht vllt. - die Verwirklichung eine großdeutschen Staates ist gescheitert, Österreich nicht Teil des Reiches.
    Gab es aber vor 1871 ein Deutschland, das stärker war als das nach 1871? Der deutsche Bund hatte ein Bundesheer, militärische Disparitäten, keine einheitliche Ausstattung. Eintracht gab es nicht, solange als zwei Großmächte um die Vorherrschaft im Bund kämpften: Das Bundessystem war für die Zeit Metternichs konzipiert, basierte also auf der Eintracht Russlands, Österreichs und Preußens; nach dem Krimkrieg zerbrach diese Konstellation (Heilige Allianz), so dass die "Rückendeckung" Russlands einen entscheidenen Vorteil für die Großmächte Deutschlands darstellte - die innenpolitische Gestaltungsfreiheit war also stark eingeschränkt und vom Ausland stark beeinflusst! Auch bot die Zersplitterung Deutschlands in Kleinstaaten keine wirtschaftliche Entwicklung (Binnenzölle, keine Industrie im Großraum; Darniederliegen der Hafenstädte).
    Angesichts dieses Zustandes erscheint die Reichsgründung doch Deutschlands Kräfte gestärkt zu haben: Vereinigung aller kleindeutschen Wehrmannschaften, Schaffung eines deutschen Generalstabes und eines schlagkräftigen Heeres; Aufbau einer deutschen Marine; Österreich verbleibt als Bundesgenosse, ist aber in seiner Entwicklung auf sich gestellt; ausländische Mächte verlieren an Einfluss in innerdeutschen Angelegenheiten; die wirtschaftliche Prosperität setzte ein, die Handelsstädte blühten auf, die Bevölkerung wuchs - ein gewaltiger Sprung, den da die "Schlange" Bismarck gesetzt hat!
    Hat denn dieser Vorgang Deutschland in das Verderben gestürtzt? Leider ja! Warum? Auch Karthagos Kräfte erstarkten, so dass ihr Erstarken es alsbald in Konflikt mit den Römern brachten, die nach dem ersten Punischen Kriege mehr darauf bedacht waren, Karthago zu schwächen, nach dem zweiten, es bedingungslos auszumerzen - das westliche Mittelmeer war zu klein für zwei Könige und zwei Konsuln zugleich. Und so ist es auch mit Europa: Ein geeintes Deutschland zerschlug den Plan der "balance of power" Großbritanniens, indem das große schwarze Loch Mitteleuropas plötzlich durch Berlin gefüllt wurde. Der Neid auf den Erfolg rief alsbald neue Feinde hervor: Neben dem Erzfeind Frankreich (1875) auch das von eben diesen hochgerüstete Russland und das in seiner maritim-ökonomischen Suprematie (vgl. dt. Handelsflotte) gefährdete Großbritannien. Angesichts dieses Neides ist es eigentlich egal, ob der Kaiser einer derer von Hohenzollern, Habsburg oder ein Hitler ist - dieser hat ja die großdeutsche Lösung verwirklicht, ist aber dennoch gescheitert. "ceterum censeo Germaniam delendam esse", sprach ein Brite.

    M.E. ist das eigentliche Übel für den Untergang Deutschlands das Erstarken der USA in den 1850er Jahren, die alsbald militärische Kräfte in die Wagschaale werfen konnten, die in beiden Großkriegen nie erwogen worden sind. Natürlich ist der Neid der Altmächte auch ein großes Übel, deren stärkste Nation ja Großbritannien war, die über die Güter der Welt verfügte. Diese Sache wird ja heutzutage nicht oft betrachtet.

    Wir sehen: Wir Deutschen müssen aufhören, uns selbst die Schuld zuzuschreiben - egal, welcher Preuße uns regiert hat! -, sondern endlich erkennen, dass unser Scheitern und unsere Zahl an Feinden nicht das Maß unserer Grausamkeit, sondern das des gegen uns gerichteten Neides ist.
    Geändert von Agesilaos Megas (22.05.2011 um 22:09 Uhr)

  2. #22
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Krabat Beitrag anzeigen
    Es geht ja nicht um die staatliche Einheit, sondern um die völkische Einheit. Diese völkische Einheit hat Bismarck und die Preußen aber nie interessiert.

    Preußen hat Süddeutschland politisch vergewaltigt und die Österreicher entdeutscht.

    Natürlich waren Ungarn und Co. ein Hemmschuh für die nationale Einheit, aber das galt ja auch für Preußen.

    Wieviele Beutepolen hat Preußen denn in den deutschen "Nationalstaat" eingebracht?
    Krabat, Krabat, geht's noch dümmer? Wir reden von der Mitte des 19. Jahrhunderts. Da hat Realpolitiker vom Range eines Bismarck das Gequatsche arischer Hühnerzüchter, soweit es sie überhaupt schon gab, einen Deibel interessiert.

    Und wie bitte soll Preußen Österreich-Ungarn (sic!) "entdeutscht" haben, wo doch die k.u.k. Monarchie schon seit langen Jahrhunderten ein Vielvölkerstaat war?


    Du solltest zu historischen Themen schweigen, es ist schlichtweg peinlich, welchen Stuß du - begrifflich wie inhaltich - zu diesem Themenfeld abzusondern imstande bist.
    Geändert von Gärtner (23.05.2011 um 12:23 Uhr)
    "Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
    lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."

    Umberto Eco

  3. #23
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Agesilaos Megas Beitrag anzeigen
    (...) M.E. ist das eigentliche Übel für den Untergang Deutschlands das Erstarken der USA in den 1850er Jahren, die alsbald militärische Kräfte in die Wagschaale werfen konnten, die in beiden Großkriegen nie erwogen worden sind. Natürlich ist der Neid der Altmächte auch ein großes Übel, deren stärkste Nation ja Großbritannien war, die über die Güter der Welt verfügte. Diese Sache wird ja heutzutage nicht oft betrachtet.

    Wir sehen: Wir Deutschen müssen aufhören, uns selbst die Schuld zuzuschreiben - egal, welcher Preuße uns regiert hat! -, sondern endlich erkennen, dass unser Scheitern und unsere Zahl an Feinden nicht das Maß unserer Grausamkeit, sondern das des gegen uns gerichteten Neides ist.
    Man könnte natürlich noch anführen, daß die schwache Stellung des Bürgertums, das als starker Träger des politischen Volkswillens auch gegen die (Duodez-)Monarchien ausfiel, einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung hatte.

    Es gibt sogar manche, die in der Reformation, der Zerstörung der Glaubenseinheit, wodurch Deutschland mitten entzweigerissen wurde, den Urgrund aller späteren in Rede stehenden Entwicklungen sehen wollen. Das mündet dann im bekannten Vorwurf, der Luther als "Zerstörer des Reiches" einstuft.
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  4. #24
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Es gibt sogar manche, die in der Reformation, der Zerstörung der Glaubenseinheit, wodurch Deutschland mitten entzweigerissen wurde, den Urgrund aller späteren in Rede stehenden Entwicklungen sehen wollen. Das mündet dann im bekannten Vorwurf, der Luther als "Zerstörer des Reiches" einstuft.
    Endlich mal eine interessante These! Glaube auch, daß das einiges für sich hat. Jedoch, was wäre die Alternative gewesen? Sich weiterhin von dem in allen Lüsten schmarotzenden Rom (Rodrigo Borgia, Alex VI) und der Ausgburger Hochfinanz (Fugger und seine Söhne) ausplündern zu lassen oder den Weg in deutsche Selbständigkeit zu versuchen?

    Heute stehen wir vor einer sehr ähnlichen Alternative wie damals Martin Luther. Ersetze Rom, Katholizismus und Fugger durch Brüssel, Globalismus und Rothschild.

  5. #25
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Brutus Beitrag anzeigen
    Endlich mal eine interessante These! Glaube auch, daß das einiges für sich hat. Jedoch, was wäre die Alternative gewesen? Sich weiterhin von dem in allen Lüsten schmarotzenden Rom (Rodrigo Borgia, Alex VI) und der Ausgburger Hochfinanz (Fugger und seine Söhne) ausplündern zu lassen oder den Weg in deutsche Selbständigkeit zu versuchen?

    Heute stehen wir vor einer sehr ähnlichen Alternative wie damals Martin Luther. Ersetze Rom, Katholizismus und Fugger durch Brüssel, Globalismus und Rothschild.
    Es läßt sich zumindest nicht von der Hand weisen, daß das Duodez-Unwesen durch das "cuius regio eius religio"-Prinzip seine nachhaltige Verfestigung erfahren hat. Damit war der Weg zur Ausbildung einer handlungsfähigen Zentralgewalt fürs erste verbaut. Mit der Folge, daß die Länder und Ländchen des Heiligen Römischen Reiches zum Spielball der Mächte wurden und das Reich zum Stellvertreterschlachtfeld der europäischen Kriege verkam. Mit entsetzlichen Folgen, der Genozid des 30jährigen Krieges raffte mindestens ein Drittel der Bevölkerung dahin und stürzte weite Teile des Reiches in nie mehr ganz bewältigte Armut (das sollte bedenken, wer z.B. Rothenburg ob der Tauber "hübsch" findet. Die Stadt war 1648ff. schlicht und einfach pleite, sodaß ein Revirement der Stadtarchitektur ausbleiben mußte). Weitere Folge war der schon erwähnte Ausfall der Entwicklung zu einem starken, selbstbewußten Bürgertum.

    Erst Preußen unternahm in Verfolg seiner deutschen Sendung (das war es, was Bismarck umtrieb) den neuerlichen Versuch zu einer Einigung. Militärisch nur im Hahnenkampf gegen den stärksten Konkurrenten auf dem Hühnerhof, und das war Österreich-Ungarn. Der Krieg gegen Frankreich hatte nur den Zweck, die Deutschen unter einer Fahne zu sammeln.
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  6. #26
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Erst Preußen unternahm in Verfolg seiner deutschen Sendung (das war es, was Bismarck umtrieb) den neuerlichen Versuch zu einer Einigung. Militärisch nur im Hahnenkampf gegen den stärksten Konkurrenten auf dem Hühnerhof, und das war Österreich-Ungarn. Der Krieg gegen Frankreich hatte nur den Zweck, die Deutschen unter einer Fahne zu sammeln.
    So sehr ich Dir in Deiner Darstellung zustimme, bei diesen Zeilen bekomme ich Magenkrämpfe. Warum, zum Henker, müssen wir unsere Geschichte und damit uns selbst immer aus der Feindperspektive betrachten? Haben wir denn gar kein Rückgrat mehr und gar keine ethische Substanz?

    Deinem Satz halte ich entgegen und befinde mich damit weit mehr als Du und die offizielle Lesart in Übereinstimmung mit den nachprüfbaren Tatsachen:

    Der Krieg, den Frankreich aus Daffke erklärte, hatte den Zweck, mit Waffengewalt zu holen, was Napolen III., auf diplomatischen Weg nicht gelang: sich als *Entschädigung*f ür Frankreichs Stillhalten bei der preußisch-österreichischen Schlacht - nicht etwa Krieg, wenn wir genau sein wollen - von Königgrätz das linke Rheinufer zu krallen.

    Die Parallele zu Mitterands atomarer Epressung beim €urotz und als Kompensation für die Einwilligung zur deutschen Einheit verdienen, beachtet zu werden!

    Wie immer sehr interessant, mit welcher Nonchalance es hingenommen wird, wenn Frankreich sich deutsche Reichslande krallt und im Gegenzug in Hitlers Eingliederung des deutschen (!) Sudetenlandes und dem Wunsch, das deutsche Danzig wiederzuerlangen, ein Grund gesehen wird, weshalb F und GB mit Recht den Krieg erklärten.

    Du wirst wissen, wo einst die Westgrenze des HRRDN verlief. Verdun und Burgund waren einmal deutsch, das Elsaß ohnehin, um jetzt diesen Gedanken auf die Spitze zu treiben.
    Geändert von Brutus (23.05.2011 um 13:23 Uhr)

  7. #27
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Brutus Beitrag anzeigen
    So sehr ich Dir in Deiner Darstellung zustimme, bei diesen Zeilen bekomme ich Magenkrämpfe. Warum, zum Henker, müssen wir unsere Geschichte und damit uns selbst immer aus der Feindperspektive betrachten? Haben wir denn gar kein Rückgrat mehr und gar keine ethische Substanz?

    Deinem Satz halte ich entgegen und befinde mich damit weit mehr als Du und die offizielle Lesart in Übereinstimmung mit den nachprüfbaren Tatsachen:

    Der Krieg, den Frankreich aus Daffke erklärte, hatte den Zweck, mit Waffengewalt zu holen, was Napolen III., auf diplomatischen Weg nicht gelang: sich als *Entschädigung*f ür Frankreichs Stillhalten bei der preußisch-österreichischen Schlacht - nicht etwa Krieg, wenn wir genau sein wollen - von Königgrätz das linke Rheinufer zu krallen.
    Natürlich. Diese Sehnsüchte waren Bismarck wohlbekannt. Drum mußte er nur, wie die Österreicher sagen, "das Knöpferl drücken" und Paris retournierte mit der gewünschten Reaktion. Unterschätze Bismarcks Schläue nicht, der Mann spielte gern über Bande!

    Die Parallele zu Mitterands atomarer Epressung beim €urotz und als Kompensation für die Einwilligung zur deutschen Einheit verdienen, beachtet zu werden!

    Wie immer sehr interessant, mit welcher Nonchalance es hingenommen wird, wenn Frankreich sich deutsche Reichslande krallt und im Gegenzug in Hitlers Eingliederung des deutschen (!) Sudetenlandes und dem Wunsch, das deutsche Danzig wiederzuerlangen, ein Grund gesehen wird, weshalb F und GB mit Recht den Krieg erklärten.

    Du wirst wissen, wo einst die Westgrenze des HRRDN verlief. Verdun und Burgund waren einmal deutsch, das Elsaß ohnehin, um jetzt diesen Gedanken auf die Spitze zu treiben.
    Jetzt bist du es, der die Angelegenheit aus der "Feindperspektive" betrachtet. Der Wechsel von Territorien und Dynastien war ehedem ein ganz alltäglicher Vorgang, überall in Europa (Savoyen!). Daß er im Falle des HRRDN beständig zu des Reiches Nachteil ausfiel, lag zuvörderst an der Binnenschwäche dieses Konstrukts, das sich zielstrebiger Interventionen von außen schon deshalb nicht erwehren konnte, weil diese stets Verbündete innerhalb der Reichsgrenzen fanden.
    Geändert von Gärtner (23.05.2011 um 13:38 Uhr)
    "Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
    lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."

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  8. #28
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Natürlich. Diese Sehnsüchte waren Bismarck wohlbekannt. Drum mußte er nur, wie die Österreicher sagen, "das Knöpferl drücken" und Paris retournierte mit der gewünschten Reaktion. Unterschätze Bismarcks Schläue nicht, der Mann spielte gern über Bande!
    Schön, dann schildere bitte, wie Bismarck Napoleon III. dazu motivierte, zuerst von Italien Gebietsabtretungen zu fordern (Nizza etc.), danach von Deutschland, und wie er Frankreich dazu brachte, deshalb (sic!) Preußen den Krieg zu erklären.

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Jetzt bist du es, der die Angelegenheit aus der "Feindperspektive" betrachtet. Der Wechsel von Territorien und Dynastien war ehedem ein ganz alltäglicher Vorgang, überall in Europa. Daß er im Falle des HRRDN beständig zu des Reiches Nachteil ausfiel, lag zuvörderst an der Binnenschwäche dieses Konstrukts, das sich zielstrebiger Interventionen von außen schon deshalb nicht erwehren konnte, weil diese stets Verbündete innerhalb der Reichsgrenzen fanden.
    Mich stört die Ungleichheit, wie von systemkonformen Deutschen unberechtigte (sic!) französische Gebietsansprüche an Deutschland als berechtig hingenommen und berechtigte (sic!) deutsche Gebietsansprüche an Frankreich, Polen und die Tschechei als unberechtigt, ja sogar als hinreichender Grund für westliche Angriffskriege betrachtet werden.

    Die von Dir benannte Schwäche des Reiches als Ursache anzunehmen, teile ich, jedoch stört es mich, wenn danach einem starken und handlungsfähigen Reich mit den gleichen Gründen (Gebietsansprüche an Drittstaaten) die Rolle des Alleinaggressors zugeschoben wird.

  9. #29
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Brutus Beitrag anzeigen
    Schön, dann schildere bitte, wie Bismarck Napoleon III. dazu motivierte, zuerst von Italien Gebietsabtretungen zu fordern (Nizza etc.), danach von Deutschland, und wie er Frankreich dazu brachte, deshalb (sic!) Preußen den Krieg zu erklären.
    Och, Brutus, muß ich denn die (Vor-)Geschichte(n) der Emser Depesche wiederkäuen? Joachim Fernau hat das mal sehr anschaulich beschrieben, wenn ich die Stelle gefunden habe, reiche ich sie nach, allein des Lesevergnügens wegen.

    Mich stört die Ungleichheit, wie von systemkonformen Deutschen unberechtigte (sic!) französische Gebietsansprüche an Deutschland als berechtig hingenommen und berechtigte (sic!) deutsche Gebietsansprüche an Frankreich, Polen und die Tschechei als unberechtigt, ja sogar als hinreichender Grund für westliche Angriffskriege betrachtet werden.
    Ich glaube, zumindest hinsichtlich des ersten Punktes gibst du dich einer kleinen Täuschung hin. Die vorgebliche Berechtigung französischer Gebietsansprüche, abgeleitet aus dem Stillhalten 1866 wird schon deshalb von fast niemandem unterstützt, weil bald keiner mehr über diesen Aspekt des 1870er-Krieges Bescheid weiß.

    Die von Dir benannte Schwäche des Reiches als Ursache anzunehmen, teile ich, jedoch stört es mich, wenn danach an einem starken und handlungsfähigen Reich mit den gleichen Gründen (Gebietsansprüche an Drittstaaten) die Rolle des Alleinaggressors zugeschoben wird.
    Naja, wir ham halt verloren. Der Verlierer zahlt immer die Rechnung. Ungerecht, aber das ist der Lauf der Welt.
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    lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."

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  10. #30
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    Standard AW: Hat Preußen Deutschland zerstört ?

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Och, Brutus, muß ich denn die (Vor-)Geschichte(n) der Emser Depesche wiederkäuen?
    Oh ja, bitte. Ich bin sehr gespannt, wie Du aus der Emser Depesche herleitest, daß Frankreich Preußen überfallen mußte.

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Joachim Fernau hat das mal sehr anschaulich beschrieben, wenn ich die Stelle gefunden habe, reiche ich sie nach, allein des Lesevergnügens wegen.
    Freue mich darauf und bin gespannt, wie sich Fernaus sicher sehr intelligente und noch besser geschriebene Interpretation vor den Originalquellen und der Vorgeschichte mit unverschämtem Auftreten Botschafter Benedettis in Bad Ems ausnimmt.

    Wäre Preußen so gereizt auf Wahrung seiner Ehre versessen gewesen wie Frankreich, hätte es Botschafter Bendettis Bad Emser Frechheiten sofort zum Anlaß genommen, Frankreich den Krieg zu erklären.

    Wir können gerne einen philologischen Vergleich der Textvarianten anstellen und Original und Bearbeitung der Emser Depesche geneinander halten. Du wirst vielleicht feststellen, daß Bismarck behutsamer redigiert hat als die meisten SPIEGEL-Journalisten.

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Ich glaube, zumindest hinsichtlich des ersten Punktes gibst du dich einer kleinen Täuschung hin. Die vorgebliche Berechtigung französischer Gebietsansprüche, abgeleitet aus dem Stillhalten 1866 wird schon deshalb von fast niemandem unterstützt, weil bald keiner mehr über diesen Aspekt des 1870er-Krieges Bescheid weiß.
    Schön, wenn die französischen Gebietsansprüche spätestens seit Louis XIV. unberechtigt gewesen sind, wer unterstützt dann die Rückgabe Elsaß-Lothringens, um auch diesen Gedanken konsequent zu Ende zu führen?

    Zitat Zitat von Der Gelehrte Beitrag anzeigen
    Naja, wir ham halt verloren. Der Verlierer zahlt immer die Rechnung. Ungerecht, aber das ist der Lauf der Welt.
    Richtig. Jedoch ist das kein Grund, weiter in Sack und Asche zu gehen und vor den Siegern im Staub zu kriechen.

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