Zu den künftigen Fördergebieten werden auch Nordafrika, Indien, China, Australien und Lateinamerika zählen. So haben die Chinesen bereits Verträge mit Shell geschlossen. Der Konzern soll die Technik liefern, um das Gas aus den Ölschieferfeldern in den Provinzen Shanxxi und Sichuan im Südwesten Chinas zu explorieren. Auch mit BP verhandeln die Chinesen.
Geologen der Texas A&M University schätzen, dass die in Amerika entwickelten Bohr- und Förderungstechnologien die weltweit erschließbaren Gasreserven verneunfachen. "Es gibt heute Reichweiten von mehreren Hundert Jahren", sagt Auer. Dies wirke sich auch auf den Energiemix aus. "Es entwertet zum Beispiel die geplanten Pipelineprojekte." Man müsse sich fragen, was mit dem vielen Gas geschehen solle.
Schließlich lässt die neue Schiefergaswelt schon heute die Luft aus so manchem auf russischem Gas basierendem Geschäftsmodell. So bedroht das steigende Erdgasangebot vor allem die Preismacht des mit Abstand größten Erdgasförderers der Welt: Gazprom. Indirekt leiden darunter auch große Gasversorger, wie die deutsche Eon Ruhrgas oder RWE Energy.
Denn statt sich kurzfristig günstig mit billigem Gas einzudecken, haben sie oft langfristige Verträge für jenes Erdgas abgeschlossen, das durch russische Fernleitungen zischt. Für das Jahr 2011 hat Eon Ruhrgas bereits Verluste von rund einer Milliarde Euro angekündigt. In Branchenkreisen wird sogar über einen Verkauf der Eon-Tochter spekuliert.
Wenn geplante Flüssiggashäfen wie der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven erst einmal den Betrieb aufnehmen, wird sich die Wettbewerbssituation - dank steigendem Angebot - wohl noch verschärfen.
Die Gewinner stehen in diesem Szenario schon fest: "Es sind die Verbraucher", sagt Energie-Experte Auer.
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Deutschland hat sich da von Schröder und den Russen auf einen falschen, kostspieligen Weg manövrieren lassen.