Bericht: Forscher entdecken älteste Zivilisation Europas bei Leipzig und Dresden

In Sachsen und anderen Teilen Deutschlands, Östereichs und der Slowakei haben Forscher offenbar Reste der ältesten Zivilisation Europas entdeckt. Nach einem Bericht der Londoner "The Independent" haben die Archäologen ein europaweites Netz von 150 Tempeln gefunden, die von einem bis dato unbekannten Kulturvolk gebaut worden sein sollen.

Die Zivilisation datiere auf 4800 bis 4600 vor Christus und sei damit 2000 Jahre älter als die Pyramiden. Der Haupttempel sei unter dem heutigen Dresden gefunden worden. Die Anlage messe 150 Meter im Durchmesser und bestehe aus Gräben, Erdwällen und Palisaden. Bei Eythra südlich von Leipzig seien Ruinen eines Dorfes entdeckt worden, in dem etwa 300 Personen in 20 Langhäusern rund um einen Tempel gelebt haben sollen.

Die Ausgrabungen in Dresden förderten Werkzeuge aus Stein, Knochen und Holz sowie Keramikfiguren von Menschen und Tieren zu Tage. „Die Ausgrabungen haben Aufschluss darüber gegeben, dass diese frühen Bauerngemeinschaften über ausgereifte Fertigkeiten und eine große Vorstellungskraft verfügen mussten, um Europas erste große Erdanlage anzulegen“, zitiert die Zeitung Harald Stäuble vom Landesamt Archäologie Sachsen. Die Erkenntnis, dass es sich bei den in den vergangenen drei Jahren ausgegrabenen Tempel- und Dorfanlagen um Zeugnisse ein und derselben Kultur handele, sei so neu, dass ihre Erbauer noch keinen Namen bekommen hätten, berichtete die Zeitung.

Samstag, 11. Juni 2005
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LVZ vom 2.3.2004: Grabungsergebnisse aus dem Zwenkauer Tagebau

Geschichte zum Anfassen erlebten die Zwenkauer am Donnerstag Abend. Auf der jüngsten Sitzung des Stadtrates präsentierte Annette Zeischka vom Landesamt für Archäologie die Ergebnisse der Grabungen im Tagebau Zwenkau.

„Einmalig hier in Zwenkau ist, dass wir die lückenlose menschliche Kulturentwicklung von 7500 vor Christus bis heute zurück verfolgen können“, sagte die Grabungsleiterin.

Seit zehn Jahren untersuchen die Archäologen den Boden rund um Zwenkau. Die archäologischen Untersuchungen sind Pflicht, Grundlage dafür ist das Denkmalsschutzgesetz. „Ein sensationeller Fund gelang uns 1993 in Eythra“, so Annette Zeischka. „Wir stießen auf einen jungsteinzeitlichen Brunnen aus der Zeit 5200 v. Chr., das ist der älteste in Europa.“ Darin befanden sich auch organische Reste, an denen die Forscher Pollenanalysen durchführen können.

Im Jahr 2002 begannen die Archäologen auch östlich der Weißen Elster zu graben. „Das Gebiet war 37 000 Quadratmeter groß, wir haben dort 1377 Einzelstücke per Hand oder mit Minibaggern ausgegraben“, sagte Annette Zeischka. Die Funde wurden gezeichnet, fotografiert, gewaschen und katalogisiert.

Die Forscher fanden viele Siedlungsspuren aus der Zeit der Neolithischen Revolution um 7500 v. Chr., als die Ackerbauer und Viehzüchter sesshaft wurden. Die Archäologen wiesen Reste 15 bis 20 Meter langer Häuser nach, die vermutlich ein Spitzdach und Gräben zur Entwässerung besaßen. Zum Vorschein kam dabei auch Keramik mit Bänderverzierung, wie sie damals in ganz Europa verbreitet war. „Fühlen Sie, wie leicht und wie schön die gemacht ist“, ermunterte Annette Zeischka die Anwesenden – Fundstücke hatte sie zum Veranschaulichen mitgebracht.

Im Bereich, wo früher der Tagebaugerätepark stand, förderten die Forscher 34 Urnen aus der frühen Eisenzeit um 500 v. Chr. zutage. „Der Boden war hier zerstört, die Gefäße zum Teil beschädigt“, so die Grabungsleiterin. Gut erhalten sind dagegen Grabbeigaben. „Wir fanden eine besonders schöne Bronzenadel und einen Gürtelhaken für eine Männertracht. Davon wurden bisher erst drei in Deutschland entdeckt.“

Einmalig ist auch die 25 000 Quadratmeter große Siedlung der Elbgermanen. Sie stammt aus der Zeit 20 v. Chr., dem Übergang der Eisen- in die römische Kaiserzeit. „Das ist die größte Siedlung aus der Zeit, die bislang ergraben werden konnte und die noch viel Aufsehen erregen wird“, freute sich Annette Zeischka. Die Forscher legten viereckige Speicherbauten und Häuser frei, es fanden sich Keramik, Knochen und ein Stück eines blauen Glasarmringes. „Davon gibt es nur vier in Sachsen“, so Annette Zeischka. Der Schmuck stammte aus Böhmen und wurde von den Kelten bis hoch an die Nordsee transportiert.

Anja Matsch

letzte Aktualisierung vom Samstag, 11. Juni 2005
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