"Kurlansky ist nicht nur Amerikaner, sondern auch Jude. Das erklärt vielleicht, weshalb er als erster Chronist dieser Kulturrevolution die herausragende Rolle der Juden als Theoretiker, Anführer und Aktivisten herausstreicht. Das gilt zunächst für die USA, die Wiege der Bewegung. So bestand die Avantgardeorganisation SDS (”Students for a Democratic Society”) zu mehr als der Hälfte aus Juden. Zwei Drittel der weißen “Freedom Riders”, die in die Südstaaten fuhren und ihr Leben riskierten, um die Rassentrennung in Bussen, Bahnhöfen und Restaurants zu durchbrechen, waren Juden. Theoretiker wie Herbert Marcuse und Wilhelm Reich, Organisatoren wie Abbie Hoffman und Jerry Rubin, Dichter wie Allen Ginsberg und Bob Dylan - sie alle entstammten der messianischen Tradition des Judentums.
Aber nicht nur in den USA standen Juden in der ersten Reihe. In Polen führten die Juden Adam Michnik und Henryk Szlajfer die 300 Studenten an, die am 30. Januar 1968 in Warschau gegen die Zensur protestierten und damit eine Massenbewegung auslösten. In Frankreich waren die bekanntesten Anführer der Studentenbewegung die Juden Daniel Cohn-Bendit, Alain Geismar und Alain Krivine.
In Deutschland waren unter den Aktivisten wenige Juden, jedoch mehr, als ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprochen hätte. Überdies waren die wichtigsten Theoretiker der Bewegung sämtlich deutsch-jüdischer Abstammung: Marx, Freud, Reich, Marcuse, Adorno, Horkheimer und Bloch.
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