Nachdem der türkisch-islamische Verein „Ditim“ das Aus seiner Moscheepläne in Sendling verkündete, rückt ein anderes Moscheeprojekt in den Vordergrund: das „Zentrum für Islam in Europa – München“ (Ziem) – ein Vorhaben einer Initiative um den Penzberger Imam Benjamin Idriz. „Ziem“ ist weit ehrgeiziger als die Sendlinger Pläne: Idriz und seine Mitstreiter planen nicht nur eine Moschee, sondern auch eine Islamische Akademie zur Ausbildung von muslimischen Geistlichen, den Imamen, in deutscher Sprache.
Erheblichen Rückenwind erhält das Projekt nun aus der Stadtpolitik. Die Rathaus-Fraktionen von SPD, CSU, Grünen und FDP fordern die Stadt in seltener Einigkeit in einem gemeinsamen Antrag auf, die „Ziem“-Initiative zu unterstützen. Die Verwaltung solle dem Verein bei der Suche nach einem Grundstück in der inneren Stadt helfen und – soweit nötig – die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau schaffen.
Bei der Stadtspitze stößt das Anliegen auf offene Ohren. „Sehr positiv“ beurteilt OB Christian Ude das Vorhaben. Er kenne Imam Idriz als einen „dialogfähigen und dialogwilligen Mann“. Das Projekt wäre ein „Glücksfall für den Dialog zwischen Mehrheitsgesellschaft und Islam“, so Ude gegenüber unserer Zeitung.
Bemerkenswert ist auch der Zuspruch der CSU – sie hatte sich gegen die Ditim-Moschee in Sendling ausgesprochen. Die Ziem-Pläne aber bezeichnet CSU-Fraktionschef Josef Schmid als „historische Chance“. Ziem stehe für einen modernen europäischen Islam, „der alle Grundwerte unserer Gesellschaft auf der Basis des Grundgesetzes anerkennt.“
Die massive politische Unterstützung kommt in einer entscheidenden Phase für die Projektplaner. In Kürze soll die Entscheidung des Verwaltungsgerichts im Rechtsstreit der Islamischen Gemeinde Penzberg gegen den Freistaat Bayern fallen. Die Penzberger Muslime um Imam Idriz waren vor Gericht gezogen, weil der bayerische Verfassungsschutz ihnen Nähe zum Islamismus vorwirft. Weitere Unterstützung könnten die Muslime auf Bundesebene erhalten. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) besucht die Gemeinde am 30. März – praktisch zeitgleich mit dem Erscheinen des neuen Verfassungsschutzberichts.
Bis das Islam-Zentrum Wirklichkeit wird, haben Idriz und seine Mitstreiter aber noch manche Hürde zu nehmen. Sie brauchen Sponsoren um die Finanzierung zu sichern. Und sie brauchen ein Grundstück - und zwar ein großes. Ziem soll aus einer Moschee für 600 Gläubige, einer Islamischen Akademie, einem Museum und einem Gemeindezentrum bestehen. Noch habe man kein Areal gefunden, so Idriz. Dennoch ist er optimistisch. „Ich freue mich riesig über den Stadtratsantrag. Jetzt haben wir eine echte Chance, das Projekt gemeinsam mit der Stadt zu verwirklichen.“