ORF-Informationsdirektor Oberhauser abgewählt
ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser ist am Donnerstag vom obersten Aufsichtsgremium des öffentlich-rechtlichen Senders abgewählt worden. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte einen Abwahlantrag gegen Oberhauser gestellt, nachdem dieser in einem ORF-internen Mail die Bestellung von Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur kritisiert und SPÖ-Einflussnahme um die Entscheidung geortet hatte.
Wrabetz sah deshalb das Vertrauensverhältnis der beiden ORF-Manager gestört. Im 35-köpfigen ORF-Stiftungsrat stimmten am Donnerstag 18 Vertreter für die Abwahl des Informationsdirektors, sechs enthielten sich des Votums, 11 Stiftungsräte gaben Oberhauser Rückendeckung und sprachen sich gegen die Ablöse aus.
Die Stimmen für die Abwahl kamen von der SPÖ, den Grünen sowie zwei unabhängigen Betriebsräten. Elf Vertreter des ÖVP-"Freundeskreises" votierten gegen die Ablöse des Infochefs. Enthaltungen kamen von den beiden FPÖ/FPK-Vertretern, BZÖ, den unabhängigen Stiftungsräten Alexander Hartig und Franz Küberl sowie der dem ÖVP-"Freundeskreis" angehörenden Gebriele Zuna-Kratky.
Vor der Abstimmung wurde Oberhauser vom ORF-Stiftungsrat angehört und hielt dort eine "sachliche Rede" ohne Abrechnung, wie zu hören war. Der Infochef habe von etlichen Politikerwünschen berichtet, die von ihm jedoch allesamt abgeschmettert worden seien, und er bekundete seine Bereitschaft zur Weiterarbeit als Direktor oder in anderer Position, hieß es.
Nach langen Debatten zwischen den Stiftungsräten und Wrabetz wurde Oberhauser später nochmals hereingebeten und mit der Frage konfrontiert, ob er bereit sei, sich für sein Verhalten zu entschuldigen. Oberhauser lehnte ab. Danach zeigte er sich "stolz auf diese Abwahl", wie er im Gespräch mit der APA sagte. "Ich habe Charakter gezeigt und mich gegen parteipolitische Einflüsse im ORF gewehrt und bin dafür von einer rot-grünen Mehrheit abgewählt worden." Er werde nun sein Büro zusammenräumen und verschwinden.
Wrabetz verteidigte unterdessen die Abwahl. Oberhauser habe mit seiner Kritik an der Personalentscheidung dem Haus und den Mitarbeitern eine "unnötige Debatte" gebracht, so der ORF-Chef. Vorwürfe des politischen Einflusses wies Wrabetz nach der Oberhauser-Abwahl einmal mehr zurück. Kritik kam aus dem ÖVP-"Freundeskreis" im ORF-Stiftungsrat.