Mythos und Realität der Marshallplans
Werte Foristen,
anläßlich einer Diskussion in einem anderen Strang habe ich beschlossen, diese interessante Frage auszulagern und extra zu besprechen.
Es geht hier um nichts Geringeres als den "legendären Marshallplan".
Für die Einen ist er die Grundlage des Wirtschaftswunders und Grund ewiger Dankbarkeit und für die Anderen ein völlig überhöhter Mythos ohne reale Substanz.
ich bitte um eine gesittete Diskussion. Persönliche Feindschaften und Beschimpfungen sind erlaubt und ausdrücklich gewünscht, müssen sich dann aber auf hohem Niveau bewegen. Wer dazu nicht fähig ist, sollte es tunlichst unterlassen hier unsachlich zu werden.
Fakten:
Zeitraum: 1948-1952 (4 Jahre)
Volumen Gesamt: 13,1 Milliarden US-Dollar (75 Milliarden Euro in 2007)
Jahresschnitt: 3,275 Milliarden US-Dollar (18,75 Milliarden Euro in 2007)
Gesamt Deutschland:
Anteil: ca 10%
Westdeutschland: 1,4 Milliarden US-Dollar (5,73 Milliarden Euro in 2007)
Jahresschnitt: 350 Millionen US-Dollar (1,43 Milliarden Euro in 2007)
Weiteres:
Hilfeart: rückzahlbarer Kredit (nur für Deutschland, Rest bekamm es geschenkt)
Rückzahlung: in Summe von 1953-1962 mit Zins ca. 13 Milliarden D-Mark (das Doppelte der verliehenen Summe) Zinssatz demzufolge >5%
Verhältnis zum europäischen BIP: <=3%
Gesamtanteil am eurpäischen BIP-Wachstum nach Barry Eichengreen: 0,5% p.a
Meinung:
Diese Zahlen verdeutlichen sehr gut, dass der Marshallplan ein WITZ für Deutschland war und in seinen realen Auswirkungen der Propaganda noch nicht einmal in Ansätzen gerecht wird. Diese heutigen 18,75 Milliarden Euro pro Jahr waren für die USA eine lächerliche Investition. Damit erkauften die USA sich weiterhin strategische Interessen und Vorteile, deren Wert nicht meßbar sein dürfte, aber mit größter Wahrscheinlichkeit im mehrstelligen Milliardenbereich liegt. Allein Deutschland gibt pro Jahr 6 Milliarden Euro für Entwicklungshilfe aus. Dazu kannst Du ja noch die EU-Zuschüße und sonstige Projekte (U-boote z.B) drauflegen. Deutschland alleine leistet also pro Jahr mindestens den Marshallplan an andere Staaten und das meist ohne Kredit! Wenn wir also schon den Marshallplan derart verehren, dann müsste uns die heutige Welt ja ein gigantisches Denkmal bauen, würde sie den deutschen Maßstäben folgen.
Vielmehr ist richtig, dass der wirtschftliche (Wieder-)Aufstieg allein aus der Schaffenskraft und dem Wesen des deutschen Volkes kam. Der Marshallplan hat diese einmaligen Leistungen etwas (ich betone nochmals: etwas) begünstigt, ist aber weder ursächlich noch anteilsmäßig von besonderer Bedeutung für das Wirtschaftswunder.
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Die ganze Geschichte ist ein gelungenes Beispiel für kluge, strategische Geopolitik.
Aus amerikanischer Sicht ein voller Erfolg, 90% Der Bundesdeutschen glaubt auch heute noch an die alte Propaganda.
http://www.history.ucsb.edu/faculty/...ster300pxw.jpg
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Zitat:
Zitat von
derRevisor
Werte Foristen,
anläßlich einer Diskussion in einem anderen Strang habe ich beschlossen, diese interessante Frage auszulagern und extra zu besprechen.
Es geht hier um nichts Geringeres als den "legendären Marshallplan".
Für die Einen ist er die Grundlage des Wirtschaftswunders und Grund ewiger Dankbarkeit und für die Anderen ein völlig überhöhter Mythos ohne reale Substanz.
ich bitte um eine gesittete Diskussion. Persönliche Feindschaften und Beschimpfungen sind erlaubt und ausdrücklich gewünscht, müssen sich dann aber auf hohem Niveau bewegen. Wer dazu nicht fähig ist, sollte es tunlichst unterlassen hier unsachlich zu werden.
Fakten:
Zeitraum: 1948-1952 (4 Jahre)
Volumen Gesamt: 13,1 Milliarden US-Dollar (75 Milliarden Euro in 2007)
Jahresschnitt: 3,275 Milliarden US-Dollar (18,75 Milliarden Euro in 2007)
Gesamt Deutschland:
Anteil: ca 10%
Westdeutschland: 1,4 Milliarden US-Dollar (5,73 Milliarden Euro in 2007)
Jahresschnitt: 350 Millionen US-Dollar (1,43 Milliarden Euro in 2007)
Weiteres:
Hilfeart: rückzahlbarer Kredit (nur für Deutschland, Rest bekamm es geschenkt)
Rückzahlung: in Summe von 1953-1962 mit Zins ca. 13 Milliarden D-Mark (das Doppelte der verliehenen Summe) Zinssatz demzufolge >5%
Verhältnis zum europäischen BIP: <=3%
Gesamtanteil am eurpäischen BIP-Wachstum nach Barry Eichengreen: 0,5% p.a
Meinung:
Diese Zahlen verdeutlichen sehr gut, dass der Marshallplan ein WITZ für Deutschland war und in seinen realen Auswirkungen der Propaganda noch nicht einmal in Ansätzen gerecht wird. Diese heutigen 18,75 Milliarden Euro pro Jahr waren für die USA eine lächerliche Investition. Damit erkauften die USA sich weiterhin strategische Interessen und Vorteile, deren Wert nicht meßbar sein dürfte, aber mit größter Wahrscheinlichkeit im mehrstelligen Milliardenbereich liegt. Allein Deutschland gibt pro Jahr 6 Milliarden Euro für Entwicklungshilfe aus. Dazu kannst Du ja noch die EU-Zuschüße und sonstige Projekte (U-boote z.B) drauflegen. Deutschland alleine leistet also pro Jahr mindestens den Marshallplan an andere Staaten und das meist ohne Kredit! Wenn wir also schon den Marshallplan derart verehren, dann müsste uns die heutige Welt ja ein gigantisches Denkmal bauen, würde sie den deutschen Maßstäben folgen.
Vielmehr ist richtig, dass der wirtschftliche (Wieder-)Aufstieg allein aus der Schaffenskraft und dem Wesen des deutschen Volkes kam. Der Marshallplan hat diese einmaligen Leistungen etwas (ich betone nochmals: etwas) begünstigt, ist aber weder ursächlich noch anteilsmäßig von besonderer Bedeutung für das Wirtschaftswunder.
Erstens waren 18,75 Milliarden Euro in der Nachkriegzeit erheblich mehr wert als heute, zweitens sind die "Vorteile", welche die USA dafür erhielten, in der Tat nicht meßbar, weil nicht vorhanden. Außer man hält für ein amerikanisches Interesse, Europa vor dem Bolschewismus zu bewahren. Drittens war es sehr gut, daß die Marschallplangelder als Kredit und nicht als Geschenk gezahlt wurden, deshalb wurden sie nämlich investiert und nicht für Konsum zum Fenster hinausgeworfen (wie z. B. die deutsche Entwicklungshilfe). :]
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Zitat:
Zitat von
Mark Mallokent
Erstens waren 18,75 Milliarden Euro in der Nachkriegzeit erheblich mehr wert als heute, zweitens sind die "Vorteile", welche die USA dafür erhielten, in der Tat nicht meßbar, weil nicht vorhanden. Außer man hält für ein amerikanisches Interesse, Europa vor dem Bolschewismus zu bewahren. Drittens war es sehr gut, daß die Marschallplangelder als Kredit und nicht als Geschenk gezahlt wurden, deshalb wurden sie nämlich investiert und nicht für Konsum zum Fenster hinausgeworfen (wie z. B. die deutsche Entwicklungshilfe). :]
:top:
Und nicht zu vergessen, ohne den Marshalplan wäre Deutschland heute ein reines Agrarland, wie von Frankreich gewollt.
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Ich möchte gerne auch mal darauf verweisen dass Deutschland in den Nachkriegsjahren zudem noch Unsummen von Geld an andere Länder verteilt hat. Das ist weitgehend unbekannt, aber nachzulesen im Bundesarchiv.
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Zitat:
Zitat von
Deutschmann
Ich möchte gerne auch mal darauf verweisen dass Deutschland in den Nachkriegsjahren zudem noch Unsummen von Geld an andere Länder verteilt hat. Das ist weitgehend unbekannt, aber nachzulesen im Bundesarchiv.
An wen und wieviel? ?(
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Der wichtigste Aspekt des Marshallplans ist vielleicht, daß er die Abkehr von der morgenthau'schen Deindustrialisierungspolitik markiert. Von den wesentlichen und für Deutschland nachteiligen Absichten des Morgenthaplans ist bekanntlich als einzige die Deindustrialisierung nicht umgesetzt wordem.
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Solche Dinge wie Marshallpläne oder Konjunturpakete bringen eigentlich nichts. Normalerweise führen solche Programme dann auch immer später zu einer Rezession, da in das System künstlich Geld reingepumpt wurde. Die Rezession war wahrscheinlich nicht so groß, da es damals noch den Goldstandard gab (zwar nicht 100% aber stabiler als heute).
Eine Aufstrebende Wirtschaft kommt immer durch freie Märkte und sehr geringer Steuerbelastung und einer stabilen Währung (Beides hatten wir nach dem Krieg).
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Zitat:
Zitat von
henriof9
:top:
Und nicht zu vergessen, ohne den Marshalplan wäre Deutschland heute ein reines Agrarland, wie von Frankreich gewollt.
Das hatte nichts mit dem Plan zu tun, und das war auch keine Idee der Franzosen, De Gaulle war mit der erste der den Deutschen die Hand gereicht hat weil er wußte wie Adenauer auch, das die Zukunft Europas nur in der Gemeinschaft aller gesichert ist.
Man lese den Briefwechsel der beiden.
Dann befasse dich mal näher mit der Person Ludwig Erhard, und wo nach dem Krieg der Großteil des Geldes hergekommen ist, mit dem die Großindustrie wieder aufgebaut wurde,
Erhard gehörte zu denen die noch während des Krieges, mit Wissen der Nazis Gelder, nicht zu knapp, z.B. nach Argentinien geschafft haben.
Und dann rechne die Besatzungskosten dagegen, oder glaubst du die Allierten haben die selbst bezahlt. Bis 1953 wurden bereits Entschädigungen, Geld und Industriegüter bereitgestell, die in der Summe etwa dem Kreditvolumen des Marshallplanes entsprachen.
AW: Mythos und Realität der Marshallplans
Zitat:
Zitat von
Mark Mallokent
Erstens waren 18,75 Milliarden Euro in der Nachkriegzeit erheblich mehr wert als heute, zweitens sind die "Vorteile", welche die USA dafür erhielten, in der Tat nicht meßbar, weil nicht vorhanden.
Erstens hat der Autor die Kaufkraft auf 2007 hochgerechnet, damit ist der erste Teil ihrer Aussage obsolet, und zweitens wurde die Summe doppelt zurück bezahlt, aber nur von Deutschland. Alle anderen bekamen die Kohle for free.
Der MP war in erster Linie ein Propaganda-Instrument, und als solches wurde und wird er auch von der BRD bis heute hinsichtlich seiner Bedeutung überhöht.