Zitat:
WEIHNACHTEN - EIN INSPIRATIONSFEST
Warum wurde denn das göttliche Kind durch Jahrhunderte, durch Jahrtausende vor die Menschheit hingestellt als das, was es als am höchsten zu Verehrendes für die Menschenseele gibt? Aus dem Grunde, weil der Mensch, hinblickend zu dem Kinde - dann, wenn dieses Kind noch nicht so weit gekommen ist, daß es zu sich «Ich» sagen kann -, schauen kann, wissen kann, daß es noch an dem menschlichen Leib arbeitet, an dem Tempel des ewig Göttlichen, und weil der Mensch, der noch nicht «Ich» sagt, noch deutlich das Zeichen seines Ursprunges aus der spirituellen Welt zeigt. Durch diesen Hinblick auf des Menschen Kindesnatur lernt der Mensch volles Vertrauen haben zur Menschennatur. Da, wo der Mensch sich am meisten sammeln kann, wo die Sonne am wenigsten leuchtet und den Erdball wärmt, wo der Mensch nicht mit der Bestellung der äußeren Angelegenheiten beschäftigt ist, da, wo die Tage am kürzesten, die Nächte am längsten sind, wo alle Gelegenheit auf der Erde so ist, daß sich der Mensch am besten sammeln kann, am besten in sich selber gehen kann, da, wo sich ihm aller äußere Glanz, alle äußere Schönheit für eine Weile dem äußeren Blick entzieht, da stellte die abendländische Kulturentwickelung das Geburtsfest des göttlichen Kindes hin, das heißt des Menschen, der unverdorben die Welt betritt, und durch das unverdorbene Betreten der Welt dem Menschen in der Zeit seiner intensivsten Sammlung das stärkste, das höchste Vertrauen durch das Bewußtsein seines göttlichen Ursprunges geben kann.
Es ist wie eine Bekräftigung der großen Wahrheit, daß man vom Kinde viel lernen kann, wenn man sieht, daß eines Kindes Geburtstagsfest als ein großes, bedeutsames Vertrauensfest für die Menschheitsentwickelung hineingestellt ist in der Zeiten Lauf. Und so bewundern wir die unterbewußte, die spirituelle Vernunft der Menschen der Vorzeit, die solche Marksteine hineingestellt haben in der Zeiten Lauf. Wir fühlen uns dann wie Entzifferer von merkwürdigen Hieroglyphen, die gegeben sind durch das Hineinstellen solcher Feste in die Schrift der Zeiten durch die Menschen der Vorzeit, fühlen uns eins mit diesen Menschen der Vorzeit. Während sonst unser Blick der Zukunft zugewendet ist, während wir sonst willig sind, unsere besten Kräfte der Zukunft zur Verfügung zu stellen, allen Glauben an die Zukunft zu kräftigen und zu stärken, versuchen wir gerade an solchen Festtagen in Erinnerungen zu leben, die alte Gedanken wie verkörpert zu uns herübertragen, die uns lehren, daß wir zwar gegenwärtig nur in unserer Art denken können, was der äußeren Welt im Spirituellen zugrunde liegt, daß aber noch in der Vorzeit - in anderer Art zwar, aber nicht minder richtig, nicht minder grandios und bedeutend - das Wahre, das Erhabene gedacht und empfunden worden ist durch das Sich-Einsfühlen mit der Menschheit, mit allem, was die Menschheit zu ihren Höhen tragen soll. Das ist unser geisteswissenschaftliches Ideal, daß man sich eins fühlen kann mit dem, was die Menschheit der Vorzeit geschaffen hat, manchmal aus den verborgensten Seelentiefen herauf. Dafür sorgen die Feste, sorgen insbesondere die großen Feste, wenn wir nur ihre in der Zeiten Schrift hineingezeichnete hieroglyphische Zeichenbedeutung uns durch die Wahrheiten der Geistesforschung vor die Seele malen können.