NW / 30.07.2019 / Kreis Guetersloh
Mähdrescher brennen: Warum das Risiko bei Hitze besonders groß ist
Während der Erntezeit kommt es immer wieder zu Bränden beim Einsatz der Landmaschinen. Landwirte, Feuerwehr und Hersteller machen sich Gedanken um einen besseren Schutz. Die extreme Trockenheit macht Landwirten und Feuerwehr bei der Ernte schwer zu schaffen. In und um Harsewinkel brannten am Wochenende
drei Mähdrescher und eine Ballenpresse aus, ein weiterer Mähdrescher wurde schwer beschädigt. Die extreme Trockenheit lässt die Brandgefahr extrem steigen.
Das bestätigt auch Frank Berning, der in der Presseabteilung des Landmaschinenherstellers Claas die Fachpresse betreut. "Da reicht schon ein Fremdkörper wie ein Stein im Fahrzeug aus, um einen Funken zu erzeugen", nennt der Fachmann eine Ursache. Aber auch Bauteile wie ein Lager, das seine Betriebszeit überschreitet oder bei diesen Außenbedingungen heiß werdende Fette können schnell einen Brand entfachen.
Brände sind für die Fahrer von Landmaschinen nur schwer zu erkennen
Technisch sei Abhilfe kaum zu schaffen, sagt Frank Berning. In den großen Maschinen mit ihren Zehntausenden von Bauteilen seien Brandherde kaum zu finden. Ein klassischer Rauchmelder könne angesichts der enormen Staubentwicklung wohl kaum zum Einsatz kommen. Zudem sei ein Brand für den Fahrer, der ja vorne auf der Erntemaschine sitze, nur schwer zu erkennen.
"Wir haben kürzlich von einem Fall gehört, wo es für einen Fahrer komisch gerochen hat. Als er die Maschine untersuchte, konnte er einen entstehenden Brand noch mit einer Gieskanne löschen."
So leicht hatten es die Fahrer am Wochenende in Harsewinkel nicht. Mehr als 100.000 Euro Schaden entstanden wie berichtet allein am Freitagabend bei einem Brand eines Mähdreschers auf einem Feld in Greffen. Der Fahrer des Fahrzeugs der Firma Claas brachte sich rechtzeitig in Sicherheit. Der 52-Jährige hatte wegen der enormen Staubentwicklung den Rauch erst bemerkt, als dieser bereits den Treppenaufgang zum Führerhaus hinauf waberte.
"Der hat sofort die Bleche geöffnet und gesehen, dass er da keine Chance mehr hat, selbst zu löschen", skizziert Andreas Feismann, Leiter der Feuerwehr Harsewinkel, den Hergang des Unglücks, bei dem niemand zu Schaden kam. "
Der Motor läuft bei diesen Temperaturen extrem heiß. Wenn es zu Funkenflug kommt, entwickelt sich schnell ein Brand, erklärt Andreas Feismann, warum das Risiko bei diesen Bedingungen besonders hoch ist. Für die Erntemaschine kam trotz des massiven Aufgebotes der Löschzüge Greffen, Sassenberg und Versmold jede Hilfe zu spät. Der nach Angaben von Feismann mehr als zehn Jahre alte Drescher brannte völlig aus.
Auch Frank Berning kennt diese Phänomene. Das staubige und kurzgehackte Material, das die Erntemaschinen an so einem Einsatztag aufnehmen, verstärke wegen seiner
hohen Entflammbarkeit das Risiko. "Daher reinigen die Landwirt mindestens einmal am Erntetag, wenn möglich auch mehrmals am Tag die Maschinen."
Feuerwehr und Landwirte arbeiten eng zusammen
Anderswo reichen die Vorsorgemaßnahmen noch weiter. "In anderen Regionen wie in Ostdeutschland stellen die Landwirte bei solch trockenen Bedingungen schon Wasserwagen auf die Felder", erklärt Berning. Auch in Harsewinkel wirken Landwirte und Feuerwehr bei der Gefahrenabwehr eng zusammen. "Die Landwirte helfen bei der Versorgung mit, indem sie ihre Güllefässer mit Wasser gefüllt bereithalten", erklärt Andreas Feismann. Da die Wehren wegen der anhaltenden Trockenheit kein Wasser mehr aus Fließgewässern entnehmen, sei diese stille Reserve sehr hilfreich.
Außerdem montierten viele Bauern ihre Grubber vorsorglich an den Traktoren, damit diese im Brandfall schnell zum Einsatz kommen, sagt Andreas Feismann. So mähten einige Landwirte in Greffen in Windeseile Brandschneisen ins Feld, um ein Übergreifen auf ein Waldstück zu verhindern. "Dank der aufgewühlten Erde findet das Feuer hier keine Nahrung mehr", sagt Feismann.
Mit einem Sprung aus der Kabine gerettet
Am Samstag waren die umliegenden Löschzüge weiter gefordert, als eine brennende Ballenpresse ein Stoppelfeld an der Steinhäger Straße in Brand setzte. Rund 1.000 Quadratmeter Getreidefeld verbrannten. Der Fahrer des Frontladers konnte die Erntemaschine noch vom Feld fahren. "Das erleichtert nach dem Löschen den Abtransport", erklärt Feismann. Grundsätzlich seien aber alle Feuerwehrfahrzeuge geländegängig. "Gerade bei dieser Trockenheit haben wir daher keine Probleme, auf die Felder zu fahren."
Bei einem weiteren Brand eines Mähdreschers am Samstag rettete sich ein 50-jähriger Fahrer mit einem Sprung aus seiner Kabine. Die Kameraden der Löschzüge Herzebrock, Clarholz, Möhler, Quenhorn, Rheda und Wiedenbrück löschten an der Greffener Straße die Flammen, nachdem auch hier ein Mähdrescher bei Erntearbeiten in Brand geraten war. "Als die abrückten, haben sie den Rauch bei einem weiteren Brand entdeckt und sind gleich den nächsten Einsatz gefahren", spricht Feismann von einem günstigen Zufall.
Dabei war es auf einem Feld nahe des Heerdamms zu einem weiteren Feuer an einem älteren Mähdreschermodell gekommen. Auch hier kamen die Wassertanks der Landwirte zum Einsatz, während andere eilig das Feld im Brandbereich umpflügten. Insgesamt 75 Brandbekämpfer waren im Einsatz.
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