Stern.de / 17.03.2024
VORSTOSS VON BILDUNGSMINISTERI
Schüler auf Krieg vorbereiten? "Unsere Kinder müssen gesünder, resilienter und mutiger werden"
Krieg im Unterricht
Experten fordern neue Unterrichtsfächer, um Kinder auf den Krieg vorzubereiten
Sollten Schulen unsere Kinder auf Krieg vorbereiten? Der entsprechende Vorstoß von
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat eine Debatte losgelöst – die weit über ein neues Schulfach hinausgeht. Die Forderung von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, an den Schulen auch
sicherheitspolitische Gefahren zu vermitteln, stößt auf Zustimmung beim
Deutschen Lehrerverband.
"Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss", sagte Verbandspräsident Stefan Düll der "Bild am Sonntag".
"Ich erwarte von der Bundesministerin, dass sie jetzt das Gespräch mit den Bildungsministern in den Bundesländern sucht. Eine Absichtserklärung reicht nicht, jetzt muss im Politik-Unterricht zum Ukraine-Krieg und zur gesamteuropäischen, ja globalen Bedrohungslage gelehrt werden."
Sicherheit und Verlässlichkeit
Das Gefühl, sich auf sein Umfeld verlassen zu können, gesund und sicher zu sein ist für die kindliche Entwicklung essenziell. Das beinhaltet nicht nur den Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung und der Möglichkeit, sich als Kind auszuleben, sondern auch den Schutz vor Gewalt und Misshandlung jeglicher Form. Sollten Kinder diese existenzielle Sicherheit nicht bekommen, kann sich das im Erwachsenenalter in Form von vielfältigen gesundheitlichen und psychischen Störungen äußern.
Stark-Watzinger hatte gesagt, die Gesellschaft müsse sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum
Krieg.
"Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken",
sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie sprach sich für Zivilschutzübungen an Schulen aus und rief diese auf, ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" zu entwickeln.
Krieg im Unterricht? Jugendlichen keine Angst machen
Mehrere Bildungspolitiker kritisierten den Vorstoß. "Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig", sagte der bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek (CDU), der "Bild am Sonntag". "Jedes vierte Kind lernt in der Grundschule nicht richtig lesen und schreiben - da müssen wir ran." Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte am Samstag: "Es hilft nicht, der Bevölkerung und insbesondere Kindern und Jugendlichen Angst zu machen."
Der Grünen-Politiker Kai Gehring, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bundestag, sagte der Zeitung:
"Die
Zeitenwende wirft viele neue
friedens- und sicherheitspolitische Fragen auf, dennoch irritieren einzelne weitreichende Aussagen der Bildungsministerin. Angesichts der
Pisa-Misere sollte sie sich in erster Linie zur Aufgabe machen, beherzt die zentralen Herausforderungen für unser Bildungssystem anzupacken."
Resilientere Kinder durch neue Schulfächer?
Die
Vorsitzende der
Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), plädierte für eine
umfassende Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern auf mögliche Krisen.
"Pandemien, Kriege, Naturkatastrophen, Klimawandel, tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft: Kinder und Jugendliche müssen insgesamt breiter auf die Zukunft vorbereitet werden",
sagte die saarländische Bildungsministerin den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe.
* "Sie müssen gesünder, resilienter, mutiger und selbstbewusster werden und so flexibel, dass sie Veränderungen aktiv mitgestalten können. Dazu kann Schule einen wichtigen Beitrag leisten, besonders im Bereich Ganztag."
Hier könnten auch Kontakte geknüpft werden mit den Organisationen, die für den Zivilschutz eine wichtige Rolle spielen, wie dem Technischen Hilfswerk, den Feuerwehren und den Rettungskräften.
(G+J Medien GmbH)
https://www.stern.de/politik/deutsch...-34552444.html