Wandelnde Tote in der Kulturgeschichte
Auch bei den Zombies der Realgeschichte kann es sich sowohl um einen auferstandenen Toten wie auch um einen seelisch Toten handeln, also um einen Menschen, der zwar biologisch am Leben ist, psychisch jedoch zerstört, um einen Menschen ohne Selbst, um einen Automaten für Andere. In jedem Fall fehlt diesen körperlichen Zombies der freie Wille oder auch das individuelle Motiv des Vampirs. Das gilt auch für den Zombie des Films und der Literatur. Interessanterweise ähneln die Zombies der frühen Filme den Vorstellungen in Haiti am meisten.
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Merkmale des modernen Zombies
Der Zombie in der modernen Kulturindustrie lässt sich schwer einordnen. Durch Außerirdische erweckte Leichen, von einem Virus Infizierte, von bösen Zauberern geschaffene Sklaven, entfremdete Körpermaschinen wie die Borgs,
Menschen ohne Bewusstsein fallen alle unter Zombies. Die Fremdbestimmung und der Verlust der individuellen Persönlichkeit scheint alle Zombies auszuzeichnen. Untot sind sie in der Moderne entweder körperlich oder aber als Metapher. Dabei gibt es aber im Rollenspiel auch Zombies, Zombieherren, die Heere von Leichen gegen die Zivilisation führen. Die wandelnden Toten, eine uralte menschliche Angst, kommen immer wieder im Zombiefilm. Der Kontrollverlust, die westliche Hauptangst vor dem Voodoo, ist ebenfalls Kernelement der modernen Zombies.
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Der Zombie heute
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Anders als beim
modernen Vampir ist es das
Moment der Bewusstseinslosigkeit in der
postmodernen Gesellschaft, das die Zombies auszeichnet. Nicht von ungefähr spielen Zombiefilme in heutigen Großstädten, in Supermärkten, auf Tekknoparties. Und die Kontrolle über seinen Geist und Körper zu verlieren, unter die
Kontrolle eines Anderen zu geraten, sei es ein
Leichenherr oder ein
Virus ist ein Abbild der postindustriellen Gesellschaft. Die Menschen schlagen sich in der Wirklichkeit dieser Gesellschaft als
„Humankapital“ durch, müssen sich immer wieder
neu verwerten und
verwerten lassen, ohne einen Zugang dazu zu haben, warum und für wen sie arbeiten. Zunehmend lösen sich soziale Bindungen.
Das menschliche Miteinander verschwindet und damit das Bewusstsein, in einer Gemeinschaft mit anderen zu leben. Und in diesem täglichen Kampf um die materielle Existenz ist die Angst, zu einem „Zombie“ zu werden, groß – zu etwas zu werden, das sich selbst nicht mehr spürt, nicht mehr weiß, was es ist, kein Gefühl für den eigenen Körper mehr hat. Dazu kommt die von Romero ausgedrückte Lust vieler, dass „das alles“ endlich vorbei ist, die Zerstörung der Fiktion der heilen Mittelschichtswelt, die in ihren Einfamilien-Siedlungen amerikanischer Städte das Elend der Ghettos draußen hält.
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